Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)
ernstem, fast feierlichem Tonfall fort: »Rowarn, eines musst du mir hier und jetzt schwören: Sollten wir je in die Situation kommen, dass du zwischen ihm und mir entscheiden musst, wirst du ihn wählen.«
»Morwen, das kann ich ni-«, wollte er erschrocken abwehren. Aber sie drückte seine Hand fest, und er spürte, wie die Nägel sich schmerzhaft in seine Haut bohrten.
»Rowarn, du verstehst nicht«, unterbrach sie ihn. »Ich sage das nicht aus Edelmut oder Pathos, oder weil ich gerade in rührseliger Stimmung wegen meiner wundersamen Errettung bin. Es ist mir bitterernst. Mein Vater ist ein großes Vorbild, und Ardig Hall braucht ihn. Die Königin ist tot, das Schloss eine Ruine. Er ist einer von denen, die alles zusammenhalten und dem Kampf überhaupt noch einen Sinn geben, glaub mir!
So grausam es klingen mag, Ardig Hall konnte nichts Besseres passieren, als dass er von seinem Land vertrieben wurde, weil er sich von ganzem Herzen dafür einsetzt und daran glaubt, was er tut. Er hat sonst nichts mehr, aber gleichzeitig gibt er damit den Soldaten alles. Erhalte ihm das, und erhalte ihn dadurch uns.
Er lebt dafür, für Ardig Hall zu kämpfen und Femris daran zu hindern, das Tabernakel vollständig in seine Hände zu bekommen. Ich weiß, du verfolgst andere Ziele. Aber du und Olrig, ihr seid die Einzigen, die er nahe an sich heran lässt, und er braucht euch – beide, das weiß er genau. Mehr als mich, ich bin ihm sogar eher hinderlich als seine Tochter. So, wie er die Soldaten anfeuert, braucht er eure Unterstützung.«
»Er würde mir das nie verzeihen«, wandte Rowarn trotzdem ein, auch wenn ihm einleuchtete, was sie sagte.
»Das ist dann eben eine Bürde mehr, die du tragen musst«, erwiderte sie. »Und ich weiß, du kannst es, Rowarn. In dir ruht eine machtvolle Größe. Ich weiß nicht, wer du bist, aber du bist nicht wie wir. Allein dein Aussehen ... nein, sag es nicht!« Sie hob unwillkürlich die verletzte Hand, als er ansetzte, etwas zu sagen, und zuckte voller Schmerz und Wut zusammen. »Ich will es nicht wissen, Rowarn, was du verbirgst, was dich quält. Vor allem nicht jetzt.« Dann seufzte sie. »Das ist der Moment, wo du deinen Schwur leisten solltest und dann gehen.«
»Ich schwöre es«, sagte er langsam.
»Sei dir bewusst, dass du daran gebunden bist, auf Gedeih und Verderb. Wenn du diesen Schwur brichst, verlierst du mehr als nur deine Ehre.«
»Ich schwöre es«, wiederholte er.
»Und schwöre auch nicht deshalb, weil du glaubst, dass du nie in diese Lage kommen wirst. Wir wollen hoffen, dass es so ist. Aber wenn es dazu kommt, darfst du nicht zögern. Du bist gebunden.«
»Ich schwöre es«, wiederholte er zum dritten Mal.
DRITTER TEIL
Kampf um Ardig Hall
Kapitel 13
Der zweite Pfad
Der Morgen schenkte den Kriegern viel Sonne. Der Nebel hatte sich verzogen, und ein warmer Tag erwartete die Frühaufsteher, die mit steifen und geschundenen Gliedern aus den Zelten krochen.
Nicht weit vom Lager entfernt lag das Schlachtfeld, dessen Ausmaß erst jetzt bei klarer Sicht erkenntlich war. Nicht weniger als achtzig Warinen waren gefallen; ob welche entkommen waren, konnten auch die Dämonen nicht sagen. Fürst Noïrun ließ die Leichen auf einen Haufen zusammentragen und verbrennen. Die Waffen ließ er allerdings einsammeln und zu einem Wagen bringen. Die eigenen Verluste waren dank der Dämonen gering geblieben.
»Eine vernichtende Niederlage für diese Unwesen. Recht so«, bemerkte Olrig, als er Rowarn abholte. Kritisch musterte er den jungen Nauraka, dessen Kleidung noch in der Nacht gründlich gereinigt und getrocknet worden war. Er inspizierte auch den ordentlichen Sitz der neuen Rüstung, die sich bereits bewährt hatte. »Du bist ganz grün im Gesicht«, stellte er fest.
Rowarn wollte nicht zugeben, dass er nichts hatte zu sich nehmen können. Die ganze Nacht hatten ihn die grauenhaften Augen der Eliaha heimgesucht, und ihre Schreie und das schauerliche Gelächter schrillten ihm jetzt noch in den Ohren. Vielleicht wegen seiner Raserei und des Tötens … »Habe ich den Ritterschlag wirklich verdient?«, fragte er leise.
»Was für eine dusslige Frage«, brummte der Kriegskönig. »Du bist ein außergewöhnliches Talent, besitzt großen Mut und hast dich hervorragend bewährt, indem du deine Kräfte genau dort eingesetzt hast, wo sie am dringendsten gebraucht wurden. Damit hast du Noïrun gestern das Leben gerettet. Ohne dich wäre es für uns vielleicht nicht so gut
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