Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)
sterben alle genau gleich, egal, auf welcher Seite wir stehen. Keiner von uns kann entscheiden, ob es richtig oder falsch ist, was wir tun, wenn es nicht einmal Finsternis und Regenbogen selbst wissen. Und weshalb sonst sollten sie den Ewigen Krieg und Zweifel zulassen?«
»Zweifelst du denn?«
»Nicht am Kampf. An allem anderen? Ja. Meiner Ansicht nach ist alles Wahnsinn, wofür gekämpft wird. Ich verabscheue die Machtgier der Kriegsherren. Nur der Kampf ist rein. Ich lebe allein dafür, es erfüllt mich. Der Gesang der Schwerter, der Klang des Metalls, die Harmonie der Bewegung: Das ist die Weltenmelodie, die ich höre, der ich mich hingebe.«
Rowarn war fasziniert, und doch schauderte ihn. »Irgendwann wird keiner mehr da sein, der noch kämpfen kann.«
»Dann ist meine Aufgabe beendet, und ich überantworte mich den Mächten des Todes.«
»Das ist nicht mein Ziel.«
»Und deshalb wirst du auch nie zufrieden sein.«
Da war Rowarn ganz und gar anderer Ansicht. Eine so einfache Weltsicht mochte ihre Vorteile haben, doch er wollte lieber Verantwortung tragen. Und nicht nur zweifeln, sondern auch etwas dagegen unternehmen.
Heriodon war anwesend, als Rowarn sich an den Knappendienst machte. Seit dem Vorfall mit Moneg hatten sie sich nicht mehr gesprochen.
»Du bist zäh und ausdauernd«, bemerkte der Heermeister, während er sich seiner Arbeit widmete. »Nichts anderes habe ich von Noïruns Schüler erwartet. Wenn er das nicht im Griff hätte, hätte er nicht so lange als Heermeister bestehen können.« Heriodon richtete kurz die Augen auf Rowarn. »Es war eine ziemliche Überraschung für uns, dass er es ist. Über zwei Jahre lang konnte er die Täuschung aufrechterhalten. Eine hervorragende Leistung. Aber letztendlich hat es ihm nichts genützt.«
»Es war nur eine Schlacht«, erwiderte Rowarn eingedenk dessen, was Angmor zu ihm gesagt hatte. »Der Krieg ist noch nicht vorbei, und mein Fürst ist frei.«
»Hmmja«, brummte Heriodon, während er eine Nachricht studierte. »Hat er sich nicht schon Lingvern abjagen lassen? Auf höchst tölpelhafte Weise, sodass man ihn nun Ohneland nennt? Kaum eine gute Voraussetzung, findest du nicht?«
»Ardig Hall wäre viel früher gefallen, wenn er noch Fürst von Lingvern wäre. Aus seiner Schwäche ist mein Herr stark hervorgegangen.«
»Du scheinst ihn ja sehr zu mögen. Dann wird es umgekehrt vielleicht ähnlich sein, und ich werde dich benutzen, ihn zu kriegen.« Heriodon zeigte ein finsteres Lächeln.
Rowarn hatte schon darüber nachgedacht, deshalb überraschte es ihn nicht. »Er wird sich nicht erpressen lassen.«
»Tja, man sollte meinen, dass ein Knabe wie du kaum von Bedeutung sein kann.« Der General lehnte sich zurück, verschränkte die Arme und musterte Rowarn aus verengten Augen. »Er holt dich aus einem unwichtigen fernen Tal namens Inniu und schlägt dich zum Ritter, noch bevor ihr Ardig Hall erreicht habt. Du weichst nie von seiner Seite. Die Vermutung, dass du sein Sohn bist, liegt sehr nahe.«
Rowarn nickte. »So behandelt er mich auch. Vielleicht wünscht er sich, es wäre so. Ich kann es Euch nicht sagen, Heermeister. Ich weiß nur, er ist nicht mein Vater.«
»Du bleibst also dabei, eine Waise zu sein?«
»Ja.«
»Was hast du mit Angmor zu tun?«
»Ich bewundere und verehre ihn, das ist alles.«
»Du könntest sein Zögling für den Orden sein.«
»Ganz gewiss nicht, Heermeister. Das würde mir nie gestattet.« Als Halb-Dämon dem großen Orden der Visionenritter anzugehören – das war genau derjenige Weg, der für Rowarn gänzlich ausgeschlossen war. »Dazu müsste man ein Mächtiger sein, und das bin ich nicht.«
»Darüber sind Tracharh und ich uns ebenfalls einig.« Heriodons Blick durchbohrte Rowarn und ließ sein Inneres gefrieren. »Erstaunlich, aber nicht weiter von Bedeutung. Jedoch gehörst du zu den Alten Völkern, daran besteht nicht der geringste Zweifel. Wenn Noïrun nicht dein Vater ist, bist du nicht einmal zur Hälfte Mensch.«
Rowarn zog es vor, zu schweigen.
Heriodon erhob sich und kam auf ihn zu. Bevor Rowarn zurückweichen konnte, hatte der Heermeister ihn mit der rechten Hand vorn am Hals gepackt, drückte leicht an zwei bestimmten Punkten zu und zwang den jungen Nauraka in die Knie. Das alles im Verlauf eines Herzschlags.
Rowarn wurde schwindlig, und er rang nach Luft. Gleichzeitig erlebte er, dass man durch bestimmte Griffe am Hals die unterschiedlichsten Schmerzen erleben konnte. Eine Weiterführung der
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