Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)
plötzlich auf der Anhöhe, in leichter Lederrüstung, ohne Helm. Er besaß langes, grauschwarzes Haar, seine Haut war hell, und das weithin leuchtende Kristallgrün seiner Augen kälter als Eis. Eine nicht minder eiskalte, bläulich leuchtende Aura umgab ihn, und wenn er sich bewegte, schien es, als verwischte sich alles, als würde ihm sein eigener Schatten folgen. Seine dünnen Lippen verzogen sich zu einem spöttischen, überlegenen Lächeln. Langsam hob er die Hand, und Rowarn erkannte das erdfarbene Bruchstück einer Tonscheibe, unscheinbar, und doch – das begriff er sofort – Gegenstand dieses Krieges. Er zeigte es ihnen und lachte dazu, hart und grausam. Er führte sie vor.
Tamron hatte recht gehabt. Man erkannte den Unsterblichen sofort.
»Dort ist Femris!«, rief Angmor mit donnernder Stimme. »Vorwärts, Aschteufel, jetzt kann er uns nicht mehr entkommen!«
»Wir geben dir Deckung!«, rief Olrig. »Noïrun, Rowarn, folgt mir! Jetzt oder nie!«
Sie stürmten dem riesigen Hengst hinterher, und Rowarn verschoss in schneller Folge seine Pfeile, um den Weg für den Visionenritter freizumachen. Die Lanze hatte er längst verloren, und als auch der Köcher leer war, hängte Rowarn sich seitlich an den Sattel und sammelte unterwegs Speere auf, so viele er erwischen konnte, und schleuderte sie auf jeden erreichbaren Feind.
Femris hob die Hand und rief mit weithin schallender Stimme ein Wort.
Der Visionenritter hatte die Anhöhe erreicht – da wurde Aschteufel im vollen Lauf gestoppt, als wäre er gegen eine Mauer gerannt. Das Pferd konnte sich gerade noch fangen, bevor es stürzte, dann stieg es und tänzelte wiehernd. Angmor hielt sich eben noch im Sattel und kämpfte um sein Gleichgewicht.
Rowarn hätte es selbst fast vom Pferd gehoben, als ihn der Ausläufer des magischen Banns mit Wucht traf, wie die Bugwellen eines großen Schiffes auf See, das die Bahn eines kleinen kreuzt. Er hörte Olrig und Noïrun ächzen, doch sie hielten sich und wendeten dann, der Kriegskönig zur Seite und der Fürst nach hinten, um Angmor den Rücken freizuhalten. Rowarn übernahm die andere Seite und beobachtete das Duell zwischen den beiden Mächtigen, die mit aller Gewalt aufeinanderprallten.
Angmor hatte seinen Sitz wiedergefunden, hob nun ebenfalls die Hand und kämpfte gegen den Bann an. Rowarn konnte die Macht, die aus ihm strömte, deutlich spüren. Sie war anders, weniger schmerzhaft als die Magie von Femris, die immer wieder in Wellen bis zu ihm vordrang.
Schritt für Schritt kämpfte Aschteufel sich die Anhöhe hinauf, mit vor Anstrengung zitternden Flanken, von weißen Schaumflocken bedeckt. Ein unnatürlicher Wind kam auf, während der Unsterbliche und der Visionenritter ihre Kräfte maßen, umbrauste sie, zerrte an ihnen, riss ihnen fast die Umhänge von den Schultern, und dann fing die Luft zwischen ihnen an zu knistern und schlug Funken.
Femris hatte beide Arme erhoben, seine Gestalt leuchtete in einem unheimlichen Licht. Rowarn glaubte, ihn höhnisch lachen zu hören.
»Angmor braucht unsere Hilfe«, stieß Rowarn hervor, als er den Visionenritter im Sattel schwanken sah. »Er hat schon zu viel von seiner Kraft an uns verschwendet. Los, Windstürmer!«
Obwohl der kleine Falbe vor Furcht zitterte, mit den Augen rollte und unablässig prustete und schnaubte, trabte er tapfer auf die Anhöhe zu. Doch auch für ihn wurde das Vorankommen immer schwerer. Der magische Sturm raubte Rowarn fast den Atem, und die Haare stellten sich ihm auf, als er in die knisternde Atmosphäre gelangte. Glühend heiße Fünkchen sprangen über seine Handschuhe und brannten winzige Löcher hinein.
Der Unsterbliche richtete die ausgestreckten Finger auf Angmor, und weiße Blitzstrahlen lösten sich von ihnen, prallten jedoch von einem unsichtbaren Schild ab, den der Visionenritter rechtzeitig errichtete. Aber er konnte nichts mehr gegen die nächste magische Welle ausrichten, die Femris gleichzeitig gegen ihn schleuderte.
Angmor stürzte aus dem Sattel, und Aschteufel fegte mit kreischendem Wiehern davon, ließ seinen Herrn schmählich im Stich. Rowarn konnte ihm keinen Vorwurf machen, er selbst schaffte es nur noch mit äußerster Kraft, Windstürmer im Zaum zu halten, der kopfschlagend bockte und sich aufbäumte.
Der Sturm, den Femris nun heraufbeschwor, wirbelte Sand und Erde auf und löste eine gewaltige Windhose aus, die sich wie eine kreisende Wand zwischen Rowarn und den Visionenritter schob.
Fashirh stampfte in
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