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Die Chroniken von Ninavel – Die Blutmagier

Die Chroniken von Ninavel – Die Blutmagier

Titel: Die Chroniken von Ninavel – Die Blutmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Schafer
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konnte.
    Aufgeregte Kutscher mit bleichen Gesichtern liefen um die Wagen herum, die kreuz und quer standen, weil die panischen Maultiere von der Straße hatten flüchten wollen. In der Mitte des Zuges waren viele von ihnen umgefallen und schienen sich verheddert zu haben, sodass sie nicht wieder auf die Beine kamen. Ich sprengte auf die Straße und brüllte: »Hierher! Die Lawine hat die letzten Wagen erfasst. Wir brauchen eine Suchmannschaft.«
    Männer nickten und eilten heran. Einer mit der kupferbraunen Haut und den dunklen Locken der Varkever ergriff meinen Steigbügel. Die andere Hand umklammerte die stacheligen Bronzeschleifen eines Teufelsamuletts. »Uns hat Khalmet verschont, aber unsere Gespanne sind tot!«, rief er und zeigte darauf.
    Ich ritt zu dem bezeichneten Wagen. Die Maultiere lagen mit herausgestreckter Zunge in ihrem Geschirr auf der Seite. Bei Shaikars Höllenpfuhl, was hatte das zu bedeuten?
    Der Kutscher war mir gefolgt. »Neriyul sagt, es sind auch Männer tot zusammengebrochen, ohne dass eine Verletzung zu erkennen ist. Zuerst der Fluchhabicht und das Gewitter und jetzt das   – das muss das Werk eines Dämons sein, wir sind verflucht.«
    »Den Toten kannst du nicht mehr helfen, aber die Verschütteten können noch mit dem Leben davonkommen. Also hör auf, über Dämonen zu faseln, und beweg dich nach hinten!« Es bestand nicht viel Hoffnung, dass Jeriks Mannschaft noch jemanden retten würde, nicht bei einer Schneelawine dieses Ausmaßes, aber wir mussten es versuchen.
    Der Varkever schluckte und nickte. Ein anderer Kutscher, der noch jünger war als Kiran, kam den Zug entlanggerannt. Schlitternd machte er bei mir Halt. »Jerik hat genug Ausrüstung, um Überlebende zu suchen, aber er braucht mehr Suchstangen und Schaufeln, bevor seine Mannschaft nach brauchbaren Gütern graben kann.«
    »Sag ihm, ich kümmere mich darum.« Ich ritt den Zug entlang zum Vorreiterwagen. Das Herz schlug mir im Hals, als ich an toten Gespannen und einigen zusammengebrochenen Männern vorbeikam. Was war da passiert? Und wo war Kiran abgeblieben?
    Hinter einem Felsblock ragte ein mir bekannter Stiefel hervor. Ich zögerte, dann hielt ich die Stute an. Verdammt, wenn es Kiran erwischt hatte, wollte ich es wissen. Ich stieg ab und ging um den Felsen herum.
    Da lag er mit ausgestreckten Armen bäuchlings im Schnee, der rings um seine Hände rot von Blut war.
    Ich ließ mich auf die Knie nieder und tastete am Hals nach seinem Puls, während ich ein Stoßgebet zu Khalmet und Suliyya schickte.
    Sein Puls war gleichmäßig. Mit zitternden Fingern rieb ich mir die Augen, dann suchte ich ihn flink nach Wunden ab. Er hatte nichts abbekommen außer an den Handflächen. Nach den Blutspuren an der Felskante zu urteilen, hatte er sich wohl festzuhalten versucht, als er umgekippt war.
    Ich drehte ihn auf den Rücken. Er reagierte überhaupt nicht und war schneeweiß im Gesicht. Was immer ihn umgehauen hatte, ein Heiler würde ihn wohl wieder auf die Beine bringen. Ich würde ihn zum Vorreiterwagen bringen und Merryn Bescheid sagen lassen, bevor ich die Suchstangen und Schaufeln auspackte.
    Ich hievte ihn mir auf die Schulter. Zum Glück war er schmächtig. Er war zwar groß und darum unbequem zu tragen, aber nicht schwer. Ich taumelte zur Straße hinab und stellte mir die immer gleiche Frage: Wieso war er plötzlich zum Konvoi gerannt?
    Die Antwort würde ich erst erfahren, wenn er aufwachte. Und dann würde ich ihm einen derartigen Tritt in seinen mageren Nobelarsch verpassen, dass er es nie wieder wagte, mir von der Seite zu weichen. Erleichtert legte ich ihn über den Rücken der Stute und saß hinter ihm auf. Als ich die Stute antrieb, schaute ich noch einmal die Rinne hinauf.
    Die Stelle, wo sich die Lawine geteilt hatte, lag auf einer Linie mit der Stelle, wo ich Kiran gefunden hatte. Mir stockte der Atem.
    Kein Amulett, von dem ich je gehört hätte, besaß die Macht, eine Lawine aufzuhalten. Aber ein Magier   … ja, ein Magier würde das hinbekommen.
    All die kleinen Ungereimtheiten bei Kiran fügten sich plötzlich zu einem sinnvollen Bild zusammen. Scheiße, nein! Verdammt noch mal, nein! Wie hatte ich so verflucht dämlich sein können?
    Ich hatte immer geglaubt, Magier lebten in ihrer eigenen arroganten Welt, von denen wir Normalsterblichen keine Ahnung hatten, auch wenn sie in derselben Stadt wohnten wie wir. Und selbst die nicht so bedeutenden unter ihnen schritten am gewöhnlichen Volk achtlos vorbei, als

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