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Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)

Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)

Titel: Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uschi Zietsch
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schlanken Bäumen und feinem Blattwerk. 
    Arlyn blieb auf einer kleinen Lichtung stehen und legte den Finger an den Mund. Ein dünnes Gewand aus Sternenlicht umhüllte ihre ätherische Gestalt, ihre Augen glänzten wie ferne goldene Monde. Rowarn hätte am liebsten stundenlang nur sie betrachtet, aber sie lächelte und wies um sich.
    Tausende kleiner Lichtpunkte schwebten ringsum zwischen den Bäumen. Ein gelblich und grünlich glühendes Funkenballett, das sich von lautlosen Flügeln getragen in der weichen Luft wiegte. Hin und wieder erloschen ein paar Pünktchen, um an anderer Stelle umso heller aufzuglühen. Als ob die Sterne vom Himmel sich mit der Welt vereinen wollten.
    Rowarn stand lange und sah nur zu. Nicht einmal in Weideling hatte er so etwas Wundervolles gesehen. Dort gab es zwar auch Glühwürmchen, aber nicht in dieser großen Zahl. Er war völlig verzaubert, und ohne dass er es merkte, liefen ihm erneut die Tränen über die Wangen.
    Eine zarte Hand berührte sein Gesicht. Arlyn sah ihn an und wisperte: »Du bist wie sie ...«
    Sie war ihm ganz nah, und ihr Duft hüllte ihn ein. Nach Moos, Orchideen, wachsendem Holz, Honig und Nachtglöckchen. Sie war Farnheim selbst, die Bäume bewegten sich mit ihrem Herzschlag. An diesem Ort schien Arlyn geboren zu sein, aus dem Schoß der Erde selbst hervorgekommen, gewiegt von Wurzelgeflecht, überdacht von Farn.
    Rowarn sehnte sich danach, sie in die Arme zu nehmen. Er wollte ihren Körper an seinem spüren, den Geschmack ihrer Lippen kosten. Er wollte ihr sagen, was er für sie empfand, dass sein letzter Gedanke vor dem Einschlafen ihr galt, und der erste am Morgen, wenn er erwachte. Manchmal schmerzte es so sehr, dass er glaubte, es nicht mehr ertragen zu können. Aber er wagte nicht, sich ihr zu offenbaren. Arlyn war ihm zu fern, unerreichbar wie Ishtrus Träne dort oben. Doch er wollte wenigstens den Moment festhalten, auf dieser Lichtung, umgeben von Myriaden winziger Sterne, die nur für sie vom Himmel herabgekommen waren, um im Reigen um sie zu tanzen.
    »Sie sind ein Licht in der Dunkelheit«, flüsterte er. »Sie weisen verirrten Wanderern den Weg und spenden Trost.«
    »Genau wie du«, wiederholte sie sanft.
    »Das ist nur meine äußere Hülle«, versetzte er bitter. »In mir aber herrscht Dunkelheit.«
    Schweigend sah sie ihm in die Augen. Er spürte die Aufforderung, sich zu öffnen, das eingesperrte Geheimnis in ihm endlich herauszulassen und die Last von seiner Seele zu nehmen. Aber wie konnte er das? Sie musste ihn schließlich verachten für das, was er war. Und sie konnte ihm nicht helfen. Das konnte niemand. Wozu also seine Bürde noch auf andere übertragen? Das würde alles nur noch schlimmer machen. Und er wollte sich wenigstens noch ein bisschen freundschaftliche Zuneigung von ihr bewahren; auf mehr konnte er niemals hoffen.
    Arlyn schien es zu begreifen, denn er merkte, wie sie sich von ihm entfernte, obwohl sie noch vor ihm stand. Eine Mauer baute sich zwischen ihnen auf.
    Still drehte sie sich um und verließ ihn.

Kapitel 28
Der vierte Pfad

    Rowarn kehrte mit der einsetzenden Nachtkühle zum Gasthaus zurück. Rings um das Gebäude steckten Fackeln, und Öllampen hingen vom Dachbalken herab. Auf den Tischen brannten Kerzen in bunten Gläsern. Vereinzelt saßen Gäste heraußen, in leises Geplauder vertieft. Der Anblick wirkte schon von weitem anheimelnd, was Rowarns Kummer nur noch verschlimmerte. Er beneidete jeden Einzelnen, Mensch oder Tier, um die Sorglosigkeit, der sie sich alle in Farnheim hingeben durften. Er war als Einziger davon ausgeschlossen. Dass Angmor sich selbst davon fernhielt und immer nur düsteren Gedanken nachhing, war seine eigene Entscheidung. Rowarn hingegen hatte sich seine Abstammung und Bestimmung nicht ausgesucht.
    Wie es dem Visionenritter wohl ging? Er als Einziger kannte Rowarns Geheimnis und hatte ihn dafür nicht verurteilt – aber er stand dennoch nicht zu Rowarn, sondern hatte ihm kurz vor der Ankunft deutlich gemacht, dass der junge Ritter sich ab Farnheim von ihm fernhalten sollte.
    Auch Tamron war ein Stück weit eingeweiht. Er kannte die Hälfte der Geschichte, den hellen, naurakischen Teil, weil Rowarn sich bevor er die Wahrheit erfuhr darin verstiegen hatte, dass der Unsterbliche sein Vater sein könnte. Sie wiesen schließlich ähnliche Züge auf. Aber das war ein Irrtum gewesen. Wie würde Tamron wohl darauf reagieren, wenn er den Rest erfuhr?
    Es bleibt dabei , dachte Rowarn. Gleich morgen

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