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Die Chroniken von Ninavel – Die Blutmagier

Die Chroniken von Ninavel – Die Blutmagier

Titel: Die Chroniken von Ninavel – Die Blutmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Schafer
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wahr?«
    Kiran erstarrte. Er hatte Pello nicht kommen hören   – verfluchter Kerl. Wie hatte er sich so flink über so schwieriges Terrain bewegen können? Langsam, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren, drehte Kiran sich um. Pello stand nur ein paar Fuß entfernt auf dem breiten, abgeflachten Felsen, in der Hand einen leeren Krug, auf dem Kopf eine wollene Flickenmütze, unter der seine Locken fast ganz verschwanden. Sein Grinsen wirkte zwar freundlich, sein dunkler Blick war jedoch so durchdringend, dass Kiran eine Gänsehaut bekam.
    Pello deutete mit dem Krug auf den See. »Nicht mal die hängenden Gärten Reytanis sind so staunenswert   … habe ich mir sagen lassen.«
    Kiran zuckte die Achseln. Sein Gesicht fühlte sich wie versteinert an. Von den dreizehn Stadtvierteln der Noblen erwähnte er ausgerechnet Reytani, in dem Ruslan wohnte? Ein Zufall? Kirans Unbehagen wuchs.
    »Hast wohl Scheu vor mir? Keine Angst, ich habe keinen Giftstachel.« Pello kam einen Schritt näher. Unwillkürlich schaute Kiran über die Schulter. In der Richtung war der Rückzug abgeschnitten; da war der See. Rechts und links ging es tief hinunter zu spitzen, scharfkantigen Steinen. Den Sprung wagte er nicht. Pello versperrte ihm den einzig möglichen Weg. Er hatte ihn so gründlich festgesetzt wie ein dreifach geschlungener Abwehrzauber.
    Bei seinem inneren Aufruhr erhoben sich Kirans Zauberkräfte, still und verlockend wie der Tanz einer Kurtisane. Nein. Er erstickte die Flamme in seinem Innern. Verbissen starrte er auf Pellos abgeschabte Lederstiefel.
    »Ich habe schon mal einen Mann mit so heller Haut und so blauen Augen wie deinen gesehen«, sagte Pello in nachdenklichem Ton. »Das war in Prosul Varkevia, als ich noch klein war. Aber seine Haare waren schwarz wie Shaikars Herz, nicht braun, und er sprach auch nicht gesittet. Die Shuka-Tänzer erzählten hinter vorgehaltener Hand, er stamme von jenseits der Ostsee.«
    Kiran blickte auf, ehe er sich besinnen konnte. Ihm war seit Langem klar, dass er für Ninavels Verhältnisse ungewöhnlich aussah. Einmal hatte er heimlich stundenlang in Ruslans Bibliothek geforscht, ob es ein Volk seines Aussehens gab, aber ohne Erfolg.
    »Ah, das weckt deine Aufmerksamkeit.« Pello lächelte befriedigt. »Dann warst du womöglich ein begabter Knabe? Wurdest von deiner Mutter früh verkauft wie Dev auch?«
    Begabt. Kiran zog sich der Magen zusammen. Absichtliche Wortwahl oder nicht? Jedenfalls kam Pello der Wahrheit schrecklich nahe. Schweigen war nun nicht mehr nützlich. Kiran musste diesen Gedankengang abwürgen. Er rief sich die Tarngeschichte ins Gedächtnis, die er sich auf Devs Beharren eingeprägt hatte, und hob das Kinn.
    »Meine Eltern sind Buchbinder im Kulori-Viertel.« Trotz seiner heiklen Lage war die Neugier in ihm geweckt. War Dev wirklich als kleines Kind verkauft worden? Seine Ikilhia war so blass wie bei jedem Unbegabten.
    Pello klatschte in die Hände. »Er spricht!« Er neigte den Kopf zur Seite. »Buchbinder, sagst du   … und welche ferne Stadt hat diese ungewöhnliche Prägung deiner Aussprache erzeugt?«
    Kiran wusste, dass Ruslans gleitende Vokale und scharfe Konsonanten auf ihn abgefärbt hatten, Überbleibsel der Muttersprache Ruslans und Lizavetas. Sie wurde in einer Stadt gesprochen, die nur noch in Sagen und Liedern vorkam, wie Lizaveta einmal gesagt hatte.
    Er zuckte wieder die Achseln. »Ich sollte jetzt umkehren«, murmelte er. Auch wenn er Dev noch nicht genügend Zeit verschafft hatte, wagte er nicht, noch länger zu bleiben. War erwirklich so arrogant gewesen zu glauben, seine wahre Identität bliebe Pello verborgen, weil er nicht mit Magie begabt war? Offenbar war er genauso voreingenommen wie Ruslan.
    »Natürlich«, sagte Pello freundlich. »Verzeih mir meine Neugier. Dev hat gewöhnlich nicht so interessante Gesellschaft.« Er trat einen Schritt zur Seite.
    Kiran musste sich vorbeidrängen und gab sich Mühe, Pellos Nähe zu ignorieren. Er setzte sich, um sich zum nächsten Felsblock hinuntergleiten zu lassen.
    In dem Moment spürte er eine Hand in seinen Haaren, die sich sodann auf seine Schulter legte. Im Nu fühlte er sich in Ruslans Arbeitsraum zurückversetzt. Angst und Wut trübten seinen Blick. Mit einem Schrei wand er sich los und riss den Arm hoch, um zuzuschlagen, wobei er schmerzhaft auf den Fels prallte.
    »He!«, brüllte Dev und machte Kirans erinnerungsträchtiger Panik ein Ende. Mit klopfendem Herzen ließ Kiran die Hand sinken. Dev

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