Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)
Angmor jetzt mit Vorwürfen zu überhäufen. Was würde das schon ändern? Das Einzige, was zählte, war die Wahrheit. Er kannte nun endlich seine genaue Herkunft.
Und das Wichtigste dabei war, dass Nachtfeuer seiner Mutter niemals Gewalt angetan hatte. Rowarn war ein Kind der Liebe, nicht des Hasses. Er war erwünscht gewesen. Das war schon mehr, als er je zu hoffen gewagt hätte.
Rowarns zuvor so schwermütiges Herz füllte sich mit Glück. Was für eine Wendung hatte alles genommen, und endlich einmal nicht zum Schlechteren. Gewiss, es war erschütternd, er war hintergangen worden, und er würde noch eine Weile brauchen, um alles zu verkraften und zu begreifen. Aber ... sie hatten sich geliebt! Er hatte die ungewöhnlichsten Eltern, die man sich vorstellen konnte, deren Liebe niemand glauben würde, wenn es da nicht Rowarn gäbe. Unter diesen Umständen konnte er alles verzeihen.
»Hast du noch weitere Nachkommen?«, wollte er schließlich wissen.
»Nein«, antwortete Angmor. »Du bist und bleibst mein einziges Kind. Vielleicht war ich deswegen so töricht und habe nicht die Bedeutung von Ylwas Worten begriffen. Ich hätte nie geglaubt, dass es möglich wäre, mit ihr zusammen ein lebensfähiges Kind zu zeugen. Dämonenmänner können das normalerweise nicht.« Sinnierend blickte er in die Ferne. »Deine Mutter war eine außergewöhnliche und einzigartige Frau«, fuhr er fort. »Ich war ihr völlig verfallen. Ich werde sie bis ans Ende meiner Tage lieben. Aber ich bezweifle, dass wir für immer hätten zusammenleben können. Früher oder später hätte ich sie wieder verlassen, auch ohne besonderen Anlass.«
»Danke für deine Offenheit«, sagte Rowarn leise.
»Aber ich wäre nicht gegangen, bevor du erwachsen gewesen wärst«, brummte Angmor. »Niemals hätte ich es mir entgehen lassen, dich aufzuziehen.«
Rowarn wusste von Fashirh, dass es Dämonenmännern nicht erlaubt war, den eigenen Nachwuchs aufzuziehen. Er war umso dankbarer und glücklicher über dieses Eingeständnis. »Wahrscheinlich war eure Beziehung auch deswegen etwas Besonderes, weil ihr wusstet, dass die Zeit begrenzt war.«
Sein Vater richtete die eisglühenden Augen auf ihn. »Das Meiste hast du von ihr geerbt«, bemerkte er. »Glücklicherweise. Als äußerlich erkennbarer Halbdämon wärst du nirgends wohlgelitten.«
»Bis auf meine gewalttätigen Ausbrüche«, murmelte Rowarn. »Aber wenigstens weiß ich jetzt, von wem ich das habe. Vielleicht kann ich dann endlich lernen, es zu kontrollieren.«
»Ich werde dir dabei helfen, wenn du es mir erlaubst.«
Da war er sich noch nicht so sicher. Angmor hatte ihn vor kurzer Zeit erst tief verletzt, obwohl er zu diesem Zeitpunkt schon gewusst hatte, dass er Rowarns Vater war. Möglich, dass er das aus Selbstschutz getan hatte, weil Rowarn ihm allmählich zu nahe kam. Weil es ihm zu nahe ging, was mit seinem Sohn geschah.
Aber das war es nicht allein. Rowarn schaute auf seine Stiefelspitzen. Er dachte an das, was im Lauf der Zeit verschiedene Leute über Nachtfeuer gesagt hatten. Über den Dämon, bevor er sich zu Angmor gewandelt hatte. Zögernd sagte er: »Im Westen, kurz vor Ennishgar, gibt es ein Feld ...«
»Wo die Titanenschlacht stattfand«, sagte Angmor sofort und nickte. »Ich kenne es.«
»Wie gut?«, flüsterte Rowarn. Gequält blickte er Angmor an. »Ich war dort. Die Eliaha hat mich gesehen ... seither sucht sie mich ...«
»Das tut mir leid«, sagte sein Vater betroffen. »So etwas hätte niemals geschehen dürfen. Gerade du solltest nicht damit belastet sein.«
»Warst du ... dabei?«, fragte Rowarn leise, zögernd.
Angmor schwieg.
Rowarn sah in die Ferne. Er hatte im Grunde keine Antwort erwartet. Wahrscheinlich gab es darauf keine. Olrig fühlte sich verantwortlich und mit Schuld beladen, obwohl er selbst nicht dabei gewesen war. »Wie geht es nun weiter?«
»Mein Ziel ist nach wie vor Femris«, erklärte der Visionenritter. »Ich bin der Letzte meines Ordens, und es ist meine Pflicht, ihn aufzuhalten.«
»Und ich bin nicht nur der wahrhaftig Letzte der Nauraka, die das Meer verließen, und damit der Hüter des Tabernakels, sondern auch der Zwiegespaltene«, sagte Rowarn.
»Diese Schlussfolgerung habe auch ich gezogen«, sagte Angmor. »Deine Bindung an das Tabernakel ist deutlich ersichtlich, ebenso wie die beiden unvereinbaren Mächte von Finsternis und Regenbogen, die in dir ruhen. Visionär sehe ich dich gewissermaßen zweigeteilt. Es gibt niemanden sonst
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