Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)
nicht«, sagte Heriodon streng.
Gonarg meinte: »Ich glaube, Herr, Rowarn ist unterfordert. Er sollte bei den Kämpfen eingesetzt werden. Sonst kommt er nur auf dumme Gedanken.«
»Mag er sein hitziges Temperament an einem Dämon abkühlen«, schnaubte der schwarze Riese. Seine Stimme hallte geisterhaft. Spitze Reißzähne ragten ihm aus dem Maul, und seine Augen glühten gelb.
Rowarn wandte sich ihm mutig zu. Jetzt oder nie. »Seid Ihr Nachtfeuer?«
»Nein, ich bin Tracharh der Taur«, antwortete der Dämon.
Rowarn schüttelte den Kopf. »Dann habe ich kein Interesse an Euch und kämpfe nicht.«
Gonarg zeigte ein verblüfftes Gesicht.
Tracharh fletschte die Zähne, augenscheinlich war er amüsiert über die Dreistigkeit des Winzlings vor ihm. Bevor Heriodon etwas sagen konnte, fragte er: »Weshalb interessiert ein Würmchen wie du sich ausgerechnet für Nachtfeuer?«
»Meine Angelegenheit«, knurrte Rowarn. Die Raserei kochte immer noch in ihm. Warum sollte er sich vor dem Taur fürchten? Er hatte nichts zu verlieren außer seinem Leben. Und an dem lag ihm im Moment nicht viel. Es wäre sowieso am besten, wenn es endlich vorbei wäre.
Der Stierköpfige, der ihn um mehr als halbe Mannslänge überragte, neigte den mächtigen Schädel zu ihm herab und blies ihm seinen feurigen Atem ins Gesicht. »Du weißt nicht, wer Nachtfeuer ist, nicht wahr? Sonst wärst du nicht so tollkühn, närrisches Bürschlein. Ich könnte dich mit meinem Atem umpusten, aber er bräuchte dich nur anzusehen , um dich zu töten. Du hast keinerlei Vorstellung, worauf du dich da einlassen willst.«
»Das ändert nichts«, beharrte Rowarn und weigerte sich, auf das warnende Stimmengeläut in seinem Inneren zu hören. Fashirh hatte ihn schon einmal gerügt, weil er Nachtfeuers Namen leichtfertig erwähnt hatte.
Der Gehörnte lachte hohl. Es klang, als ob man in eine bodenlose Schlucht riefe. »So wisse denn, Nachtfeuer wurde seit über siebenhundert Jahren nicht mehr in diesen Gefilden gesehen, weil er in seinem Reich gebraucht wird. Vorwitziger Narr! Er ist der Herrscher des Dämonenlands von Waldsee. Er gehört zu den Mächtigsten dieser Welt. Niemand wagt es, sich ihm in den Weg zu stellen oder ihn gar herauszufordern!«
Das hatte Fashirh ihm trotz seiner eindringlichen Warnung nicht gesagt. Natürlich, Rowarn hatte seinen Racheschwur nicht gegen irgendeinen Dämon geleistet; wie hätte es auch anders sein können. Das wäre ja zu einfach gewesen. Jedoch änderte es nichts, Rowarn musste zu seinem Schwur stehen, so oder so. Immerhin , dachte er bei sich, entstamme ich also in jeglicher Hinsicht königlichen Geblüts, und damit muss von der Macht meines Vaters auch etwas auf mich übergegangen sein.
Doch eines konnte nicht stimmen, was Tracharh gesagt hatte. »Aber ich habe ihn gesehen, in der letzten Schlacht ... Er trug Femris vom Feld. Es war ein Zwielichtgänger, ich bin sicher!«
Heriodon und Tracharh wechselten einen Blick. »Unmöglich«, widersprach der Dämon. »Ich weiß nicht, wen du gesehen hast, aber Nachtfeuer war es nicht.«
»Und wer, wenn nicht Nachtfeuer, hat dann Königin Ylwa von Ardig Hall umgebracht?«, fauchte Rowarn. »Wie soll ich mir das ausgedacht haben?«
»Da ist was dran«, meinte Tracharh, »doch geschah dies vor über einem Jahr. Möglicherweise war es nur ein Gefallen an Femris, denn danach muss Nachtfeuer sich wieder zurückgezogen haben. Er hielt sich seither nicht mehr im Heer auf, das weiß ich sicher. Denn ich bin froh darum wie so viele andere.« Er schob die lange Kralle seines Zeigefingers unter Rowarns Kinn und hob es zu sich an. Rowarn hatte das Gefühl, als würden sich die glühenden Augen auf den Grund seiner Seele brennen. »Interessantes, keckes Knäblein«, schnurrte er. »Dein Schüler sagst du, Heriodon?«
Rowarn konnte den Blick kaum ertragen. Seine Augen schienen zu schmelzen, aber er wich nicht aus. Der Schweiß rann ihm die Schläfen hinunter, und er schluckte krampfhaft. Was auch immer Dämonisches in ihm ruhen mochte, jetzt war davon nichts zu merken. Der schaurigen Ausstrahlung dieses riesigen schwarzen Geschöpfs ausgesetzt zu sein war schmerzhaft. Rowarn spürte keinerlei Verwandtschaft. Nichts, was es ihm leichter machte.
Doch auch Tracharh erkannte ihn nicht, begriff Rowarn verdutzt. Der Taur spürte zwar offensichtlich, dass in dem jungen Gefangenen etwas steckte, das nicht menschlich war, konnte es sich aber augenscheinlich nicht erklären. Er war
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