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Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)

Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)

Titel: Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uschi Zietsch
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Zwischen den Alten Völkern muss keine derartige Distanz herrschen, das ist nur dann der Fall, wenn sie verfeindet sind oder einander nicht von grundauf vertrauen. Ich aber weiß, Euch vertrauen zu können, da Ihr in Angmors Begleitung hierher gekommen seid, und ich habe bereits die hell strahlende Aura Eurer guten Seele geschaut. Vertraut daher mir, dass Euch hier nichts Schlechtes widerfahren kann. Nehmt meine Freundschaft an, wann immer Ihr wollt.«
    Er errötete bis unter die Haarwurzeln. »In ... in Ordnung«, sagte er scheu und ergriff die dargebotene Hand. Sie war so warm und weich, und es war, als führe ein Blitzstrahl in ihn. Freunde , dachte er unglücklich. Ich kann das nicht. Nicht, solange es mir den Atem abschnürt, wenn ich sie ansehe, solange mein Herz zu rasen beginnt, wenn ich ihre Stimme höre, und meine Gedanken unerhörte Wendungen nehmen, wenn sie mich berührt. Wäre ich nur nie hierhergekommen!
    »Aber ich muss bald wieder fort«, presste er hervor.
    »Darüber werde nach wie vor ich entscheiden, das ist kein Scherz«, widersprach sie. »Eure Freunde brauchen Euch zudem.«
    »Wohl eher umgekehrt«, meinte er trocken. »Und Angmor hat oft genug betont, dass er nicht mein Freund ist.«
    »Ach, wirklich? Nun, auch das sieht ihm ähnlich. Wisst Ihr, warum man ihm den Beinamen der Waldlöwe verliehen hat?«
    »Ich dachte, weil er genauso schnell und unsichtbar angreift. Ein Barde soll ihn mit dem Beinamen bedacht haben.«
    »Das ist die schmeichelhafte Erklärung.« Arlyns Tonfall war spöttisch. »In Wirklichkeit hat ihm mein Vater den Namen gegeben, lange vor meiner Geburt. Habt Ihr eine Vorstellung, was Waldlöwen für Geschöpfe sind?«
    Rowarn hob die Schultern. »In Inniu sind sie unbekannt.«
    »Es sind griesgrämige, miesepetrige, launische Wesen, die einsam vor sich hingrummelnd in abgeschiedenen Bauten leben und niemanden an sich heranlassen«, erklärte Arlyn. »Die Freuden des Lebens sind ihnen abhold, und sie maßen sich an, das Schicksal der ganzen Welt auf ihren Schultern tragen zu müssen.«
    »Ihr sprecht über einen Visionenritter!«, sagte Rowarn schockiert.
    »Ich bin die Tochter eines Visionenritters«, versetzte sie heiter. »Ich kannte sie alle, und Angmor mein Leben lang.«
    »Eines hat Arlyn in ihrer Aufzählung allerdings vergessen«, erklang die Stimme von Rianda, die gerade hereinkam, den Arm voller Tannenruten. »Der Waldlöwe ist das gefährlichste aller Raubtiere. Selbst die Bepheron fürchten ihn. Er ist lautlos, Zähne und Krallen messerscharf, und kein Opfer überlebt den Angriff, geschweige denn, dass es den tödlichen Schlag überhaupt kommen sieht oder spürt.«
    »Aber aus dem Grund hat Angmor den Namen nicht erhalten«, bemerkte Arlyn und nickte Rowarn zu. »Was verehrt Ihr alte Helden, Herr Ritter, wenn Ihr doch längst selbst einer seid und ihnen allen weit voraus.« Damit ließ sie ihn stehen, wandte sich der älteren Frau und den Kräutern zu und beachtete ihn nicht mehr.
    Rowarn, der sich überflüssig vorkam, verließ die Kammer und ging einigermaßen verdattert durch den Gang nach draußen, wo er fast mit Angmor zusammenstieß, der gerade durch die Haupttür herein wollte.
    »Wo bist du schon wieder mit deinen Gedanken, Junge?«, knurrte er.
    »Ich ... äh ... Arlyn ... erklärte mir Euren Beinamen«, stammelte er und biss sich innerlich fluchend auf die Lippe, weil er wieder einmal redete, ohne nachzudenken.
    »So«, brummte der Visionenritter. »Diese alte Geschichte.« Er verharrte kurz. »Ihr Vater war ein unverbesserlicher Leichtfuß«, fügte er hinzu.
    Rowarn schwieg vorsichtshalber.
    Angmor schien weitergehen zu wollen, dann sagte er doch noch etwas. »Und er war der Beste von uns. Ein guter Freund zudem. Loghir hat gern und viel gelacht. Seine Art der Weltsicht ... nötigte Respekt ab. Das hat er an Arlyn weitergegeben. Den Adel und die Grazie hat sie von ihrer Mutter.«
    »Sie ist einzigartig«, wisperte Rowarn, mehr zu sich selbst.
    »Wie jeder von uns, Rowarn«, sagte Angmor ruhig. »Nur manche eben ein wenig mehr.« Er setzte endgültig den Weg fort und verschwand im Haus.

    Rowarn trat unter dem Vordach hinaus in die Sonne und blieb eine Weile unbeweglich stehen. Die Luft war frisch und würzig, und der inzwischen wolkenlose Himmel versprach einen schönen Spätsommer. Auch die Bäume waren dieser Ansicht, denn die Blätter zeigten lediglich einen ersten Hauch von Gold und Rot, und der Laubfall hatte noch nicht eingesetzt. Weit hinten,

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