Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)
Hellsicht dieses Wissen nicht längst erlangt hatte, brauchte er es nicht zu erfahren. Angmor respektierte das, denn er unterbrach Rowarn kein einziges Mal und ergänzte auch nichts.
»Eine interessante Geschichte und ein aufregendes Abenteuer«, bemerkte der Schneeweiße am Ende. »Ich würde dies gern durch Neuigkeiten vergelten, aber wie gesagt sind derzeit die hellen Wege verdunkelt. Ich kann nicht sagen, woran es liegt.«
»Dann kannst du mir nichts über meinen Fürsten berichten?«, fragte Rowarn enttäuscht.
»Noch nicht, junger Rowarn. Aber ich erwarte demnächst die Ankunft von Pyrfinn dem Läufer ...«
»Pyrfinn!«, unterbrach Rowarn erfreut. »Ich kenne ihn aus Ennishgar. Wenn einer meinen Fürsten finden kann, dann er!«
»Dann richte Pyrfinn aus, Gríadan, dass wir in Farnheim sind, und er soll dorthin kommen, mit allen Verbündeten, die wir noch haben«, sprach Angmor.
»Das werde ich gern tun. Ich freue mich, wenn ich euch wieder zu Diensten sein kann.«
»Mehr denn je«, brummte Angmor.
Sie unterhielten sich noch eine Weile, bis Remei höflich anklopfte und mitteilte, dass das Essen vorbereitet sei und er sich nun um Gríadan kümmern müsse. Rowarn war schon aufgefallen, dass der Schneeweiße müde wirkte, und sie verabschiedeten sich.
»Er ist sehr krank, nicht wahr?«, sagte er zu Angmor auf dem Weg nach unten.
»Nein, er ist durchaus gesund. Es ist nur die Art seines Volkes, zu versteinern«, erwiderte Angmor. »Tief im Süden gibt es eine Ebene, wo seine Artgenossen zu Tausenden herumstehen und das Lied des Windes verkünden. An stürmischen Tagen kannst du ihren Gesang zwei Tagesreisen weit hören. Manche halten ihn für Prophezeiungen, doch sind die Worte selten verständlich. Man nennt das Land die Steinerne Harfe . Gríadan verweigert sich dem Übergang seit etwa tausend Jahren. Hier in Grinvald hat er ein Mittel gefunden, den Versteinerungsprozess zu verlangsamen. Aber zwischendurch hat er sehr schmerzhafte Schübe, und in einem davon scheint er sich gerade zu befinden. Eines Tages wird er es nicht mehr aufhalten können.«
Angmor trennte sich von Rowarn, als sie unten angekommen waren. Wie üblich würde er an der Mahlzeit nicht teilnehmen und wollte noch ein wenig nach draußen.
»Wo ist eigentlich Graum?« Rowarn fiel jetzt erst auf, dass der Schattenluchs nicht mit nach Grinvald gekommen war.
»Wir treffen ihn morgen auf der anderen Seite. Ich wünsche dir eine gute Nacht und Erholung, Rowarn. Wir sehen uns morgen früh wieder.«
»Ja, Herr. Wenn Ihr etwas braucht, gebt mir Bescheid.«
»Geh essen, Junge, dein Bauch ist ganz eingefallen. Und dann erwarte ich von dir, dass du gut schläfst. Ich habe keine Lust, noch eine Bahre mit unnützem Ballast mitzuschleppen.«
Rowarn grinste fröhlich und ging dann in die Küche. Der Holztisch war mit allerlei Köstlichkeiten beladen, mit geräuchertem Schinken, Grillfleisch, gebratenem Fisch und dazu zart gegartem Gemüse und eingelegten Früchten. Ohne weitere Umschweife stürzte sich Rowarn darauf, Höflichkeiten hin oder her, er hatte zu lange gedarbt.
Remeis Kinder beobachteten den hungrigen Ritter mit einer Mischung aus Faszination und Belustigung.
»Wo habt ihr dasch allesch her?«, nuschelte Rowarn zwischen zwei Bissen und spülte mit einem kräftigen Schluck verdünntem Most nach.
»Zum Teil bauen wir es an, und dann jagen und sammeln wir, und manchmal kommen auch Händler«, klärte Kemi, der Älteste, ihn auf.
»Hierher?«
Tomi prustete. »Nee, draußen. Wir gehen raus. Auf der Ostseite führt eine alte Handelsstraße durch Ferlungar.«
Damit gab sich Rowarn zufrieden und aß begeistert weiter. Was für ein Genuss nach der langen Entbehrung! Angmor wusste gar nicht, was er sich entgehen ließ. Aber Olrig würde es nachempfinden können, wenn er ihm alles berichtete.
Die beiden Jungen stellten ihm abwechselnd neugierige Fragen und erzählten auch ein wenig über sich. Mimi kauerte die ganze Zeit mit angezogenen Knien in einer Ecke und beobachtete Rowarn ausdauernd aus großen, dunklen Augen. Sie gab keinen Ton von sich, nur ab und zu kreuzten sich ihre Blicke.
Schließlich war Rowarn satt und todmüde. Die Aussicht, in einem Bett schlafen zu dürfen, kam ihm wie ein Wunder vor, das nicht länger aufgeschoben werden sollte. Gerade als er aufstehen wollte, kehrte Remei zurück und ließ ihn wissen, dass ein Bad gerichtet sei. Er führte den jungen Ritter nach oben zu seinem Zimmer, und durch eine Verbindungstür
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