Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)
bin in der Halle, wenn du mich suchst.«
Später, in der Halle, bat Angmor seine Geliebte um Verzeihung für seine Unaufmerksamkeit und fragte sie, worüber sie mit ihm sprechen wollte.
»Da war nichts weiter«, antwortete sie. »Ich kann mir nur einfach nicht vorstellen, wie es ohne dich hier sein wird, und es zerreißt mir das Herz.« Sie schloss die Arme um ihn und drückte ihm einen letzten Kuss auf den Mund. »Dies ist unser Abschied, mein Geliebter, denn ich werde dir gewiss nicht nachsehen, wie du fortreitest. Geh und erfülle deine Pflicht, wie ich es von dir verlangen sollte. Verzeih mir, dass ich dich deinem Volk entfremdet habe.«
»Das hast du nicht«, sagte er betroffen. »Du weißt, dass ich immer für dich da bin und alles für dich tue. Ich komme zurück, so schnell ich kann.«
Doch es war ein Abschied auf immer.
»Bei den Vulkanen von Xhy! Ich kann einfach nicht glauben, was für ein Idiot du warst!«, stieß Graum hervor und schlug sich mit der Krallenhand an die haarige Stirn. »Ist das zu fassen!«
»Streue Salz in die Wunde«, murmelte Angmor. Er sah Rowarn an. »Ich wurde aufgehalten, wie es eben so ist. Die Zeit im Dämonenreich vergeht auf andere Weise als in Menschenlanden. Aber als ich von dem Sturm auf Ardig Hall erfuhr, sind wir so schnell wie möglich aufgebrochen.«
»Wir sind fast geflogen«, bestätigte Graum. »Aber das war mir noch zu langsam. Denn den ganzen Weg musste ich mir endlose Selbstvorwürfe anhören – bis zu dem Tag, als wir Gewissheit erlangten, dass Ylwa tot war, denn wir fanden den Leichnam des Weißen Falken, der während der Suche nach uns von einem feindlichen Späher erschossen worden war. Der tapfere Vogel hatte sich noch so weit geschleppt, bis er uns mit seinen scharfen Augen von weitem sehen konnte und wusste, dass wir ihn finden würden. Dann stürzte er ab. Er war noch warm, als wir ihn entdeckten.« Graum wackelte mit den Pinselohren. »Ab da wurde es wirklich schlimm, und ich war heilfroh, als wir endlich Ardig Hall erreichten und Dampf ablassen konnten, und da stolperten wir ja schon über dich, ohne zu ahnen ...«
»Halt den Mund, Graum!«, stieß Angmor knirschend hervor. Er schien kurz davor, die Fassung zu verlieren, stand auf und verschwand nach rechts zwischen den Bäumen.
»Er ist ein seltsamer Dämon«, meinte Graum und richtete die Ohren vorsichtig wieder auf. »Aber das war er schon immer.« Er entblößte seine spitzen Zähne. »Im Vertrauen gesagt, unser Volk war ziemlich froh, als er abreiste. Sie haben natürlich keine Ahnung davon, wer er wirklich ist, und stellen auch keine Fragen, was er während seiner häufigen Abwesenheit treibt, denn sie sind erleichtert über jeden Tag, den er nicht im Reich verbringt.«
»Graum ...«, begann Rowarn zögernd. »Warum ... hast du dich für den Regenbogen entschieden?«
Graum grinste ihn auf Katzenweise an. »Weil ich Graum bin«, antwortete der Dämon Schattenluchs, schrumpfte zu seiner gewohnten Tiergestalt und strich schnurrend davon.
Rowarn fand seinen Vater ein Stück tiefer im Wald auf einem großen, vor langer Zeit umgestürzten Baumstamm. Hier gab es nur noch wenige Farne, stattdessen bildeten Nadelbäume einen dunklen Abschnitt mit weichem, trockenem Schichtboden. Dementsprechend zeigten sich hier auch weniger Vögel und nur gelegentlich ein Eichhörnchen. Wenigstens gab es keine Schatten, denn der Himmel war nach wie vor von dicken Wolken verhangen. Passend zu einem Visionenritter, der ein Dämon war, und eine erschütternde Offenbarung preisgegeben hatte.
Nach kurzem Zögern setzte Rowarn sich neben ihn. Eine Weile gab sich jeder schweigend seinen Gedanken hin, bis Rowarn es nicht mehr aushielt.
»Hattest du jemals vor, es mir zu sagen?«
»Ich hatte es dir gesagt. Zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt.«
Rowarn stieß einen trockenen Laut aus. »Aber das war nur die halbe Wahrheit.«
»Ich war gezwungen, dir zu sagen, dass Nachtfeuer dein Vater ist. Wenn du dich erinnerst, wurde ich danach ohnmächtig.« Angmor rieb sich das starke Kinn. »Ich habe mir genug Vorwürfe deswegen gemacht.«
»Und trotzdem hast du mich die ganze Zeit darunter leiden lassen«, sagte Rowarn kopfschüttelnd. »Auf dem Weg hierher hätte es genug Gelegenheiten gegeben, darüber zu sprechen.«
»Ja, vielleicht.«
Er wartete, doch Angmor schwieg.
Also gut. Sein Vater war nicht bereit, sich zu verteidigen, oder überhaupt eine Erklärung abzugeben. Rowarn sah aber ein, dass es sinnlos wäre,
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