Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)
Gefühl. »Herr Angmor ...«, begann er scheu.
»Hilf mir aus dem Sattel, Junge«, erklang Angmors tiefe Stimme wie von Ferne, mit einem seltsamen Hall.
Rowarn beeilte sich, an Aschteufels linke Seite zu kommen, und ächzte auf, als er das Gewicht des Mannes zu spüren bekam, der halb aus dem Sattel stürzte. Er stützte sich schwer auf das Sattelhorn und schwankte leicht.
»Ihr seid verletzt! Ich hole sofort einen Heiler, und ...«, begann Rowarn, aber Angmor winkte ab.
»Mir fehlt nichts, junger Rowarn. Nur Kraft.« Er hielt sich am Sattel fest und ließ sich von Aschteufel weiterziehen.
»Ihr zahlt einen hohen Preis«, sagte Rowarn langsam.
»Die Magie fordert immer ihren Preis«, versetzte Angmor. »Eines Tages mehr, als man geben kann. Zumindest, wenn man eine Gabe wie die meine verliehen bekommt, anstatt mit ihr geboren zu werden.«
»Das tut mir leid.« Rowarn erinnerte sich an das, was Halrid Falkon ihm im Freien Haus über die Magie gesagt hatte.
»Warum bist du nicht bei den anderen?«, wollte der Visionenritter mit strengem Unterton wissen. »Hat Olrig dir nicht gesagt, dass ich keinen Empfang, keine Begleitung wünsche?«
»Ich habe nicht auf ihn gehört«, murmelte Rowarn beschämt.
Angmor war geduldig und nachsichtig. »Natürlich nicht. Du bist jung und lernst das Leben erst kennen, genauso wie diese Welt. Ich sehe es in deinen Augen, du bist behütet und abgeschieden aufgewachsen.«
»Ja, Herr. Ich wurde von Velerii aufgezogen.« Rowarn versuchte ein scheues Grinsen.
»Velerii!« Angmor klang aufrichtig erstaunt. »Ich habe schon sehr lange keine Pferdmenschen mehr gesehen. Und sie haben dich nicht den nötigen Respekt gelehrt?«
Rowarn wünschte sich, im Erdboden versinken zu können. »Ich bitte um Vergebung, Herr. Ich habe gestern viele Freunde verloren, die nicht aus der Schlacht zurückkehrten. Einer von ihnen lebt vielleicht noch, denn er ist verschwunden. Ich ... musste einfach auf Euch warten, um ganz sicher zu gehen, dass Euch nichts geschehen ist.«
Angmor verharrte, und Aschteufel blieb stehen. Nach einer Weile sagte er: »Verstehe.« Er wandte sich dem jungen Nauraka zu. Der Feuerschein spiegelte sich flackernd auf seinem metallischen Gesicht und warf Schatten, die es fast lebendig machten. »Wonach bist du auf der Suche, junger Rowarn?«
»Nach dem Mörder meiner Mutter«, flüsterte Rowarn. Diesem Mann konnte er nichts vorenthalten oder vormachen. Die Wahrheit rutschte aus ihm heraus, noch bevor er nachgedacht hatte.
»Rache also.« Angmor wies um sich. »Diese große Geschichte hier interessiert dich gar nicht, ja? Du glaubst, dass andere sich darum kümmern sollen? Jemand wie – ich?«
Rowarn wich aus. Er blickte zu den Zelten, den Feuern, um die Menschen und Zwerge tanzten, während andere herumstanden und lachten, sangen oder tranken. »Ich bin nicht von Bedeutung«, sagte er leise.
Graum blickte zu ihm hoch, seine orangefarbenen Augen glühten in der Dunkelheit.
»Du irrst dich«, sagte Angmor langsam. Er schien allmählich wieder zu Kräften zu kommen, denn er stand frei, ohne sich aufzustützen. »Jeder ist von Bedeutung. Du bist jetzt hier. Wenn du nicht für Ardig Hall stehst, und auch nicht für Femris kämpfen willst, solltest du gehen. Ansonsten stehe zu deiner Entscheidung! Auch du hast bisher verhindert, dass Ardig Hall fällt. Du hast noch weitere Freunde, nicht wahr? Sie bedeuten dir etwas. Also bedeutest auch du ihnen etwas. Ich kann mir nicht vorstellen, dass du das alles nur für dich tust. Damit machst du dir etwas vor und tust anderen unnötig weh.«
Rowarn hatte das Gefühl, dass ihm die Entschuldigungen ausgingen. Er fühlte sich elend, und das an diesem Abend des Sieges.
Aber auch Angmor schien nicht feiern zu wollen, und der Sieg war wohl zweitrangig.
Als hätte er seine Gedanken gelesen, sagte der Visionenritter: »Es ist noch nicht vorbei.«
Rowarn nickte. Umso wichtiger erschien es ihm, jetzt hier zu sein. Gerade weil der Visionenritter geschwächt wirkte. »Gibt es nichts, was ich für Euch tun kann?«
»Doch«, sagte Angmor überraschend. »Sprich nicht hierüber ... über meine Schwäche. Und damit genug für heute. Ich gehe jetzt zu meinem Lager.« Er wies auf ein neues, schwarzes Zelt am Rande. »Du wirst mich nicht weiter begleiten und keine Fragen mehr stellen.«
»Eine ... hab ich aber noch«, sagte Rowarn hastig, bevor er seinen törichten Mut und sein schlechtes Benehmen bereuen konnte. »Warum mag Graum mich? Er nähert
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