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Die Chroniken von Ninavel – Die Blutmagier

Die Chroniken von Ninavel – Die Blutmagier

Titel: Die Chroniken von Ninavel – Die Blutmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Schafer
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Ich hielt ihn am Rucksackriemen fest und zog ihn weiter, während ich immer wieder über die Schulter blickte.
    »Das nennst du Schutz?« Bei Khalmets Hand, ich fühlte mich, als hätte ich eine leuchtende Zielscheibe auf dem Rücken.
    Kiran tat einen weiteren zittrigen Atemzug. »Sich an einen anderen Ort zu versetzen   – wir nennen es Translozieren   – braucht immense Kräfte, und Ruslan hat sich nicht mit Begrenzungszaubern aufgehalten. Mit Absicht natürlich. Das Amulett hat mich vor dem Schlimmsten bewahrt, trotzdem   … wäre ich näher dran gewesen, wäre ich bewusstlos geworden. Auf diese Entfernung war ich lediglich für einen Moment verwirrt.«
    Verwirrt. Ha! Nach seinem erstickten Schrei und dem starren Blick, als er in die Knie sank, zu urteilen war er einem Zusammenbruch wohl näher gewesen, als er zugeben wollte. Uns blieb nichts anderes übrig, als weiterzulaufen und zu beten, dasser noch bis zur Granatschlucht durchhielt. Solange wir durch das Becken zogen, waren wir noch durchs Fernglas zu erspähen. Mein Rücken kribbelte mehr denn je.
    Wir stiegen eine steinige Anhöhe hinauf. Dahinter fiel der Boden in gähnende Dunkelheit ab. Zwischen den Felsen wuchsen kurze, knorrige Kiefern und der Wind säuselte in den Zweigen. Khalmet sei Dank, endlich die Schlucht! Ich drängte Kiran den Hang hinunter und seufzte erleichtert auf, als wir unter die Sichtlinie der Handelsstraße gelangten.
    Der Mond stand hoch am Himmel. Es war sternklar. Die Bäume am Hang der Schlucht waren nicht so groß, dass sie uns das Licht nahmen. Das würde uns erst beim ersten Steilhang fehlen. Es war unmöglich, sich im Dunkeln über schwierige Stellen abzuseilen. Selbst wenn ich Ruslans Atem schon im Nacken spürte, würde mir das nicht gelingen. Aber wir konnten wenigstens langsam und vorsichtig bis dahin weitergehen und dann Halt machen, um auf die Dämmerung zu warten. Ich musterte Kiran, der bei jedem schnaufenden Schritt schwankte.
    »Das nächste Stück wird etwas steiler, aber wenn du das hinter dich gebracht hast, kommen dichte Bäume. Meinst du, du schaffst das noch?«
    Er kehrte mir sein weißes, ausgezehrtes Gesicht zu. »Ich werde kriechen, wenn’s sein muss.«
    »Gut«, brummte ich. Ich wusste nicht so recht, wie viel ich von seiner Geschichte glauben sollte, aber eines war klar: Seine Angst vor Ruslan war echt. Und ich wollte bestimmt keinem Magier begegnen, der imstande war, seinesgleichen solche Angst einzujagen.
    Ich packte Kiran fester bei den Rucksackriemen und zog ihn zwischen verkrüppelten Kiefern durch. Als der Hang steiler wurde, hörte der Schotter auf und wir gelangten auf geschwungene, blanke Granitplatten. Kiran überwand sie im Schneckentempo, was bei mir nervöse Zuckungen auslöste. Ich wagtees nicht, ihn zu drängen, nicht bei seinen weichen Knien. Ein Fehltritt bedeutete Knochenbrüche oder sogar den Genickbruch.
    Andererseits war der vielleicht nicht so schlimm wie das, was Ruslan mit uns täte, falls er uns schnappte. Ich hatte mal einen Mann gesehen, der eine Magierin verärgert hatte. Er wand sich in einer Blutlache, und seine Haut schlug blutige Blasen, während er schrie, dass die Scheiben zersprangen. Die Windmagierin, die ihm das angehext hatte, war nicht mal geblieben, um ihn sterben zu sehen. Sie war so ungerührt weitergegangen, als hätte sie einen Floh zerquetscht.
    Wenn Kiran sich irrte, und Ruslan Cara etwas antat, dann, bei den Göttern   … Ich hätte ihr alles erzählen, sie überreden sollen, mit uns zu fliehen.
    Ja, klar, damit sie gleich mit uns draufginge, wenn Ruslan uns zur Strecke brachte. Unsere Überlebenschancen schätzte ich noch geringer ein als vorher. Das Amulett bewirkte vielleicht, dass Ruslan uns nicht direkt angreifen konnte, aber nachdem ich gesehen hatte, wie Kiran fast zusammenklappte, weil er was von diesem verfluchten Versetzungszauber abbekommen hatte, hatte ich das ungute Gefühl, dass der Schutz des Amuletts nicht halb so viel wert war wie behauptet.
    Kiran war noch außer Atem, als wir eine Erdrinne voll glitschiger Kiefernnadeln durchquerten, aber nicht so sehr, schien mir, dass man sich nicht mal unterhalten konnte. Ich fasste seinen Arm.
    »Ruslan ist also aufgekreuzt und stellt jetzt fest, dass wir den Konvoi verlassen haben. Du meinst, er kann uns mit Magie nicht aufspüren. Was wird sein nächster Schritt sein?«
    Kiran stützte sich mit der Hand an einen Baumstamm. Einen Moment lang stand er mit gesenktem Kopf heftig atmend da. »Er

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