Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)
früh gestehe ich alles, und dann bin ich fort. Ich will nicht mehr diese Gedanken wälzen, ich will keine Angst mehr haben müssen, ich muss mit mir selbst wieder ins Reine kommen.
Aus der Gaststube klangen fröhliche Laute und leise Musik. Rowarn ging daran vorbei, die Treppe hinauf in sein Zimmer. Die Rüstung lag auf seinem Bett ausgebreitet, und auf dem Tisch stand ein Teller mit allerlei Süßigkeiten, zusammen mit einem Krug kaltem Früchtetee und einem frischen Blumenstrauß.
Zitternd räumte er den Lederharnisch und die übrigen Sachen in die Wäschetruhe, zog sich aus und ging zu Bett. Er wusste, er würde keinen Schlaf finden, und versuchte, sich in die Tiefe Ruhe zu versenken, doch es gelang ihm nicht.
Nichts hatte sich geändert, außer der Umgebung. Aber Rowarn hätte ebenso gut auch wieder in der dunklen Zelle in der Splitterkrone liegen können.
Früh am Morgen suchte Rowarn wieder den Kaskadenfall auf, eine Gewohnheit, auf die er gar nicht mehr verzichten wollte. Er genoss diese stille Stunde am Morgen, wenn die Luft so sauber und rein war und alles neu begann, und er das Gefühl hatte, dass die Welt ihn liebte. Heute war es frisch und feucht, kurz nach Mitternacht hatte es ordentlich geregnet, und die Wege waren nass. In Pfützen stand das Wasser. Frühnebel zog über die Wiesen, aber es würde sicher bald aufklaren. Von den warmen Quellen stieg warmer Dampf auf und wallte über den Hang zum See hinab.
Rowarn wollte gerade den gewohnten Weg nach oben einschlagen, als er aus einem der unteren Becken Stimmen hörte. Das war zu dieser Zeit noch nie der Fall gewesen.
Verdutzt ging er ein Stück hinunter und fand Noïrun in einem Becken, umgeben von zwei kichernden Mädchen, die seinen Körper mit Schwamm und Öl verwöhnten. Der Fürst lehnte entspannt am Rand des Beckens und sagte etwas, woraufhin die Mädchen noch mehr lachten. Alle drei waren splitternackt und amüsierten sich offensichtlich königlich. In der Mulde einer Basaltsäule standen ein Krug Wein und drei Becher, in der Hand hielt der Fürst das Mundstück einer Wasserpfeife, an dem er genüsslich sog und den Rauch kraftvoll durch die Nase ausstieß.
Als der Nauraka sich gerade zurückziehen wollte, bemerkte Noïrun ihn. »Rowarn! Was machst du so früh hier?«
»Ich gehe baden«, antwortete der junge Ritter. »So fange ich den Tag an.«
»Und ich beende ihn damit«, grinste der Fürst.
»Du warst noch nicht im Bett?«
»Oh, im Bett schon.«
Rowarn errötete. Er fühlte sich völlig fehl am Platz und war verlegen, weil er als Störenfried in diese traute Runde geraten war. Die Mädchen jedoch strahlten ihn an und winkten ihm zu.
Noïrun lachte, so entspannt und heiter, wie Rowarn ihn selten erlebt hatte. Erst ein einziges Mal, wenn er es recht bedachte. »Gesell dich zu uns!«
»Danke, ich ... bin gern allein, so finde ich zur Ruhe, und ... äh ...« Alles, was recht war, aber das gehörte sich wahrhaftig nicht, auch wenn die Einladung augenscheinlich ernst gemeint war. Rowarn war peinlich berührt über diese plötzliche Nähe zu seinem Fürsten. Ihn überhaupt so zu sehen, ganz ohne ... nun ja. Er nahm an, dass Noïrun sich deswegen so verhielt, weil sein Verstand von Wein und Dampfkraut völlig benebelt war, noch dazu nach einer schlaflosen Nacht.
»Wie du willst«, unterbrach Noïrun gut gelaunt sein Gestammel und legte einen Arm um jeweils ein Mädchen. »Tut mir leid, meine Hübschen, ihr werdet weiterhin mit mir altem Mann vorliebnehmen müssen.«
»Stets zu Diensten, edler Herr«, zwitscherte die eine, und »mit dem größten Vergnügen«, die andere. Sie schmiegten sich beide unter offensichtlichem Wohlbehagen an ihn, fuhren fort, ihn einzuölen und beachteten den jungen Ritter nicht weiter.
Rowarn rang sich ein verschwörerisches Grinsen ab, hob die Hand zum Gruß und eilte dann nach oben, zu seinem abgeschiedenen Ruheplatz. Vorsichtig sicherte er nach allen Seiten, ob er auch wirklich allein war, legte dann die Sachen ab und tauchte erleichtert ins Wasser. Als er seine Verlegenheit überwunden hatte, musste er doch kopfschüttelnd lachen.
Als er schließlich das Bad verließ, hatte sich der Nebel gänzlich aufgelöst, und die Herbstsonne schenkte Farnheim einen goldenen Tag. Vor dem Haupthaus regte sich allmählich das Leben. Der Fürst und seine Begleiterinnen waren nicht mehr zu sehen. Nun ja, irgendwann musste Noïrun auch den versäumten Schlaf nachholen.
Olrig saß draußen an einem gedeckten Tisch
Weitere Kostenlose Bücher