Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)
Visionenritter ab und bedeutete ihm, mit ihm in den Wald zu gehen. Unbemerkt von den anderen gingen die beiden ein gutes Stück abseits, zu der Lichtung, wo Arlyn ihm die Glühkäfer gezeigt hatte.
»Hier findet uns keiner«, sagte Rowarn, als sie dort angekommen waren. »Du kannst den Helm absetzen.«
Angmor zögerte.
»Wir wollen von Angesicht zu Angesicht reden«, drängte Rowarn. »Ich rede nicht mehr mit einer starren Maske.«
»Na schön.« Der Visionenritter nahm den Helm ab. »Warum willst du mich jetzt sprechen, kurz vor der Versammlung?«
»Aus verschiedenen Gründen, die alle keinen Aufschub dulden, weil sie genau dafür entscheidend sind«, begann Rowarn. »Wir müssen mit Noïrun wegen des Verräters sprechen. Hast du endlich einen Verdacht? Eine Vision?«
»Nein. Und wir werden deswegen auch weiterhin schweigen.«
»Aber damit bringen wir die Zwerge bei der Splitterkrone in Gefahr!«
»Die Zwerge können gut auf sich selbst aufpassen. An ihnen ist der Verräter nicht interessiert, sondern an Noïrun, und an dessen Plänen. Möglicherweise auch an dir, wenn Heriodon ihm seinen Verdacht wegen deiner naurakischen Abstammung mitteilt.«
»Genau«, stimmte Rowarn zu. »Und deswegen müssen wir eines noch klären. Wenn diese Leute Noïrun und dir folgen, dann tun sie es aus Treue und Vertrauen. Wir werden ihnen deshalb die Wahrheit sagen.«
»Worüber?«
»Über mich. Und über dich. Über uns. Eben alles.«
Angmors Augen blitzten auf. »Das kann ich keinesfalls zulassen, Rowarn.«
»Du bist mein Vater, oder nicht?« Rowarns Augen glühten vor Zorn. Genau das hatte er erwartet. »Stehst du zu mir?«
»Natürlich. Aber das ist etwas anderes.«
»Nichts anderes ist es!«, ereiferte sich Rowarn. »Sie wissen noch nicht einmal, dass Ylwa meine Mutter ist! Sie kämpfen immer noch für Ardig Hall, obwohl sie wissen, dass mit Ylwa die letzte Hüterin gegangen ist. Aber ich bin da! Ich bin der Erbe meiner Mutter, in meinen Adern kreist das Blut der Nauraka. Ich kann diesen tapferen Kriegern mehr Hoffnung und Ziel bieten, wenn ich mich ihnen endlich offenbare!«
Angmor stutzte. »Du ... willst das Erbe übernehmen?«
»Habe ich denn eine Wahl? Ich bin der Zwiegespaltene, Vater!« In diesem aufgeregten Moment fiel ihm zuerst nicht auf, wie er Angmor angeredet hatte, doch der Dämon zuckte merklich zusammen, und seine Augen glühten kurz in einem warmen Licht auf. Rowarn ging darüber hinweg. »Das Tabernakel gehört mir, und ich bin der Einzige, der es nutzen kann! Ich muss unseren Freunden klar machen, dass ich das Tabernakel nicht für die Finsternis nutzen werde, sondern für den Frieden von Ardig Hall. Sie müssen es erfahren, begreife das endlich! Früher oder später bekommen sie es ohnehin heraus, und das wäre der denkbar schlechteste Weg.«
Angmor dachte nach. Dann nickte er. »Einverstanden. Und sie sollen auch erfahren, wer dein Vater ist. Aber ich werde mich ihnen nicht als Nachtfeuer offenbaren.«
Rowarn näherte sich ihm und blickte zornbebend zu ihm auf. »O doch, genau das wirst du tun«, zischte er. »Ich muss ihnen auch sagen, dass meine Rache beendet ist, und welches Lügengespinst Femris gewoben hat.«
»Rowarn, begreife doch: Dies ist eine Ordensregel, gegen die ich nicht verstoßen kann!«
»Pah!«, stieß Rowarn aus. »Wer sollte dich zur Rechenschaft ziehen? Die Gründerin ist tot! Und ebenso alle anderen! Du bist der Letzte, oder? Und du bist ein Dämon , der sich für den Regenbogen entschieden hat, also steh auch endlich offen dazu, verdammt noch mal, so wie Fashirh!«
Er fuchtelte mit erhobenem Zeigefinger vor Angmors Gesicht herum und ließ einen Wortschwall auf ihn niederprasseln, der den Kaskaden in der Nähe in nichts nachstand.
»Es gibt keinen Grund mehr, dein Gesicht zu verstecken, denn der Endkampf gegen Femris hat begonnen. Soll er doch erfahren, was wirklich mit Nachtfeuer geschehen ist! Denkst du nicht, das wird ihn zutiefst verärgern? Das zerstört seine Rache an dir und verleiht Ylwas Tod dadurch mehr Würde. Offenbare dich, erkläre Femris offen den Krieg! Obwohl ich kein Visionenritter bin, prophezeie ich dir: Jeder einzelne Krieger von Ardig Hall wird dir folgen, wenn wir gegen Femris ziehen, und nur dir allein! Sie verehren dich, und wenn sie darüber hinweg sind, wer du wirklich bist, wird ihre Zuneigung nur noch tiefer sein! Du bist momentan unsere stärkste Waffe. Und ich werde für Femris die schrecklichste Bedrohung sein, wenn er erfährt,
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