Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)
sagte hastig: »Wirst du dich wohl zurückhalten! Du stehst hier wie ein Leuchtfeuer auf den Klippen des Meeres.«
»Verzeihung.« Das war die Nacht im Loch, einfach alles, wert gewesen. Nun gab es keinen Zweifel mehr: Sie würden es schaffen! Dass der väterliche Freund Tamron noch lebte, erfüllte Rowarn so mit Zuversicht und Freude, dass er glaubte, sofort alles aus den Angeln heben zu können.
»Du musst gleich gehen, Rowarn, aber ich will dir zuvor noch etwas sagen.« Angmors Stimme klang sehr ernst. »Ich habe mir die größten Vorwürfe gemacht, weil ich dir die Wahrheit über Nachtfeuer offenbart habe, doch die Vision kam über mich und zwang mich zu sprechen. Ich konnte es nicht verhindern. Sag mir: Wie hast du das verkraftet?«
Rowarn blickte ihm ruhig in die starre Gesichtsmaske. Jetzt konnte ihn nichts mehr erschüttern. »Überhaupt nicht«, antwortete er aufrichtig. »Das werde ich nicht bis zu dem Tag, da ich meine Rache vollendet habe.« Er legte die Hand ans Gitter. »Wisst Ihr, dass sich hier ein Dämon aufhält?«
»Ja, Tracharh. Er und Fashirh haben dieselbe Mutter. Unser Freund wird nicht sehr erfreut sein zu erfahren, dass sein jüngerer Bruder sich Femris verpflichtet hat.«
»Er ist ein Scheusal, aber darum geht es mir nicht. Tracharh sagte mir, dass Nachtfeuer der Herrscher des Dämonenlands ist. Ist das wahr?«
»Allerdings«, bestätigte Angmor. »Aber darüber, und auch über deine Rache, sollten wir ein andermal sprechen.«
»Wenigstens bin ich von zweifach edler Herkunft«, sagte Rowarn bitter. »Und macht Euch keine Vorwürfe. Ich musste es erfahren. Und kein Zeitpunkt wäre dafür der Richtige gewesen.«
»Mag sein.« Angmor drehte den Kopf. »Geh jetzt, die Wache wird aufmerksam.«
»Wir werden bald frei sein«, flüsterte Rowarn und ging.
Kapitel 21
Der dritte Pfad
Nachdenklich kehrte Rowarn an die Arbeit zurück, wobei er zwischendurch einnickte, aber zum Glück bemerkte es niemand. Alle waren hektisch beschäftigt und hatten keine Zeit, auf ihn zu achten – bis auf die Chalumi, die stets in seiner Nähe blieben. Doch auch dieses Problem würde sich lösen lassen.
In den nächsten Tagen beschäftigte Rowarn sich intensiver denn je mit der Flucht, und er merkte schnell, dass ihm nicht mehr viel Zeit blieb. Denn Angmor erlitt wieder einen Rückfall, und dabei blieb es nicht. Wie es aussah, wurden die Phasen, in denen es ihm gut ging, kürzer, und die Anfälle von Blindheit und Schmerz wurden schlimmer. Manchmal war er überhaupt nicht ansprechbar, und Rowarn setzte einmal durch, dass die Wache die Tür öffnete und den jungen Ritter zu Angmor ließ, unter der Aufsicht von zwei Federschlangen.
»Herr Angmor!«, rief Rowarn und rüttelte ihn an der Schulter, aber der Visionenritter blieb bewusstlos.
»Genau wie bei dem anderen«, bemerkte der Warine. »Irgendwann kommen sie nicht mehr zu sich.«
»Sprichst du von Tamron? Aber warum ist das so? Was geschieht mit ihnen?« Rowarn wusste sich nicht zu helfen. »Ein Heiler muss nach ihm sehen.«
»Der ist nicht krank«, versetzte der wachhabende Soldat. »Du kannst da nichts machen, Kleiner. Sieh lieber zu, dass du deiner Arbeit nachkommst. Heriodon ist bald mit dem ersten Nachschub fertig. Sobald sie mit Tracharh nach Dubhan abziehen, kommst du mit dem Rest an die Reihe. Je schneller du das hinter dir hast, umso besser, vor allem, wenn du den Heermeister bis dahin zufrieden stellst.«
»Was meinst du damit?«, fragte Rowarn beunruhigt. »Wird euch Warinen auch der Wille genommen?«
»Nein, wir sind von Geburt an der Finsternis verpflichtet und treu an Femris gebunden. Nur so bleibt unser Volk erhalten, das war ein Teil des Paktes. Aber die Anhänger des Regenbogens müssen bekehrt werden, und das kann sehr unangenehm werden.« Der Warine winkte Rowarn. »Komm schon. Bald bist du ein Waffenbruder, und wenn ich dir das sagen darf: Mir wär’s eine Ehre, an deiner Seite zu kämpfen. Wie du Moneg fertig gemacht hast, alle Achtung. Schlaksig und mager und kaum aus dem Ei geschlüpft, aber es steckt eine Menge in dir, und du hast begriffen, worum es bei der Soldatenehre geht.«
Rowarn schluckte. Er wollte das nicht hören. Warinen waren der Feind und würden es immer sein. Mussten es bleiben. »Lieber sterbe ich, als ein Anhänger der Finsternis zu werden«, sagte er leise.
»Es ist doch kein Unterschied«, versetzte der Warine. »Einst waren sie EINS, Regenbogen und Finsternis. Und wir werden nackt geboren, bluten und
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