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Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)

Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)

Titel: Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uschi Zietsch
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auf halbem Wege zwischen Park und See, sah Rowarn Graum sich im Gras wälzen und gähnend herumlümmeln. Dem Schattenluchs ging es offensichtlich gut. Entlang des Weges nach Farnheim-Markt breiteten sich die Kräutergärten aus. Dort standen auch Kaninchenställe, weiter hinten Bienenstöcke.
    Rowarn ging in den Park und erfreute sich an den stillen Wandelwegen. Nur wenige Gäste waren zu dieser Stunde hier unterwegs, und man begegnete sich nicht unmittelbar, sah sich nur aus der Entfernung. Es gab so viele Wege, und immer gab es einen Baum oder Busch, der für einen kurzen Moment Abgeschiedenheit bot. Ab und zu kam Rowarn an einer Bank vorbei, auf der ein Genesender saß, und er neigte höflich den Kopf zum Gruß und erhielt Antwort durch sachtes Armheben. 
    Einfach nur spazieren zu gehen, wann hatte er das zuletzt getan? In Weideling, vor ... ja, eine lange Zeit schien vergangen. Das war ein anderes Leben gewesen.
    »Ein so junger Mann, und ganz ohne weibliche Begleitung? Hier in diesem Park? Mir deucht, ich begegne einem Gesicht der Vergangenheit.«
    Rowarn verharrte, als er die krächzende Stimme hörte, und entdeckte einen alten Mann auf einer Stuhlsänfte, neben einer Bank. Rings um die Bank wuchsen Schraubenbüsche mit zierlichen roten Blättern und zarten weißen Herbstblüten. Es war eine kleine Laube, abgeschieden mitten im Park. Der Mann wies auf die Bank neben sich. »Sei mein Gast, wenn du nichts gegen ein wenig Unterhaltung mit einem wunderlichen alten Mann hast.«
    Rowarn lächelte. Er mochte den Greis auf Anhieb; in jeder Falte seines Gesichts ruhten ein Jahrzehnt Leben und ein Dutzend Erfahrungen. Seine blauen Augen wirkten hellwach, und in den Winkeln blitzte der Schalk hervor. Das Gesicht zeigte die Freundlichkeit eines knorrigen alten Baums, der den verirrten Wanderer vor dem Sturm einlädt, eine Weile bei ihm zu verweilen. Zweifelsohne hatte er verstanden, das Leben zu genießen, und war seiner Bemerkung nach auch ein Frauenfreund gewesen. »Ja, gern«, antwortete Rowarn erfreut und setzte sich neben den Alten.
    »Also, was verschlägt einen vitalen jungen Burschen hierher, mit düsterem Gesicht und traurigen Augen?«, fragte der Greis.
    »Sieht man es mir so sehr an?«, gab Rowarn erschrocken zurück.
    »Ich habe viele Gesichter wie deines gesehen«, antwortete der alte Mann. »Auch mein eigenes, wenn ich hin und wieder in einen Spiegel blickte, doch das ist lang her. Du willst also Kraft sammeln, um Rache zu nehmen.«
    »Das habt Ihr gut erraten.« Rowarn wollte nicht glauben, dass er so leicht zu durchschauen war. Was mochte Arlyn dann erst von ihm denken ...
    Der Greis schmunzelte. »Es ist nicht schwer. Liebeskummer sieht anders aus, dann ist das Gesicht nicht düster, sondern herzzerreißend verschwommen im Selbstmitleid.«
    Rowarn grinste. »So etwas kann mir nicht passieren. Ich verliebe mich einfach nicht.« Ein kleiner brauner Käfer versuchte, auf seinen Stiefel zu klettern, rutschte ab und fiel auf den Rücken. Damit ergab er sich allerdings nicht in sein Schicksal. Kraftvoll hob er die Flügeldeckel an und stemmte sich hoch, strampelte mit den Beinen, pumpte Luft auf eine Seite, bis er kippte und wieder stand. Seine gefiederten Antennen vibrierten, als er sich orientierte, und richteten sich auf die Stiefelspitze. Nächster Versuch.
    »Sicher?«
    »Aber ja. Könnt Ihr mir überhaupt sagen, wann man gewiss sein kann, dass man verliebt ist?«
    »Sobald du die Frage stellst«, lautete die Antwort, und der Alte gackerte.
    Das fand Rowarn nun weniger komisch, aber er war selbst schuld, denn er hatte es herausgefordert. »Nun, und wann wollt Ihr mir meine Rache ausreden?«
    »Überhaupt nicht. So viel Lebensatem habe ich nicht mehr, um ihn für verlorene Ratschläge zu verschwenden.«
    Eine große, grünblau schillernde Raublibelle mit leuchtend roten, filigranen Flügeln surrte heran. Plötzlich schoss sie zu Boden und schnappte sich mit ihren kräftigen Fangarmen den Käfer, der es gerade bis auf die Stiefelspitze geschafft hatte. Er strampelte mit den Beinen, doch sie hielt ihn unerbittlich fest und flog mit der Beute davon.

    Der Schatten des ertrinkenden Tages
    Löscht das Licht der Erkenntnis.
    Doch sehen kannst du erst
    In Finsternis .

    »Ihr seid Dichter!«, rief Rowarn überrascht.
    »Ich gab mich der Illusion hin«, antwortete der Alte lächelnd. »Doch ich kam gut damit zurecht.«
    »Habt Ihr viele Länder bereist?«
    »Das kann man wohl sagen. Ich bin jetzt zweiundneunzig

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