Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)
wurde.
Olrig grinste Noïrun gutmütig an. Der Fürst winkte ab und widmete sich dem Wein.
Der Tag schritt voran, und es wurde eine fröhliche Runde, in der viele Geschichten zum Besten gegeben wurden. In der Dämmerung füllte sich der verwinkelte Raum zusehends mit weiteren Gästen, und eine Gruppe Musikanten stellte sich neben dem großen Kamin auf, in dem inzwischen ein freundliches Feuer knisterte. Mit Trommel, Schelle, Fiddl, Laute und Mandolai spielten sie heitere und mitreißende Weisen.
Olrig hatte inzwischen einen ordentlichen Schwips, und so wunderte es niemanden, als er sich mit gefülltem Krug erhob und den Musikanten auftrug, eine besondere Melodie zu spielen.
Mit dröhnender, klangfester Stimme setzte er zu einem Schalklied an:
»Ein Wandrer bin ich, weit gereist,
Zum Hausbau bin ich längst bereit,
Davor jedoch such ich den Ort,
Wo ich schon lange steh im Wort –
Das eine noch genießen,
Das andre niemals missen ...«
Und alle fielen ein:
»In Farnheim, in Farnheim,
Da schmeckt das Bier so gut
In Farnheim, in Farnheim,
O wie wohl das tut!«
Olrig setzte fort:
»Lady Arlyn ist die Herrin fein
Ihr Herz ist groß, die Stimme rein,
Und schön ist sie, hell wie der Tag,
Doch eins gibt’s, was ich lieber mag:«
»In Farnheim, in Farnheim ... «, setzten alle an.
»Da schmeckt der Wein so gut!«, rief Noïrun und hob den Pokal. »Hört, hört!«, schallten Stimmen aus dem hinteren Raum, und klirrend stießen Gläser zusammen.
»In Farnheim, in Farnheim,
O wie wohl das tut!«
Nun hatte Tamron mit seiner schönen Stimme einen Vers:
»Unsterblich bin ich, das ist wahr,
Drum wandere ich Jahr um Jahr,
Zehntennien und noch viel mehr,
Doch bei dem langen Hin und Her
Zieht es mich stets an einen Ort,
Das ist für mich der beste Hort!«
»In Farnheim, in Farnheim ...«
»Da liebt es sich so gut!«, rief Ragon, und alle lachten, einige klatschten Beifall.
»In Farnheim, in Farnheim,
O wie wohl das tut!«
Und so ging es weiter, Vers um Vers, von Tisch zu Tisch. Sogar Arlyn gesellte sich irgendwann dazu und wusste eine Strophe, und sie fanden immer einen neuen Reim, was besonders wohltat in Farnheim. Zum Abschluss gab Olrig eine Tanzeinlage auf Zwergenart. Seine stämmigen Füße wirbelten nur so über den Boden, und schnell fand sich eine Schankmaid, die beim Anblick dieser Kunst nicht stillhalten konnte. Die Zuschauer klatschten im Rhythmus, stampften mit den Füßen im Takt und feuerten sie an, während Tamron dazu sang.
So ausgelassen und unbeschwert hatte Rowarn sich schon lange nicht mehr gefühlt, und vor allem hatte er noch nie selbst gesungen. Er wusste gar nicht, dass er es überhaupt konnte. Seine Stimme war ungeübt und würde nie besonders gut sein, aber er konnte immerhin den richtigen Ton treffen und halten. Normalerweise lauschte er lieber den Liedern, und in Madin war er nie wohl genug gelitten gewesen, als dass man ihn in solche Fröhlichkeit mit einbezogen hätte. Er zwinkerte Olrig vergnügt zu, als der Kriegskönig schließlich atemlos auf die Bank niedersank, auf jedem Knie eine Schankmaid, und sich ausführlich den wild wuchernden Bart kraulen ließ.
Auch Noïrun war längst in weiblicher Gesellschaft, und mehrere Mädchen hatten Rowarn ihre Aufwartung gemacht, doch er bemerkte sie nicht einmal. Sein Blick glitt immer wieder verstohlen zu Arlyn, die von Tisch zu Tisch ging und mit den Gästen plauderte. Die Art, wie sie den Kopf zurückwarf, wie anmutig sie Fuß vor Fuß setzte, wie sie lächelte und die roten Lippen bewegte, grub sich tief in sein Herz ein. Er sah die sanfte Rundung ihrer Hüfte, den edlen Schwung ihres Halses, ihre schlanken Hände.
Als sie schließlich den Gastraum verließ, war er froh und traurig zugleich.
Zu vorgerückter Stunde machte die Musik eine Pause, und die Gefährten ließen sich ein kleines Nachtmahl auftragen. Rowarn merkte, wie ihm die Augenlider schwer wurden, obwohl es noch weit vor Mitternacht war. Graum war schon längst wieder draußen. Es war ein anstrengender Tag voller Aufregungen und ungewohnter Geselligkeit gewesen; dem Poeten hätte dies als Ausklang sicher gefallen.
Da kam Ragon zurück, der vor einiger Zeit verschwunden war. Er war vollgepackt und hielt etwas Unförmiges in den Armen, das in einen Umhang gewickelt war. In einen schwarzblauen Umhang, der Rowarn schlagartig vertraut vorkam, und sein Herzschlag stockte.
»Ich habe sie nach deiner Gefangennahme in Sicherheit gebracht und
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