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Die Chroniken von Ninavel – Die Blutmagier

Die Chroniken von Ninavel – Die Blutmagier

Titel: Die Chroniken von Ninavel – Die Blutmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Schafer
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zählten die Leute noch weniger als Sandflöhe. Andere machten ein schaurig geistesabwesendes Gesicht, bei dem man eine Scheißangst bekam. Darum hätte ich nie für möglich gehalten, ein naiver, gewinnender Jüngling, der vor Schwierigkeiten weglief, könnte ein Magier sein.
    Außer, Kiran hatte mir das alles nur vorgespielt. Ich betrachtete argwöhnisch die schlaffe Gestalt vor mir. Doch wozu die Lawine umlenken und den Konvoi retten, obwohl er bei mir hinter dem Felsen in Sicherheit gewesen war?
    Vor meinem geistigen Auge sah ich die Trümmer der hinteren Wagen. Auch Pellos war getroffen worden.
    Gestern Abend am Eissee   … Pellos sonderbare Anspannung bei seinem Wutausbruch und Kirans nervöses Beharren, ich solle etwas gegen ihn unternehmen   … ach du Scheiße, natürlich! Pello musste da schon begriffen haben, dass Kiran kein gewöhnlicher Nobelsprössling war. Und Kiran   … hatte er beschlossen, die Sache selbst in die Hand zu nehmen, nachdem ich abgewiegelt hatte?
    Ein noch unangenehmerer Gedanke schoss mir durch den Kopf. Angenommen, Kiran hatte mir seine Nervosität nicht vorgespielt und er hatte tatsächlich einen mächtigen Feind in Ninavel, dann war der womöglich ein Magier? Bei Khalmets blutiger Hand! Es war ein gewaltiger Unterschied, ob ein gleichgültiger Magier im Auftrag irgendeines stinkreichen Kerls einen Zauberauf uns abfeuerte oder ob es ein stinkwütender Magier persönlich auf uns abgesehen hatte.
    Meine Kehle war plötzlich staubtrocken. Wenn ich mit meinen Schlussfolgerungen richtig lag, dann war dieser Auftrag der größte Fehler meines Lebens. Lieber in einer Schlangengrube barfuß tanzen, als sich mit einem Magier anlegen, so hieß es bei den Leuten von der Straße. Von Brens Geld würde ich nicht viel haben, wenn ich bei dem Auftrag draufging.
    Aber vielleicht lag ich falsch. Vielleicht hatte mich die Lawine derart erschüttert, dass ich in jeden Zufall etwas hineindeutete. Einen Beweis hatte ich nämlich nicht, und erst recht keine Zeit für weitere Vermutungen. Jetzt gab es Wichtigeres zu tun. Magier hin oder her, ich würde Kiran erst mal in unseren Wagen legen.
    Als meine schwer beladene Stute im Handgalopp darauf zulief, sah ich Cara schon in den Kisten wühlen und Suchstangen auf einen Haufen werfen. Sie hatte tiefe Sorgenfalten im Gesicht und die Erinnerung an ihren Vater verdunkelte ihren Blick.
    »Mutter der Jungfrauen, nicht auch noch der Junge!« Sie eilte herbei und half mir, Kiran hinten in den Wagen zu legen.
    »Was meinst du mit auch?«
    »Zwei Wagen weiter hab ich Harken gefunden, bei Bartel und Korro. Sie atmen kaum noch und sind so schlaff wie eine Rennmaus, der die Puste ausgegangen ist. Merryn sagt, er kann sie nicht zu Bewusstsein bringen.« Sie gab mir eine Decke und den Kasten mit den alten Kleiderstreifen, die Harken für schnelle Verbände benutzte.
    »Dabei hatte ich Harken Kellans Pferd gegeben, damit er noch weg kann.« Meine Stimme war ganz rau. Zur Hölle mit einem Beweis, mein Gefühl beharrte darauf, dass dieses verrückte Unglück mit Kiran zu tun hatte. In welchem Fall Harken und die anderen jetzt meinetwegen bewusstlos dalagen, dennich hatte Kiran mitgebracht. Unter meinen Rippen machte sich etwas Schweres breit.
    »Kurz bevor ich weglief, kreuzten noch Bartels Söhne auf Kellans Wallach auf«, sagte Cara. »Harken muss ihn den beiden überlassen haben. Du weißt ja, dass er und Bartel alte Freunde sind.«
    »Bei Khalmets Hand, das war doch verrückt. Wäre die Lawine gerade runtergekommen, hätten sie nicht mehr die Zeit gehabt, um wegzukommen.« Ich schlang den Leinenstreifen unnötig stramm um Kirans Hand.
    »Dann war’s ja gut, dass sie es nicht getan hat«, sagte Cara, und ich hörte ihr an, dass sie sich das Ausmaß der Katastrophe vorstellte.
    »Du hast keine leichtsinnige Voraussage getroffen.« Unsanft schob ich Kiran eine gefaltete Decke unter den Kopf. »Die Bedingungen für einen Abgang waren gar nicht gegeben.« Näher wagte ich mich an meinen Verdacht nicht heran. Dieses scharfe Knacken kurz vorher, fast zu laut, um eine natürliche Ursache zu haben: ein Zeichen für einen magischen Auslöser?
    Der düstere Blick blieb. »Vielleicht nicht. Trotzdem sind jetzt Leute tot.« Sie legte eine Hand auf meine Schulter. »Merryn ist dabei, die Verletzten zu versorgen. Er wird Kellan helfen, wenn er kann. Dich brauche ich jetzt bei einer der Suchmannschaften.«
    »Ich weiß.« Ich schnappte mir zwei Schaufeln. Kiran würde mir Rede und

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