Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)
dass der Zwiegespaltene an deiner Seite ist, und dass er zudem dein Sohn ist. Überleg doch mal, er hatte uns beide schon in seiner Hand und wusste es nicht! Denkst du nicht, dass das genau der Funke Hoffnung ist, den unsere Freunde und Verbündeten brauchen? Der Femris seinen Sieg bei Ardig Hall zunichte macht?«
Angmor schwieg, doch der Blick seiner eisglühenden Augen war unerträglich.
Mutig fügte Rowarn hinzu: »Und außerdem müssen diese Lügen, oder verschwiegenen Wahrheiten, wie immer du es auch nennen willst, endlich ein Ende haben. Ich möchte, dass die Welt weiß, wer mein Vater ist – Angmor, der Visionenritter, und Nachtfeuer, der Dämon. Ich will mich nicht für einen von beiden entscheiden müssen! Was hättest du unseren Freunden denn sagen wollen, wer von beiden mein Vater ist? Du als Angmor, womit ich meine Rache aufrechterhalten müsste, oder Nachtfeuer, was mich zum Abkömmling eines Mörders und Dämons macht, dem man deswegen nie mehr vertrauen wird? Dankst du Ylwa so ihre Liebe und das Geschenk, das sie dir machte?«
Angmor wandte sich ab und ging aufgebracht hin und her. Das Gras unter seinen Stiefeln verdampfte zischend. »Du bist noch fast ein Kind und wagst es, so zu mir zu reden?«, donnerte er. Die Bäume erbebten, und ein Blattschauer rieselte herab.
Rowarn zuckte mit den Achseln. Ausgerechnet in diesem Moment hatte er nicht die geringste Angst vor seinem Vater. Er hatte sich die ganze Nacht darauf vorbereitet und würde jetzt bis zur bitteren Neige gehen. »Zunächst einmal bin ich dein Kind, das nie von dir erzogen wurde, deswegen kannst du mir das kaum zum Vorwurf machen! Und ich bin Ylwas Kind, die wohl auch nie ein Blatt vor den Mund nahm, wenn ich deine Erzählungen richtig verstanden habe. Ich weiß nicht, womit du Graum in Schach hältst, aber ich habe keine Angst vor dir, und noch weniger habe ich eine Verpflichtung. Die hast du mir gegenüber, denn ich bin immerhin der Erbe von Ardig Hall, und dem hast du mit dem Beitritt zum Orden einen Eid geleistet! Dem Schloss gegenüber, meine ich natürlich, aber da ich ... egal, du verstehst schon, was ich meine.«
Angmor blieb stehen. Einen ausgedehnten, schrecklichen Augenblick lang blickte er auf seinen Sohn herab.
Und obwohl Rowarn wusste, dass er im Recht war, kam er sich auf einmal sehr klein, töricht und zerbrechlich vor, als der Schatten des Dämons über ihn fiel und ihn vollständig einhüllte, das Sonnenlicht gnadenlos ausschloss und löschte. Rowarn fröstelte in dieser Dunkelheit. Aber er wich weiterhin keinen Fußbreit, dafür war er schon viel zu weit gegangen. Was auch immer es ihn kostete, er würde nicht klein beigeben. Mit trotzigem Mut blickte er zu seinem Vater auf.
Da ... lachte der Visionenritter, laut und dröhnend, zum ersten Mal, seit sie sich kannten.
Rowarn stieß erleichtert den angehaltenen Atem aus, als der Schatten endlich wieder von ihm wich und er in Tageslicht und Wärme zurückkehrte. Seine Knie allerdings schlotterten weiter.
»Wahrhaftig!«, rief Angmor. »Was für ein Kind!« Er musste immer noch lachen. »Sie lebt in dir, du bist genauso unnachgiebig und halsstarrig wie sie. Wie stolz wäre sie in diesem Moment auf dich, und ich sehe ihr Gesicht förmlich vor mir, wie sie mich spöttisch und liebevoll zugleich anlächelt. Was für eine Frau – und was für ein Geschenk an mich.« Er fasste sich langsam und schloss: »So sei es also! Ich muss gestehen, die Aussicht, endlich für immer diesen schrecklichen Helm abnehmen zu können, erfreut mich. Nur für dieses eine Mal muss ich ihn noch aufsetzen.«
Gesagt, getan, so schnell ging das nun. Rowarn versuchte, sein rasendes Herzklopfen zu dämpfen, denn es schien durch den ganzen Wald zu schwingen und weitere Blätter von den Bäumen zu schütteln. Er zuckte schmerzlich zusammen, als Angmors schwere Hand auf seine Schulter fiel. »Nun gut, mein Sohn. Dann komm mit. Bringen wir es hinter uns!«
Es waren bereits alle versammelt, und Noïrun runzelte missbilligend die Stirn, als sie eintrafen.
»Ich bitte die Verzögerung zu entschuldigen«, begann Angmor und blieb stehen, wo alle ihn gut sehen konnten. »Bevor wir unsere Strategie besprechen, gibt es einige Dinge zu klären. Ich bitte darum, meiner Geschichte zuzuhören, die ich nun vortragen muss.«
Aufgeregtes Stühlescharren, erwartungsvolle Mienen. Noch nie hatte ein Visionenritter über sich gesprochen. Und was hatte Rowarn damit zu tun?
Der Fürst setzte sich mit
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