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Die Chroniken von Ninavel – Die Blutmagier

Die Chroniken von Ninavel – Die Blutmagier

Titel: Die Chroniken von Ninavel – Die Blutmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Schafer
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Sorgenfalten im Gesicht und halb aufgelöstem Zopf auf der Ladefläche des Wagens.
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    Das Morgenlicht und zwitschernde Weißlerchen weckten mich. Ich setzte mich auf und rieb mir stöhnend die schmerzende Seite. Im Schlaf war ich von meinem gepolsterten Rucksack auf eine knotige Baumwurzel gerutscht.
    Ja, und solange das die schlimmste Unannehmlichkeit auf dieser verfluchten Reise blieb, konnte ich mich als Liebling der Götter betrachten. Ich dachte an Harken und die anderen Toten beim Konvoi und bekam einen Kloß im Hals. Meine Freunde würden sie verbrennen. Genau für diesen Zweck hatte Merryn Blitzfeueramulette dabei. Sie würden Totengesänge anstimmen, um Noshets Schutzgeister zu rufen, und ein paar Steinhaufen errichten und mit persönlichen Erinnerungsstücken versehen, die ein oder zwei Jahre überdauern und dann vom Sturm davongetragen würden. War nicht viel für jemanden, der sein Leben in den Bergen verbracht hatte. Aber die Geschichte von ihrem Tod würde zweifellos noch lange an den Lagerfeuern erzählt werden.
    Vorausgesetzt Ruslan brachte nicht aus schierem Trotz den ganzen Konvoi um. Ich ballte die Fäuste. Das würde der Scheißkerl nicht tun. Nicht, wenn er Männer und Proviant für die Verfolgung haben wollte.
    Böse blickte ich auf die Quelle allen Übels und wünschte, ich hätte ihn nie getroffen. Kiran lag zusammengekrümmt auf der Seite und so eng in seine Decke gewickelt, dass nur die Nasenspitze herausguckte. Er regte sich nicht, als ich ihn ansprach. Ich nahm einen Kiefernzweig und stach ihn unsanft. Murrend drehte er sich um.
    »Zeit, weiterzuziehen«, verkündete ich.
    Mühsam, als wäre er zehn Mal so alt, setzte er sich auf. Der gräuliche Ton seiner Haut gefiel mir gar nicht, und die Ringe unter seinen Augen waren noch dunkler geworden.
    »Wie schlecht geht es dir?«, fragte ich. Bei Khalmets Hand, wenn ich ihn tragen musste, würden wir Ruslan nicht entkommen.
    Er warf mir einen vorsichtigen Blick zu. »Ich werde laufen können, falls es dir darum geht.« Er stand auf und wäre fast wieder umgekippt. »Ich bin nur ein bisschen steif. Gib mir einen Moment Zeit.« Wankend verzog er sich hinter die Kiefern. Ich fluchte leise. Nur ein bisschen steif, von wegen!
    Doch als er kurz darauf wieder zum Vorschein kam, sah er wesentlich besser aus. Sein Gesicht war blass, aber nicht mehr grau, und er bewegte sich zwar, als täte ihm jeder Muskel weh, ging aber immerhin annehmbar schnell. Noch erstaunlicher war, dass die blutigen Schürfwunden an seinen Händen verschwunden waren. Es sah aus, als hätte er nie welche gehabt. Vielleicht hatte er sich hinter den Bäumen nicht bloß erleichtert, sondern ein magisches Heilritual vollzogen.
    Ich gab ihm seinen Rucksack und eine Handvoll Dörrfleisch. »Iss unterwegs. In der Steilwand werden wir meilenweit zu sehen sein. Wir müssen uns möglichst schnell abseilen, bevor dieSucher tief genug in der Granatschlucht sind, um uns zu entdecken.«
    Er nickte entschlossen, setzte den Rucksack auf und stieg kauend über Reisig hinweg, um mir zu folgen.
    Meine Gedanken wanderten immer wieder zum Konvoi zurück. Ich stellte mir vor, wie Ruslan Cara und Jerik unter Zaubern verhörte, und mir fiel jede grausige Geschichte ein, die ich über wütende Magier gehört hatte, wobei ich Caras schmerzverzerrtes Gesicht vor mir sah.
    Verdammt, wenn ich so weitermachte, würden meine Nerven bald ganz blank liegen. Es wurde Zeit, einen anderen von Sethans mentalen Tricks zu benutzen. Anstatt ständig über ein Problem zu grübeln, auf das du keinen Einfluss hast, konzentriere dich auf eines, das du lösen kannst. Das hatte er immer gesagt.
    Zum Beispiel auf die Grenzüberquerung. Vorausgesetzt wir kamen lebend an der Grenze an, so war es keine Kleinigkeit, Kiran an den Alathern vorbeizuschmuggeln. Bei Khalmets Hand, ich hatte mir das schon schwierig vorgestellt, als ich ihn noch für einen gewöhnlichen Nobelsprössling gehalten hatte, aber jetzt? Die Hälfte der Zauber am Tor von Kost dienten nur dazu, sogenannte unregistrierte Magier zu enttarnen.
    Ich drehte mich zu Kiran um, der gerade einen Felsen herabrutschte. »Mir nicht zu sagen, dass du ein Magier bist   … hast du geglaubt, das spielt an der Grenze keine Rolle? Was hast du dir denn vorgestellt, wie ich dich durchschmuggeln soll, ohne Bescheid zu wissen?«
    Kiran legte die Hand aufs Herz. »Ein Magier hat eine bestimmte Aura, das ist wahr, aber das Amulett verbirgt meine vor den Grenzwächtern, genauso wie

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