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Die Chroniken von Ninavel – Die Blutmagier

Die Chroniken von Ninavel – Die Blutmagier

Titel: Die Chroniken von Ninavel – Die Blutmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Schafer
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zwei Wagen durch. Auf der anderen Seite kletterte er über das Geröll. Die Lawine donnerte ihm entgegen. Er musste sofort handeln.
    Vor einem scharfkantigen Felsen, der aus dem Schnee aufragte, warf er sich auf die Knie und riss seine Barriere auf. Pulsierende Ikilhia, aufgereiht entlang des Konvois wie eine Reihe brennender Kerzen, platzte in seine Wahrnehmung, kleine, schwache Lichtpunkte für die Maultiere und Pferde und strahlend helle Flecke für die Menschen.
    Mit einer hastigen Bewegung riss sich Kiran an den scharfen Kanten des Felsens die Handflächen auf und tauchte sie in den Schnee. Glühend durchlief ihn der Schock der Verbindung, und er sah die Lebenslichter in aller Deutlichkeit. Sofort stellte er sich ein grobmaschiges Netz vor, bei dem die großen Lichter nicht durch die Maschen passten.
    Kiran stieß das Tor zu seinem Innersten auf und beschwor Magie. In einem fernen Teil seines Bewusstseins spürte er dumpfe Aufschläge und Schmerzensschreie. Ikilhia strömte in ihn hinein, lieblich und brennend.
    In den Augenblicken, die ihm noch blieben, nahm er so viel in sich auf, wie er eben wagte. Die Magie tanzte in seinem Blut, erfrischend wie Wasser für einen Verdurstenden, blendend wie Tageslicht nach langer Dunkelheit. Erbittert hielt er an der Konzentration fest. Für etwas Subtileres war keine Zeit. Er musste rohe Gewalt anwenden und hoffen, dass es genügte.
    Kiran hob die blutigen Hände. Mit einem Schrei lenkte er eine Kraftsäule nach vorn. Magische Energie prallte gegen die Lawine. Der Zusammenstoß der Kräfte schickte sengende Schmerzen durch Kirans Körper, als die Magie gegen ihn zurückwallte. Erneut lenkte er sie gegen die Lawine und konnte seine Barriere aufrechterhalten, bis er schließlich unter der Anstrengung zusammenbrach. Dann versank er in Schwärze.

ACHT
DEV
    Ich hatte Mühe, im Sattel zu bleiben, als die aufgebrachte Stute auf dem rollenden Schotter um Halt rang. Daran war ich selbst schuld, hätte sie nicht so schnell wenden sollen. Was war denn bloß in Kiran gefahren? Die Stute strauchelte schon wieder, und einen hektischen Moment lang hatte ich ganz andere Sorgen.
    Bis ich sie gezügelt hatte, war das Donnern der Lawine verstummt. Ich fürchtete schon, was ich zu sehen bekäme, wenn sich der weiße Dunst gelegt hatte. Die Lawine war breit genug gewesen, um den ganzen Konvoi zu verschütten. So viele Tote   … und Kiran unter ihnen. Er war mitten in die Bahn gerannt. Meine größte Chance, Melly zu retten, war den Bach runter gegangen.
    Mit kalter Verzweiflung im Magen strengte ich die Augen an, um durch die Gischt etwas zu erkennen. Ich würde mit Cara und Jerik die Suche anführen müssen, vorausgesetzt, sie waren noch am Leben. Ich würde die zermalmten Leichen von Leuten bergen müssen, die ich gekannt hatte, würde in ihre blau angelaufenen Gesichter blicken, die aufgerissenen Münder sehen.
    Langsam legte sich die Gischtwolke. Als ich sah, was sie enthüllte, durchschoss mich eine derartige Erleichterung, dass ich fast aus dem Sattel gekippt wäre.
    Die meisten Leute saßen unverletzt auf der Straße. Auf halber Höhe der Rinne hatte sich die Lawine geteilt und war nach den Seiten ausgewichen. Die rechte Hälfte hatte den Konvoiverfehlt und war, ohne Schaden anzurichten, hundert Schritt vor dem vordersten Wagen über die Straße hinweggegangen.
    Die linke Hälfte hatte die hintersten Wagen noch erwischt. Holztrümmer und Blechteile ragten aus dem Schnee. Ich lenkte die Stute so schnell ich es eben wagte den Schotterhang hinunter. Wer unter dem Schnee lag, überlebte nur wenige Minuten.
    Tiefe Mulden im Schotter zeigten, wo Kiran entlanggelaufen war. Die Spur führte auf die Straße. Suchend schaute ich die verschont gebliebenen Wagen entlang. Er war nirgends zu sehen. Mehr Zeit durfte ich für ihn nicht aufwenden, verflucht noch eins.
    Ein Pfiff schallte durch die Luft. Jerik stand auf einem Felsblock. Er zeigte auf sich, dann auf die zertrümmerten Wagen. Er würde also die erste hastige Suche nach Überlebenden anführen.
    Ich pfiff zur Antwort und zeigte auf den Konvoi, um ihm zu bedeuten, dass ich Helfer sammeln würde. Ein dritter Pfiff kam vom Kopf des Zuges. Ich seufzte erleichtert. Khalmet sei Dank, Cara hatte es nicht erwischt. Während die Stute zur Straße hinabstieg, schaute ich zur Rinne. An der Stelle, wo sich die Lawine geteilt hatte, war nichts Ungewöhnliches zu erkennen, kein Felsen, keine Eisklumpen, nichts, was den sonderbaren Vorgang erklären

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