Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)
Fragen. Wortlos ließ er das Schwert fallen, und zwei Soldaten fesselten ihm die Hände auf den Rücken, während die anderen ächzend den bewusstlosen Visionenritter aus dem Zelt trugen.
»Endlich, nach so vielen Jahren«, sagte der Mann in der grauen Rüstung mit einem zufriedenen Klang in der Stimme. Ohne Rowarn noch eines Blickes zu würdigen, verließ er das Zelt.
Als Rowarn nach draußen geschleppt wurde, brannte bereits das ganze Lager, und die Kämpfer waren gefangen oder auf der Flucht.
Dies war also das Ende. Anders, als sie es jemals gedacht hätten, selbst in ihren niedergeschlagensten Momenten nicht. So kurz vor dem Sieg hatten sie die letzte Schlacht verloren, und nicht nur das, Femris war es endlich gelungen, den Bann zu brechen. Er konnte nicht mehr aufgehalten werden. Der Splitter war verloren.
Rowarn sah, wie sie Windstürmer und andere Pferde aneinander banden und mitnahmen, wie sie aus dem ganzen Lager Gefangene zusammentrieben und für den Abtransport vorbereiteten. Und er sah, wenigstens ein kleiner Lichtblick, draußen in der Ebene Graum in weiten Sprüngen Richtung Norden hetzen. Kein Speer, kein Pfeil konnte ihn mehr erreichen. Bald verschmolz der Schattenluchs mit dem Land.
Von Fashirh, Olrig oder Noïrun entdeckte Rowarn keine Spur, und er ließ einen zaghaften Funken Hoffnung zu. Er wünschte sich, dass sie die Aussichtslosigkeit des Kampfes rechtzeitig eingesehen und die Flucht ergriffen hatten. Sie mussten entkommen, damit nicht alles verloren und Ardig Hall für immer gefallen war!
»Darauf habe ich lange gewartet«, erklang unerwartet eine heisere Stimme, und Rowarn blickte überrascht in Monegs verunstaltetes Gesicht. Der Mann grinste hässlich und holte mit der Faust aus.
Dann wurde es dunkel.
BUCH 2
NACHTFEUER
VIERTER TEIL
In Dunkelheit
Kapitel 19
Der Graue
Also ist es doch eine Lüge gewesen: mein Leben.
Rowarn lag einsam in seiner düsteren Zelle und grübelte ruhelos, ununterbrochen. Hier drin gab es nichts Lebendes außer ihm, keine Ablenkung, keinen Trost. Aber immerhin war es in dem Verlies weniger finster als in seiner Seele.
Ein Dämon war es also, der in ihm lauerte, der ihn unberechenbar und gefährlich machte. Wie hatte er nur glauben können, er sei ein Rithari? Diese blindwütige Raserei, die Besessenheit im Kampf, rührte nicht von einer Krankheit her, sondern von der Seite der Finsternis. Von ... Nachtfeuer, dem Mörder seiner Mutter. Dem Vertrauten von Femris. Dem Zwielichtgänger.
War es tatsächlich möglich, dass die Velerii nichts von dem Dämonenblut in ihm geahnt hatten? Warum hatten sie so sehr betont, dass Rowarn nicht der Zwiegespaltene sei? Behauptet, der Zwiegespaltene müsse ein Wesen besonderer Art sein, mit Eigenschaften, die er nicht besäße?
Wenn es doch nur so wäre!
Erneut drohten ihn die Gefühle zu überwältigen. Er lag starr und knirschte mit den Zähnen. Er durfte sich nicht gehen lassen!
Der Boden war hart, das dünne Strohlager bot kaum Bequemlichkeit. Rowarn schwitzte und fror abwechselnd, je nachdem, wie tief er sich in seine Gedanken verstrickte. Immer nur kurz konnte er sich in den Schlaf flüchten, bevor ihn die schmerzenden Knochen weckten, wenn sie umgebettet werden wollten.
Es gab Dämonen, die sich für den Regenbogen entschieden hatten, so wie Fashirh. Rowarn respektierte den Roten Dämon, aber er fürchtete ihn auch als fremdes Wesen, mit dem er nie vertraut sein würde. Sie waren zu verschieden, und Rowarn wollte nicht im Entferntesten so sein wie Fashirh. Oder irgendein anderer Dämon. Erst recht nicht wie Nachtfeuer.
Tränen brannten heiß auf seinen Wangen, und sein Innerstes stand in Flammen. Hätte ich doch nie gefragt ... aber wie hätte ich ahnen sollen ... dass die Wahrheit so unendlich grausam sein kann! Er hatte Rache geschworen am Mörder seiner Mutter, und nun musste er sich gegen den eigenen Vater stellen. Ob Nachtfeuer ahnte, dass er einen Sohn hatte? Wie war es überhaupt dazu gekommen?
An dieser Stelle seiner Überlegungen konnte Rowarn sich nicht mehr beherrschen. Er sprang auf, drängte sich in die düstere Ecke neben dem schmalen Sichtloch und übergab sich schluchzend. Es war unvorstellbar für ihn, wie es damals zu seiner Zeugung gekommen sein mochte. Seine Mutter und der Mörder ... nein. Was mochte er ihr angetan haben ... wie hatte sie es überhaupt ertragen können, Rowarn in sich heranwachsen zu spüren ...
Hör auf , dachte er, während er weiter würgte. Hör auf, sonst
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