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Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)

Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)

Titel: Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uschi Zietsch
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wirst du wahnsinnig. Denk nicht daran. Nicht daran !
    Manchmal versuchte er, sich mit einer Art trockenem Humor zu trösten: Kein Wunder, dass ich der Zwiegespaltene bin. Das muss einen doch in Stücke reißen . Doch diese Art Witz war nie seine Stärke gewesen, und er fühlte sich dadurch nicht im Geringsten besser.
    Rowarn hegte so gut wie keinen Zweifel mehr daran, dass er nun doch der Zwiegespaltene war. Er war ein wahrhaftiger Sohn von Regenbogen und Finsternis, beide Seiten vereinten sich in ihm, konnten jedoch keine wahre EINHEIT mehr bilden. Der Ewige Krieg war entstanden, weil die EINHEIT zerbrochen war und die GETRENNTEN erkannten, dass sie nie wieder zusammenkommen konnten. Rowarn war damit zweigeteilt. Der Zwiegespaltene! Der Gedanke ließ sich nicht verdrängen, und nichts konnte seinen Magen beruhigen, ob sich etwas darin befand oder nicht. Schon immer hatte Rowarn damit zu kämpfen gehabt, sich bei starker Erregung übergeben zu müssen. Jetzt waren die Anfälle schlimmer denn je, und Rowarn versank tiefer und tiefer in Selbstmitleid, Ekel und Grauen vor sich selbst.

    Rowarn wusste nicht, wie viel Zeit seit seiner Gefangennahme vergangen war. Seine Welt war nahezu dunkel und sehr klein. Drei Schritte lang, zweieinhalb Schritte breit. Kaum Möglichkeit zur Bewegung.
    Auch seine Gedanken kamen nicht voran, sie drehten sich beständig im Kreis, bis ihm schwindlig wurde. Einen Moment lang hielt er dann inne, und alles kam zur Ruhe. Bis es wieder von vorn begann.
    Endlich lag er doch einmal still. Begrüßte die Gefangenschaft und die Dunkelheit um sich. Monster wie er gehörten eingesperrt, vom Licht ferngehalten, sodass sie nicht einmal sich selbst sehen konnten. Er hielt die Augen die meiste Zeit geschlossen, damit er sein eigenes Schimmern nicht wahrnahm. Das naurakische Erbe in ihm. Alles das, was gut war. Und für ihn jetzt unerträglich.
    Hatte Ylwa deswegen so geweint, als sie ihr Neugeborenes bei den Velerii ließ? Hatte sie bereits gewusst, dass ihr Dämonenkind der Zwiegespaltene war, der allein das Tabernakel nutzen konnte? War Rowarn deswegen am Leben geblieben, weil er die Aufgabe erfüllen musste?
    Ich verstehe es einfach nicht , dachte er ein ums andere Mal, wenn er den Gedankenkreis von neuem begann. Warum weiß ich dann nichts? Habe nie gespürt, dass ich zwei Seiten in mir trage? Fühlte mich auch nie mit dem Tabernakel verbunden, nicht einmal in Ardig Hall, als ich dem Splitter ganz nahe war? Ich kann mir nicht mal vorstellen, wie dieses Ding aussieht, oder was es bewirken soll, wenn die Bruchstücke wieder zusammenkommen.
    Auch in seinem Inneren hatte sich nichts verändert, seitdem er seine Herkunft kannte. Es hatte nichts bewirkt oder Verborgenes in ihm erweckt. Außer Selbsthass.
    Und trotzdem bin ich ... Rowarn , flüchtete er sich in Trotz, wenn er die Kraft dazu aufbrachte. Der Rowarn, der glücklich in Inniu aufgewachsen ist, liebevoll von den Velerii erzogen, die nichts Böses in ihrem Ziehsohn sahen. So sehr kann sich niemand verstellen. Ich hätte es irgendwann gemerkt, wenn sie mir gegenüber Abscheu empfunden hätten. Meine Muhmen haben mich nicht belogen. Sie haben es wirklich nicht gewusst. Ich wünschte, sie würden es auch nie erfahren ... was müssten sie dann von mir denken ...
    Eine winzige Möglichkeit gab es noch, dass alles nur ein böser Alptraum war, der sich eines Tages einfach auflöste: nämlich dass Angmor, der Visionenritter, sich täuschte. Rowarn hatte ihm nach dem Kampf gegen Femris zu viel zugemutet, ihn zu stark aufgerüttelt, dass es ihn seine letzten Kräfte gekostet hatte. Womöglich hatte Angmor die Bilder zu verschwommen gesehen und daher falsch gedeutet. Das blieb als letzter Rest Hoffnung, an den Rowarn sich klammerte, um nicht endgültig zu verzweifeln.

    Hin und wieder wurde er in seinen Gedankenkreisen unterbrochen. In annähernd regelmäßigen Abständen, soweit Rowarn es einschätzen konnte, bekam er durch eine Klappe etwas zu essen hereingeschoben, einen Krug mit sauberem Wasser und einen Teller mit etwas Fleisch und Brot und getrockneten Früchten. Man wollte ihn demnach bei Kräften und gesund erhalten, vermutlich bis entschieden war, was mit ihm geschehen sollte.
    Irgendwann zählte Rowarn mit und schätzte auch, wie viele Verteilungen er bis dahin versäumt hatte. Es war an der Zeit, sich wieder um die Welt dort draußen zu kümmern. Er konnte nicht für alle Zeiten klagend daliegen und sich im Selbstmitleid ertränken. Eines Tages

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