Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)
Junge«, schnarrte der Drache und wackelte mit den zierlichen Hautflügeln. »Ich hoffe, mein grimmiger Freund hat dir keine Schauergeschichten erzählt. Das ist nämlich seine liebste Beschäftigung, wie ein Prophet des Untergangs aufzutreten und andere zu Tode zu erschrecken.«
Rowarn blinzelte verblüfft, und Fylang lachte krächzend.
»Habe ich soeben einen erhabenen Moment zerstört? Ich bedaure. Ich bin nicht das, was man allgemein als furchterregenden, aber ehrwürdigen Drachen bezeichnet.«
»Er ist ziemlich jung«, fügte Halrid Falkon an. »Er hat seine vorlaute Jugendzeit noch nicht hinter sich.«
Der Drache kicherte. »Er ist nur neidisch, weil er nie eine unbeschwerte Jugendzeit hatte. Und dennoch«, er richtete die glühenden Augen auf Rowarn, »bin ich weise durch meine bewahrten Erinnerungen, junger Freund, und ich erkenne den Nauraka in dir, dessen du dir selbst bewusst bist. Und ich sehe noch viel mehr, was du noch nicht erfahren hast. Ich könnte dir eine Menge sagen über dich, ebenso wie Halrid. Aber du musst es selbst herausfinden, verstehst du? Alles, was ich dir sagen kann, ist folgendes: Vertrau dir. Und vertraue den Mächten in dir. Du bist auf einem großen Weg, und im Grunde sind es die anderen, die dich begleiten, nicht umgekehrt.«
»Ginge es nicht einfach mal weniger kryptisch?«, murmelte Rowarn.
Nun lachte selbst der dunkle Zauberer. »Willkommen in der Welt der Mächtigen«, sagte er freundlich. »Die uneinsichtigen, ihr Glück verweigernden Menschen glauben immer, dass Macht sie befreit, und beschreiten deswegen schreckliche Wege unter großen Opfern und Kriegen. Dabei ist es umgekehrt: Die Macht ist es, die uns gefangen nimmt. Wir müssen Regeln befolgen, Rowarn, sonst gerät das Gleichgewicht aus den Fugen. Und die Regeln sind sehr streng. Macht hält unser Universum zusammen, aber das ist ein sehr fragiles Gebilde.«
Rowarn sah ein, dass er dies noch lernen musste. Der Zeitpunkt der Entscheidung rückte näher. »Ich danke Euch«, sagte er leise. Er wandte sich zum Gehen, dann drehte er sich noch einmal um. »Werde ich Euch wiedersehen?«
»Valia ist ein schönes Land«, gurrte der Drache, und Halrid Falkon lächelte. »Alles ist möglich.«
Rowarn hob die Hand zum Gruß, dann drehte er um und kehrte in die große Schankstube zurück, die er zu seiner Überraschung ohne weitere Umwege und Suche fand. Er entdeckte Noïrun am selben Platz, wo er ruhig dasaß, rauchte und ab und zu aus seinem Krug trank. Er lauschte weder den Geschichten der anderen, noch beteiligte er sich an einem der beliebten Würfelspiele.
Der Fürst wandte den Kopf, als Rowarn sich zu ihm setzte.
»War es das?«, fragte Rowarn.
Noïrun nickte. Er hob die Hand, bevor Rowarn weitersprechen konnte. »Dies ist deine Geschichte, Rowarn. Nur für dich.« Er wies um sich. »Jeder hier war eines Tages zum ersten Mal in einem Freien Haus, aus den unterschiedlichsten Gründen. Manchmal erscheint es wie ein normales Gasthaus, in dem man zusammensitzt, isst und trinkt und Neuigkeiten tauscht. Aber manchmal führen die Türen auch woandershin, und das wollte ich dir zeigen.«
»Warum tust du das alles?«, fragte Rowarn leise. »Ich meine, du hast mich als deinen Knappen angenommen, was mich von Anfang an über die anderen gestellt hat, aber das hier ...«
Der Fürst lächelte. »Was denkst du, wie ich zu dem wurde, der ich bin? Oder Olrig? Wir haben besondere Talente, Rowarn, und eines Tages hat sie jemand erkannt, der uns ausbildete und schließlich hierher führte. Jeder, der nicht so ist wie die anderen, der sich durch etwas Besonderes auszeichnet, durchschreitet irgendwann die Tür eines Freien Hauses, die nicht der einfache Eingang ist. Ich habe dir lediglich den Weg hierher gewiesen, alles andere oblag dir.« Er erhob sich. »Und dies war also der Abschluss, mein junger Freund. Jetzt reiten wir nach Ardig Hall und fegen Femris von dem heiligen Boden der Stätte des Friedens.«
Rowarn verharrte für einen Moment verwirrt, dann folgte er dem Fürsten hastig. »Was meinst du mit Abschluss, Noïrun? Ich meine, ich bin zwar zum Ritter geschlagen, aber ...«
»Deine Ausbildung ist beendet.« Der Fürst wandte sich ihm zu. »Mehr kann ich dir nicht beibringen. Nun kannst du alles durch Übungen und Ernsthaftigkeit vertiefen und vervollkommnen, doch dies ist allein dir überlassen.«
»So schnell?«, sagte Rowarn verblüfft.
»So schnell«, sagte Noïrun ruhig.
Er strebte auf eine Tür zu, die allerdings
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