Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)
etwas sagen?« Er richtete seine kohleglimmenden Augen auf Rowarn. »Ich weiß nicht einmal, ob es das Richtige ist, was ich tue. Denn ich glaube, dass wir, egal was wir tun, unweigerlich auf den Untergang zusteuern und die Schlafende Schlange erwecken.«
Rowarn fand diese Äußerung nicht gerade aufbauend. »So etwas wie Hoffnung kennt ihr wohl auch nicht?«
»Nutzlos, wie die meisten Gefühle.« Fashirh musterte Rowarn von der Seite. »Raus damit.«
»Was meinst du?«, gab sich der junge Nauraka harmlos, machte jedoch ein ertapptes Gesicht.
»Du bist aus einem ganz bestimmten Grund zu mir gekommen, wegen einer Frage, die dir am meisten auf der Zunge brennt. Stelle sie, und dann mag es genug sein für heute.«
»Also gut.« Rowarn fasste sich ein Herz. »Was weißt du über den Dämon Nachtfeuer?«
Täuschte er sich, oder zuckte Fashirh zusammen? Er zischte den jungen Nauraka mit entblößten Reißzähnen an: »Bist du von Sinnen, diesen Namen so offen und frei zu sprechen, ganz ohne Schutz um dich?«
»Bist du nicht Schutz genug?«, fragte Rowarn verdattert.
»Ich? Gewiss nicht, ahnungsloser Tölpel. Ich bin ihm nur ein einziges Mal begegnet, und damals war ich noch jung. Ich lege keinen Wert darauf, ihm je wieder gegenüberzustehen, erst recht nicht, da wir nunmehr auf verschiedenen Seiten kämpfen. Er ist sehr mächtig, Rowarn. Niemand hat ihn je besiegt. Wenn er entschieden hat, dich zu töten, wird er es auch tun. Du wirst nie erfahren, wann und wie es geschieht.« Der Dämon schüttelte das gehörnte Haupt. »Warum stellt ein zerbrechlicher Wicht wie du Nachforschungen über einen Mächtigen wie ihn an?«
»Es heißt, er habe Königin Ylwa getötet.«
»Ja, das habe ich auch gehört. Und ich glaube es, denn auch die Königin war eine Mächtige, und nur einem wie Nachtfeuer hätte es gelingen können, unbemerkt in ihr Schloss einzudringen und sie zu töten.« Fashirh schnippte Rowarns Arm mit dem Finger an, und der junge Mann kippte seitlich weg, als wäre er nur ein Staubfussel auf Kleidung gewesen. »Jetzt pack dich und schlaf, Kind, keine Fragen mehr, und keine Antworten.« Er stand auf und stampfte davon.
Rowarn ging aber nicht zu seinem Zelt, sondern zum Lazarett, um vor dem Schlafengehen noch einmal nach Morwen zu sehen. Er stockte und erstarrte, als er Fürst Noïrun begegnete, der gerade heraushinkte. Unwillkürlich errötete er. »Ich ... äh ... wollte nur ...«
»Schon gut.« Der Fürst winkte ab. »Ich bin nicht blind, Rowarn, und ich habe auch nicht alles vergessen, was mit Vergnügen zusammenhängt. Ich weiß längst, was ihr beiden hin und wieder nachts treibt, genau wie Jelim und Rayem und all die anderen, aber das geht mich nichts an, solange ihr diskret seid.«
»Ihr seid Morwens Vater ...«
»Ich habe sie gezeugt, aber ich habe sie nicht aufwachsen gesehen und nicht erzogen. Ich fange jetzt gewiss nicht damit an. Sie ist seit drei Jahren in meinen Diensten, und ich habe mich nie eingemischt, weil sie schon als erwachsene und selbstständige Frau zu mir gekommen ist.« Er richtete seinen Blick auf Rowarn. »Natürlich ist sie mir ans Herz gewachsen«, gab er zu. »Und sie ist mir sehr wichtig. Aber meine Pflicht geht vor, und das weiß sie. Sie erwartet es auch nicht anders, sie ist selbst Soldatin.«
»Ja, Herr«, murmelte Rowarn.
Eindringlich fügte Noïrun hinzu: »Als ich meinen Eid leistete, habe ich mich gleichzeitig verpflichtet, niemals meine Gefühle über meine Verantwortung und Aufgabe zu stellen. Dafür ist das, was ich tue, zu wichtig. Daran halte ich unverbrüchlich fest, denn nur so kann ich es auch von allen anderen verlangen.« Er deutete zum Zelteingang. »Geh jetzt besser rein, es ist spät, und wir alle brauchen Schlaf. Sei morgen ausgeruht und pünktlich.« Leise vor sich hinfluchend humpelte er zu seinem Zelt.
Morwen war noch wach, als Rowarn sich zu ihr an den Rand des Feldbettes setzte. »Wie fühlst du dich?« Er strich eine Strähne aus ihrer Stirn. Sie war blass, aber die Augen waren klar und ohne Fieber.
»Ziemlich müde, aber die Schmerzen halten sich in Grenzen«, antwortete sie. »Es ist nur eine harmlose Fleischwunde, wahrscheinlich wird sie sich nicht mal entzünden, da ich so schnell hier war und umgehend behandelt werden konnte.« Sie bewegte den gesunden Arm und tastete nach seiner Hand. Drückte sie. »Du hast ihn gerettet«, sagte sie leise. »Danke.«
Eine Weile sahen sie einander still in die Augen. Dann fuhr Morwen in seltsam
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