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Die Chroniken von Ninavel – Die Blutmagier

Die Chroniken von Ninavel – Die Blutmagier

Titel: Die Chroniken von Ninavel – Die Blutmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Schafer
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Antwort stehen, sobald er zu sich käme. Falls er zu sich käme. Ich musste an Harken denken, der jetzt leblos dalag, und es schnürte mir die Kehle zu. Nein, verflucht. Er würde bestimmt wieder auf die Beine kommen und die anderen auch.
    Der Lawinenkegel bildete quer über der Straße einen weißen Wall, vor dem die heil geblieben Wagen klein aussahen. Als wir dort anlangten, sah ich als Erstes Pello. Er saß in etliche Decken gewickelt auf der Straße, umringt von aufgeregten Treibern. Ichrang mir ein freudiges Gesicht ab wegen seiner Rettung. Wie in Shaikars Namen hatte Pello das überlebt? Der Mann war ja zäh wie eine Kakerlake, verflucht noch eins.
    Jerik kam über ein paar in den Schnee getretene Stufen zu mir herunter und deutete mit dem Daumen auf Pello. »Wir haben seinen Fuß rausgucken sehen und haben ihn als Ersten ausgegraben. Bisher keine weiteren Überlebenden.«
    Cara musterte Pello und schüttelte staunend den Kopf. »Da ist jetzt wohl jemand Khalmet einen Gefallen schuldig.«
    Ja, und ganz bestimmt nicht ich, dachte ich innerlich fluchend.
    Pello sah nicht zu uns rüber. Er trug einen Arm in der Schlinge und seine kupferbraune Haut hatte einen gelblichen Stich. Soweit bot er das typische Bild, wenn einer knapp mit dem Leben davongekommen ist, aber als ihm ein Kutscher eine Flasche heißen Tee anbot und er sie nahm, sprach seine ruppige Bewegung mehr von Wut als von zittriger Erleichterung.
    Ich kannte das. Wenn Kiran ein Magier war, dann ein verdammt schlechter. Leute waren ums Leben gekommen, Wagen zerstört, und wofür?
    Der Tag wurde lang und frustrierend. Cara, Jerik und ich gingen stundenlang mit den Helfern von oben beginnend den Lawinenkegel ab und stachen mit den Stangen möglichst tief in den Schnee. Wir fanden lediglich zwei Tote und ein paar zerschellte Kisten. Die anderen waren zu tief verschüttet. Sollte es ein heißer Sommer werden und genügend Schnee abschmelzen, würden spätere Reisegruppen mehr finden, aber bei dieser dicken Schneeschicht vielleicht auch nicht. Die Kutscher stocherten erbittert und schweigend. Manche trugen so viele Amulette, dass es bei jeder Bewegung klimperte.
    Erst kurz vor Sonnenuntergang ließ Cara die Suche einstellen. Meldon winkte sie zum hintersten Wagen, und sie berieten sich sehr lange. Jerik und ich saßen still beisammen und sahen zu, wie die Leute nach und nach in ihre Wagen krochen. Dabei ließ ich mir meine Theorien durch den Kopf gehen, die alle nicht gut waren.
    Was ich übers Zaubern wusste, hatte ich aus Gerüchten und Gruselgeschichten aufgeschnappt, nicht aus verlässlichen Quellen, aber immer hatte es geheißen, dass Magie viel mehr Arbeit erforderte als der Einsatz bloßer Behaftung. Den ganzen Morgen war ich mit Kiran zusammen gewesen. Hätte er gezaubert, um die Lawine auszulösen, hätte ich das ganz bestimmt bemerkt. Doch je mehr ich darüber nachdachte, desto überzeugter war ich, dass Kirans Feind für den Abgang verantwortlich war.
    Kiran hatte schon erschrocken aufgemerkt, bevor das Knacken zu hören gewesen war. Vielleicht hatte er die Magie gespürt. Er hatte sich von mir aus der Gefahrenzone bringen lassen   – und dann war ihm eingefallen, er könnte die Lawine nutzen, um Pello zu beseitigen, und war zurückgerannt, um sich mit einem eigenen Zauber einzumischen. Nur eines war mir ein Rätsel, nämlich was die Männer und die Maultiere in der Mitte des Zuges umgehauen hatte. Vielleicht hatte Kirans Gegner einen Todeszauber geschickt, für den Fall, dass die Lawine ihn doch nicht erwischte.
    Cara kam aus dem Wagen. Ihr Gesicht war von harten Linien gezeichnet. »Zehn Leute sind durch die Lawine umgekommen, und sechs weitere wurden außerhalb des Schnees tot aufgefunden. Die Kutscher melden zwanzig tote Maultiergespanne und vier tote Pferde. Sieben Männer sind noch bewusstlos, darunter Kellan und Harken. Sechs waren bewusstlos, sind aber inzwischen zu sich gekommen, und dreißig klagen über Schwäche und Übelkeit.«
    Sie schaute über die Schulter zu Meldon, der seine dicken Arme verschränkt hielt und den grauhaarigen Kopf hängen ließ. »Einige Kutscher fürchten eine weitere Lawine und wollen zum Eissee umkehren. Ich hab Meldon gesagt, dass die Schneemasse hinter uns am dicksten ist, und darum empfohlen, zum Perosee im nächsten Kar weiterzufahren. Ich schätze, wir brauchen einen Tag, um die Straße vor uns befahrbar zu machen, und zwei oder drei Tage, um in die entgegengesetzte Richtung zu ziehen.«
    Die Falten in

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