Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)
alles, wie es sein soll«, erwiderte der Fürst. »Seine Schuld, wenn er sich nicht daran gewöhnt.«
Fashirh fletschte die Zähne in einem breiten Grinsen. »Manchmal, mein lieber Bündnispartner, frage ich mich schon, warum überhaupt noch einer mit dir redet. Und ich bin ein Dämon, wenn du verstehst, was ich meine.«
Noïrun zuckte gleichmütig die Achseln.
Am Abend saß Rowarn allein und abseits vom Feuer und starrte in die Dunkelheit hinaus. Drei weitere Dämonen waren inzwischen eingetroffen, nicht minder bizarre Geschöpfe wie Fashirh, auch wenn sie vier Gliedmaßen wie ein Mensch besaßen, aber das war auch die einzige Ähnlichkeit. Trotz ihres unterschiedlichen Aussehens und der Größe war ihnen allen eines zueigen: diese klugen, aber gefühllosen Augen, in denen ein unheilvolles Feuer brannte, dessen Glut kälter war als ein Gletscher. Sie wurden mit Freude begrüßt, weil sie mächtige Verbündete waren, aber Rowarn entging nicht, dass die meisten, auch Olrig, allzu große Nähe zu ihnen scheuten und keine Scherze mit ihnen tauschten. Das tröstete ihn ein wenig, weil nicht nur er wegen seines Hasses auf den Mörder seiner Mutter eine tiefe Abneigung gegen die Dämonen im Allgemeinen hegte.
Er regte sich nicht, als der Fürst an seine Seite kam, schwer hinkend, auf einen Stab gestützt. Ächzend ließ er sich neben ihm nieder.
»Abtrünnige Zwerge, abtrünnige Dämonen«, murmelte Rowarn nach einer Weile, als ihm das Schweigen zu unangenehm wurde. Es gehörte sich zwar nicht, wenn er als Jüngerer, noch dazu so tief im Rang Stehender das Wort ergriff; aber er hatte das Gefühl, als habe der Fürst genau dies beabsichtigt: Rowarn sollte reden, wenn er es wollte. »Diese Welt steht kopf, und ich begreife sie nicht mehr.«
»Nun siehst du, dass es nicht so einfach ist, zwischen Regenbogen und Finsternis zu trennen«, sagte der Fürst langsam. »Jeder von uns hat die Wahl der Entscheidung, und jeder von uns hat Gründe, warum er so und nicht anders wählt. Es ist leicht, die ›Dämonen an sich‹ zu hassen, weil du damit den Feind deutlich vor Augen hast. Gewiss, sie sind furchterregende Geschöpfe, kalt und grausam und für uns von zumeist schauerlichem Äußeren. Aber eben nicht alle stehen auf der Seite der Finsternis. Einige haben sich dafür entschieden, die Seite zu wechseln. Die Gründe sind für uns nicht immer verständlich und vielleicht auch nicht zu rechtfertigen. Aber es ist gut, sie auf unserer Seite zu haben, und wir werden ihre Hilfe nicht ablehnen.«
»Und wenn sie uns verraten?«
»Sie sind genauso viel oder genauso wenig vertrauenswürdig wie jeder von uns, Rowarn. Wie ich schon sagte: Es ist nicht so leicht. Auch wenn sie nun das GETEILTE sind, so waren Finsternis und Regenbogen doch einst die EINHEIT, und sie gleichen einander ebenso, wie sie sich voneinander unterscheiden.«
»Wollt Ihr mir sagen, dass ich meine Rache aufgeben soll?« Rowarn biss sich auf die Lippe, weil er nun unbedacht die einst geäußerte Vermutung des Fürsten bestätigt hatte.
»Nein. Das ist deine Entscheidung. Ich will dir nur sagen, du darfst deine Rache nicht auf ein ganzes Volk ausweiten. Wäge sorgfältig ab, wen du hassen willst.« Der Fürst bedachte ihn mit einem langen, möglicherweise wohlwollenden Blick. »Falls du überhaupt hassen musst.«
Rowarn erwiderte den Blick kühl. »Tut Ihr das denn nicht?«
»Manchmal. Aber ich möchte es lieber nicht, Rowarn. Ich will aufbauen, nicht zerstören.« Der Fürst rieb sich den Bart. »Wir treiben dem Untergang entgegen, wenn wir so weitermachen«, fügte er leise hinzu. »Und eines Tages werden wir uns von Femris nicht mehr unterscheiden.«
Rowarn schwieg. Er wusste nicht, was er dazu sagen sollte. Schließlich murmelte er: »Ich bin kein guter Knappe, nicht wahr?«
Der Fürst lachte unerwartet. »Du wirst nicht mehr lange genug Knappe sein, um darüber nachgrübeln zu müssen«, versetzte er. »Nach all dem, was du heute geleistet hast, werde ich dich in den Status eines Ritters erheben, und das bereits morgen früh.«
Rowarn blinzelte entgeistert. »Aber ... meine Ausbildung ...«
»Ich werde sie weiterführen und beenden, wie vereinbart. Aber du hast dich als vertrauenswürdig und entscheidungsfreudig gezeigt. Du hast gehandelt, wo es angebracht war, und dich nicht einfach auf Befehle verlassen. Du bist erwachsen, Rowarn, in dir steckt eine Menge. Vor allem aber eine gute Seele, daran solltest du festhalten.« Der Fürst legte eine Hand auf
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