Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)
Vorschriften. Ihr habt es schnell hinter Euch, ich verspreche es. Ich sehe Euch nur an und stelle ein paar Fragen.«
»Warum muss das sein?«
»Ihr habt mehrere Schlachten, lange Gefangenschaft und Flucht hinter Euch, Misshandlung, Erschöpfung und Schmerz durchlebt. Das muss Spuren hinterlassen, edler Herr. Lady Arlyn ist sehr gewissenhaft. Es dauert wirklich nicht lange. Das Lendentuch könnt Ihr selbstverständlich anbehalten.«
»Ich habe keins«, bekannte er.
Die Heilerin winkte ab. »Dem kann abgeholfen werden.« Sie legte ihren Schulterbeutel ab und zog ein frisches weißes Tuch hervor. »Ich warte draußen. Ruft mich, wenn Ihr soweit seid.« Sie drohte ihm scherzhaft mit dem Finger. »Fliehen könnt Ihr nicht, und ich werde auch nicht zu lange warten, also beeilt Euch besser.«
»Also gut.« Er wartete, bis sie draußen war, warf die Lumpen von sich, wickelte das Lendentuch um sich und rief Korela wieder herein. »Ich hoffe, Ihr schätzt mich auf einen guten Preis.«
Die Heilerin lachte hell. Während sie ihm Fragen stellte, tastete sie seine Schultern ab, horchte an seinem Rücken und der Brust, legte nacheinander die Hand auf bestimmte Stellen über dem Herzen, über dem Nabel, am Rücken neben den Lendenwirbeln, und ließ sie dort einige Zeit verweilen, schweigend und mit geschlossenen Augen. Sie betrachtete die kaum verheilten, unbehandelt gebliebenen Narben der Schlacht und besah sich genau das winzige Mal der Chalumi an seiner rechten Hand. »Legt Euch aufs Bett, ich muss mir Eure Fußsohlen ansehen«, ordnete sie dann an.
Verdutzt gehorchte er, und nacheinander nahm sie seine Füße und berührte die Unterseiten mit bestimmtem Druck an verschiedenen Stellen. Ein paarmal sagte er leise »Au«, was ihn völlig überraschte.
Korela nickte und starrte ihm dann noch abwechselnd in die Augen, die er weit offen halten sollte, ohne zu blinzeln. Zuletzt forderte sie ihn auf: »Jetzt stellt Euch wieder hin, ich muss mir Eure Haltung noch einmal genauer ansehen. Ihr hinkt nämlich.«
»Ich hi...«
»Ja. Dachte ich es mir doch, dass Ihr das noch gar nicht bemerkt habt. Also, steht auf. Dann sind wir fertig.«
Er erhob sich, und sie tastete seine Beine ab, dann die Hüfte. Er zuckte zusammen. »Autsch!«
»Ah, da haben wir es ja. Ihr habt Euch die rechte Hüfte verrenkt, wahrscheinlich durch zu langes, gekrümmtes Kauern.«
»Aber ich habe das nie ...«
»Natürlich nicht, ihr harten Krieger kennt ja keinen Schmerz, ich weiß. Aber das ist eine Sache, die kann ich gleich in Ordnung bringen. Legt Euch noch einmal auf den Rücken und entspannt Euch.«
Rowarn hatten jeden Widerstand aufgegeben. Brav legte er sich wieder hin. Gleich darauf strichen ihre kräftigen Finger knetend über seinen Körper, sie drehte ihn hin und her, und dann stellte sie etwas mit seinen Beinen an. Plötzlich spürte er einen Ruck an der rechten Hüfte, einen kurzen Schmerz – und auf einmal Erleichterung.
»Fertig«, sagte Korela zufrieden und richtete sich auf. »Ihr könnt Euch aufsetzen.«
Er schwang die Beine über den Rand und sah sie fragend an. »Kann ich auf einen guten Preis am Markt hoffen?«
Sie schmunzelte. »Wie alt seid Ihr? Zweiundzwanzig?«
»Zwanzig.«
»Körperlich nicht, momentan. Seit dem Frühjahr habt Ihr einiges durchgemacht. Entbehrungen, Überanstrengung, Leid. Ganz abgesehen von diversen Kämpfen, die Ihr ausgetragen habt.«
Rowarn blinzelte eingeschüchtert zu ihr auf. Das hatte sie alles gesehen?
»In Euren Augen, und gefühlt an Euren Füßen«, gab Korela zur Antwort. Die Frage musste auf seinem Gesicht gestanden haben. »Ihr seid körperlich völlig gesund, aber über Gebühr erschöpft und verspannt. Viele Eurer Beschwerden, wie ein dauernder Druck im Kopf, ein Ziehen hier und dort, rühren daher. Wir können sie beseitigen, durch lösende Bäder und Massagen. Ich werde es veranlassen. Außerdem braucht Ihr gute, kräftigende Nahrung, ihr seid viel zu mager. Ansonsten könnt Ihr zufrieden sein.«
Rowarn atmete erleichtert aus. Hoffentlich war es jetzt vorüber.
»Bis auf eine Sache«, fügte die Heilerin jedoch hinzu. Sie näherte sich ihm, und erstaunt bemerkte er die Sorge in ihren Augen. »Jemand hat Euch mehrmals entsetzliche Schmerzen zugefügt, ohne Euch körperlich zu verletzen«, sagte sie leise. »Schmerzen, die einen normalerweise umbringen. Nicht einmal bei Todkranken habe ich jemals so etwas gesehen. Ein junger Mann wie Ihr ... Es tut mir sehr leid.«
Rowarn
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