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Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)

Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)

Titel: Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uschi Zietsch
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was der Visionenritter ihm offenbart hatte, wurde von einer Springflut abgrundtiefen Entsetzens überspült. Er hatte das Gefühl, als würde sein Innerstes nach außen gestülpt. Er rannte aus dem Zelt, brach draußen in die Knie, schlang die Arme um seinen Leib und krümmte sich mit einem laut klagenden Schrei. Schluchzend übergab er sich, spie Ekel und Grauen aus sich, in der Hoffnung, er würde damit auch das Leid und vor allem das Wissen los, die Wahrheit, nach der er stets auf der Suche gewesen war, die letztendlich aber nur noch mehr Schmerz mit sich brachte.
    Noch während er halb von Sinnen und völlig außer Fassung mit leerem Magen würgte, hörte er plötzlich ein Pfeifen und Schwirren und dumpfe Einschläge, und dann die Schreie von Menschen und Tieren, und er sah Flammen auflodern, und Rauch aufsteigen; und dann griffen sie an.

    »Alarm!«, erscholl es im Lager. »Zu den Waffen, wer noch Hände hat! Die Gandur und die Kúpir wurden am Steinernen Horn geschlagen! Die Verstärkung für Femris ist eingetroffen, sie sind dabei, uns anzugreifen!«
    Gleichzeitig galoppierte der Fahnenträger von Ardig Hall mit wehendem Banner heran und schrie mit sich überschlagender Stimme: »Der Bann ist gebrochen! Die Mauer ist gefallen! Femris ist frei!« Er raste bis zur Mitte des Lagers, wiederholte die Meldung. Dann stockte er, denn er sah, genau wie Rowarn, wie ein großes Heer einer Springflut gleich über die Hügel herabfloss, dessen erste Welle soeben eintraf. Nicht mehr als eine Hundertschaft Waffenfähiger und die Verletzten konnten sich ihnen hier im Lager entgegenstellen. Der Fahnenträger wendete hastig und stürmte, die Hacken in die Seiten des Pferdes schlagend, Richtung Ardig Hall zurück. »Diese Fahne wird niemals fallen! Tod den Anhängern der Finsternis!«, brüllte er und war damit verschwunden.
    Rowarn blinzelte und rieb sich die Augen. Alles geschah so rasend schnell um ihn herum, und seine eigenen Bewegungen schienen verlangsamt. In seinem Inneren brannte ein Feuer, das ihm beinahe die Besinnung raubte; er hatte das Gefühl, entzweigerissen zu werden, als die beiden durch den Schock nunmehr erwachten Mächte in ihm kämpften. Er sah mit trübem Blick Soldaten, Verwundete, Ritter, auch die Knechte durcheinander rennen und nach allem greifen, was nur irgendwie als Waffe taugen mochte; gleichzeitig sah er die Truppen von Ardig Hall zurückströmen, um dem Lager zu Hilfe zu eilen, doch sie waren noch viel zu weit entfernt. Sie würden nicht mehr rechtzeitig eintreffen und befanden sich zudem in der Mitte von Femris’ Truppen, zwischen denjenigen, die von Ardig Hall heranrückten und der Verstärkung, die zusammen eine gewaltige Übermacht bildeten.
    »Nein«, stieß er kraftlos hervor. Sein Verstand hatte sich in eine zähe, trübe Masse verwandelt, die alle Gedanken einsog und nicht mehr freilassen wollte. »Nein, nicht das alles ...«
    Rowarn rappelte sich in einer letzten, gewaltigen Willensanstrengung auf und stolperte zurück ins Zelt. »Angmor!«, schrie er und rüttelte den Visionenritter, der wie tot dalag. »Wacht auf, wir werden angegriffen! Kommt zu Euch, wir müssen weg, schnell!«
    Doch es war zu spät. Das Lager wurde soeben überrannt, und er hörte die Kriegsschreie, gefolgt von Schmerzensrufen und Klagen, das Bersten und Knallen brechender Pfähle, das Gebrüll der Tiere, und zwei Warinen stürmten ins Zelt und richteten ihre Speere auf Rowarn, der herumfuhr, sich schützend vor Angmors Liege stellte und sein Schwert zog.
    »Sinnlos«, erklang eine raue Stimme, und dann trat ein feindlicher Offizier hinzu, ein Mann in grauer Rüstung, mit geschlossenem Visier. »Setz dein Leben nicht unnötig aufs Spiel, junger Ritter. Es ist vorbei.«
    »Ich ergebe mich nicht«, knurrte Rowarn heiser. »Eher sterbe ich!«
    Die beiden Warinen schienen das als Aufforderung zu verstehen, aber erneut wurden sie durch ein Handzeichen aufgehalten. Fünf weitere Dubhani kamen ins Zelt, und Rowarn sah ein, dass er in diesem engen Raum nur einen oder zwei von ihnen mitnehmen könnte, bevor er starb. Und jetzt zu sterben, wäre in der Tat sinnlos gewesen. Es gab nichts mehr zu gewinnen, da brauchte er sich nichts vorzumachen. Kein Tod in Ehre, sondern Dummheit, wenn er nicht nachgab. Vor allem konnte er so Angmor nicht retten. Es musste einen anderen Weg geben, für sie beide. Er durfte den Visionenritter nicht im Stich lassen.
    Es wunderte ihn, dass man ihn gefangen nehmen wollte, doch er stellte keine

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