Die Chroniken von Ninavel – Die Blutmagier
brodelte, seit ich Kirans Sigillum gesehen hatte, kochte hoch. »Das kannst du laut sagen.« Ich stemmte die Fäuste auf die Tischplatte. »Reden wir doch mal über diese besondere Lieferung, ja?«
Gerran schnippte mit den Fingern, und sein Muskelmann verließ den Raum. »Gut«, sagte Gerran, nachdem die Tür ins Schloss gefallen war. »Wo liegt das Problem?«
»Es fängt an mit der Kleinigkeit, dass es ein Magier ist, den ich nach Kost schmuggeln sollte, und dass es mir vorher nicht gesagt wurde. Und es ist nicht bloß irgendein Magier, sondern ein beschissener Blutmagier. Obendrein ein Blutmagier, der vor einem anderen Blutmagier auf der Flucht ist.« Ich redete leise, aber mein Zorn kam so klar zum Ausdruck, als hätte ich gebrüllt.
Der Hurensohn zuckte nicht mal mit der Wimper. Das hieß, er war von Anfang an über Kiran im Bilde gewesen, genau wie Bren. Der Tisch knarrte unter meinen Fäusten. »Was habt ihr beide euch dabei gedacht, euch mit einem Blutmagier anzulegen?«, knurrte ich.
»Kuriere brauchen keine Einzelheiten zu wissen.« Nicht die leiseste Zerknirschung in seinen leidenschaftslosen Augen.
»Einzelheiten?« Das kam etwas zu laut, und ich hielt einen Moment inne, um mich zu beherrschen. »Du Arschloch. Dank dieser Einzelheiten wäre der Konvoi fast unter einer Lawine begraben worden, und dann erschien ein Blutmagier wie Shaikar aus der Hölle und suchte nach eurer verdammten Lieferung. Was meinst du, wie viele Konvoiarbeiter er inzwischen umgebracht hat?«
Zum ersten Mal schaute Gerran beunruhigt. »Hast du die Waren mitgebracht? Alle?«
Bei Khalmets blutiger Hand, ich hätte mir denken können, dass ihn weiter nichts interessierte. Ich bleckte die Zähne. »Oh ja. Ja, das habe ich. Hab den Konvoi stehen lassen und bin durchs Gebirge hierher gehastet, trotz eines magischen Schneesturms. Und weißt du was, Gerran? Du wirst von den verfluchten Amuletten nichts zu sehen kriegen, bis wir nicht neue Bedingungen ausgehandelt haben.«
Gerran lehnte sich zurück und verschränkte seine muskulösen Arme. »Du weißt, dass Bren und ich so nicht arbeiten. Du hast dich in Ninavel mit den Bedingungen einverstanden erklärt.«
»Ja, das war, bevor ich den Konvoi habe stehen lassen. Du weißt, was das bedeutet, verflucht noch eins. Ich werde nie wieder als Vorreiter arbeiten können, und darum verlange ich Entschädigung für den entgangenen Lohn«, fauchte ich.
»Für einen fähigen Mann wie dich haben Bren und ich jede Menge Arbeit. Du bist nicht darauf angewiesen, bei Handelszügen anzumustern, um unsere speziellen Lieferungen zu betreuen«, erwiderte er freundlich.
»Ach ja? Was ist denn mit dem Blutmagier, den ich mir zum Feind gemacht habe? Wie wollt ihr das ausgleichen?« Ich wurde wieder lauter, und Gerran schaute stirnrunzelnd zur Tür.
»Ein Magier wird sich mit einem kleinen Kurier nicht abgeben, wenn der Auftrag erst mal erledigt ist. Aber wenn du auf Nummer sicher gehen willst, beschaffe ich dir gern für eine Weile Arbeit in Alathien.« Noch immer blieb er bei dem ruhigen, sachlichen Ton, der mich reizte, ihm einen Stuhl an den Kopf zu werfen.
»Du glaubst, dass ich nach dieser Sache noch mal einen Auftrag von dir annehme? Ich hab’s ernst gemeint. Du siehst von der Ware nichts, außer du gibst mir zehn zaubertaugliche – nicht amuletttaugliche – Edelsteine pro Stück.« Jetzt hatte ich sämtliche Druckmittel in der Hand und war gewillt, sie auszunutzen. Zaubertaugliche Edelsteine waren makellos geschliffen und lupenrein. Wenn ich die an einen Lieferanten der Nobelleute vertickte, bekäme ich ein hübsches Sümmchen zusammen, dreimal so viel, wie Jylla mir gestohlen hatte. Damit würde ich Melly sogar freikaufen können und bräuchte sie nicht zu entführen.
Gerran betrachtete mich mit unbewegter Miene. »Sieben zaubertaugliche Steine pro Stück«, bot er an.
»Zehn«, beharrte ich glattweg. »Und ich will meine Restzahlung sofort bei Ablieferung, nicht erst in Ninavel. Wenn ich in Alathien untertauchen muss, will ich mein Geld vorher haben.«
Er machte die Augen schmal und setzte zum Widerspruch an. Ich schlug mit der Faust auf den Tisch.
»Versuch nicht, mich über den Tisch zu ziehen, Gerran. Entweder du gehst darauf ein, oder aus dem Geschäft wird nichts. Lieber gebe ich die Päckchen einem anderen.«
Unter einem Auge zuckte ein Muskel. Ja, diese Vorstellung gefiel ihm nicht.
»Na schön«, schnauzte er. »Bezahlung bei Lieferung. Sonst noch was? Vielleicht eine
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