Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)
sich sonst keinem.«
Da lachte Angmor, rau und leise. »Deine unschuldige Jugend, die an dir haftet wie der süße Duft einer rolligen Katze«, antwortete er. »Derselbe Grund, weswegen ich mich mit dir abgebe, junger Rowarn, denn es ist sehr lange her, dass ich jemanden traf wie dich, von so reinem Herzen, ungeduldig und ruhelos, auf einer Suche, deren Ziel du nicht kennst ... und nicht einmal den Inhalt. Du bist ein Beispiel dafür, warum wir immer noch um Ardig Hall kämpfen, warum wir Femris den Splitter nicht überlassen können. Das Licht des Regenbogens umgibt dich mit leuchtender Aura.« Er nickte Rowarn zu. »Und damit endgültig genug für heute. Geh nun zu den anderen, feiere und freue dich, und behalte dieses Geheimnis zwischen uns ebenso für dich, wie ich niemandem etwas über deine Offenbarung sagen werde. Morgen gibt es einen neuen Kampf.«
Er wandte sich ab, nahm Aschteufel am Zügel und war bald darauf zusammen mit dem Schattenluchs in der Dunkelheit verschwunden.
Kapitel 18
Die letzte Schlacht
Noch vor Mitternacht wurde es still im Lager. Die Feuer brannten herunter. Nichts regte sich mehr; auch die erschöpften Pferde hatten sich hingelegt.
Rowarn hielt es allein in seinem Zelt nicht aus. Morwen und Rayem waren tot, Tamron verschwunden, Jelim fort, Lohir, Ravia und Kalem verwundet. Von den hundertfünfzig aus Inniu waren dreißig gefallen. Auch die Garde des Heermeisters hatte Ritter verloren. Wer wusste, was ihnen noch bevorstand ... Dies waren Gedanken, die Rowarn nicht die ganze Nacht wälzen wollte. Da war es besser, aufzustehen und vielleicht die Sterne zu betrachten, herumzugehen, irgendetwas zu tun.
Die Luft war mild, der Frühsommer stand vor der Tür. Es war die Zeit, da die Jungtiere ihre ersten Ausflüge in die Welt unternahmen, bereit, sich allen Gefahren zu stellen. Rowarns Muhmen würden alle Hände voll zu tun haben mit den neugeborenen und halbwüchsigen Fohlen. Ob sie an ihn dachten? Ihn vermissten? Ein halbes Leben schien es bereits her zu sein, dass er Abschied genommen hatte von dem lieblichen, abgeschiedenen Tal. Er sah den glühenden Eisgipfel des Fennóngar und darunter den Galad-Mur, erhaben und ewig, und doch klein und zerbrechlich aus der Warte eines Gottes, hoch oben in den Sphären, wo die Weltenmelodie sich mit der Urmelodie verband.
Rowarn fragte sich, ob Lúvenor, wenn er noch hier war, beobachtete, was auf seiner Welt vor sich ging. Ob es für ihn von Bedeutung war ... ja, gewiss, das Tabernakel war von Bedeutung, von Erenatar selbst erschaffen. Wahrscheinlich wusste nicht einmal der Lichte Gott, welchem Zweck es dienen sollte. Als Schöpfer durfte er nicht eingreifen; und wer weiß, vielleicht hatte Erenatar dafür gesorgt, dass kein Gott seine Hand an das Artefakt legen durfte. Wahrscheinlich hatte es schon seit der Entstehung von Waldsee in seinem Schrein geruht. Vielleicht sollte die Welt sogar ursprünglich als schützendes Behältnis dienen, um es vor den Augen der Mächtigen zu verbergen.
Von den anderen Göttern wusste Rowarn nicht viel. Olrig erzählte gern von Lugdur, dem Schöpfer der Zwerge, aber da gab es so viele mehr. Nur die Menschen hatten keinen Gott, wohingegen die Warinen sich dem Gott der Dämonen von Waldsee zugewandt hatten. Dessen göttlichen Namen hatte Rowarn nicht in Erfahrung bringen können, denn Fashirh stammte von Xhy und hatte auf den »lächerlichen Knirps« gespuckt, was Rowarn einigermaßen schockiert hatte. Die anderen Dämonen hatten es bis heute nicht zugelassen, dass Rowarn sich ihnen näherte. Obwohl sie sich mit aller Kraft für Ardig Hall einsetzten und bisher hart gekämpft hatten, war nach wie vor kein Gespräch mit ihnen möglich, und sie hielten immer mindestens einen Speerwurf Abstand. Sie befolgten ausschließlich Fashirhs Befehle, die er von Noïrun an sie weitergab.
Die Fackeln vor dem Zelt des Fürsten brannten noch, und zu seiner Überraschung sah Rowarn Olrig und Noïrun davor sitzen, mit einem Becher Wein und einer Pfeife in der Hand. Rowarn wusste nicht so recht, ob er sich zu ihnen gesellen durfte, und näherte sich scheu, jeden Moment bereit, sich unsichtbar zu machen.
»Hol dir einen Stuhl, Junge«, erklang die Stimme des Kriegskönigs, und er winkte. »Setz dich zu uns.«
Kurz darauf hielt auch Rowarn einen Becher Kräuterwein in der Hand, der ihm wohltat, sein Innerstes wärmte und seinen Magen beruhigte.
»Eine schöne Nacht«, sprach Olrig weiter und wies zum sternenübersäten Himmel, an
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