Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)
sagen, oder? Aber was?«
»Hast du deinem Vater vorhin nicht zugehört? Sag einfach: Ich nehme an«, raunte der Zwerg.
Noïruns Mundwinkel zuckten.
»Ich ...«, fing Rowarn krächzend an, räusperte sich und fuhr fort: »Ich nehme an, als ... als Erbe und König von Ardig Hall, und ich danke euch allen, dass ihr an meiner Seite bleibt, denn ich brauche euch wirklich.«
»Gut«, brummte Olrig. »Besser, als ich dachte.« Ächzend stand er auf, und die angespannte Stimmung löste sich, als jemand zu applaudieren anfing, und dann schlugen sie sich gegenseitig auf die Schultern und lachten.
Nun hatten sie wieder ein Ziel und neue Hoffnung, gegen Femris zu bestehen!
SECHSTER TEIL
Der Zwiegespaltene
Kapitel 31
Neue Ziele
Das Licht kehrte in den Raum zurück, der erfüllt war von Stimmen und Gelächter. Angmor trat an Rowarn heran. Seine Augen leuchteten in einem unwirklichen Glanz, und er wirkte seltsam zufrieden. »Das war es doch, was du wolltest, mein Sohn, nicht wahr?«
Inmitten des Applauses stand Rowarn immer noch wie gelähmt. »Ich – ich glaube, ich habe es nicht ganz bis zum Ende durchdacht«, stammelte er blass.
Der Fürst, der noch an Rowarns Seite stand, musterte den Visionenritter. »Du hast deinen Schwur nicht erneuert.«
Der Visionenritter blickte auf den Menschen herab. »Nein«, sagte er schließlich. »Ich leistete meinen Schwur einst dem Orden, und dieser gilt, bis das Tabernakel seiner Bestimmung zugeführt wird, ganz gleich, ob Ardig Hall dann noch steht oder nicht, und ob es einen Friedensherrscher gibt oder nicht.«
Noïrun wandte sich Graum zu, der in seiner Luchsgestalt dasaß und friedlich den Kopf mit einer Pfote putzte. »Typisch Katze«, knurrte er.
Graum hielt inne und grinste zu ihm hoch. »Zu viel der Ehre, mein Herr.«
»Also gut!«, erklang plötzlich Olrigs kräftiger Bass in die Runde. »Ich denke, wir sollten nun noch einmal in uns gehen. Heute Nachmittag wollen wir dann endgültig Pläne schmieden, und ich erwarte gute Vorschläge, denn wir hatten genug Zeit zur Vorbereitung.«
Damit waren alle einverstanden, und sie verließen nacheinander den Raum; allerdings ging keiner ohne eine leichte Verbeugung vor Rowarn hinaus.
Der Nachmittag verging schnell und in heftigen Debatten. Vor allem war man sich nicht einig, was nun mit Rowarn geschehen sollte, der nicht nur der künftige König von Ardig Hall, sondern auch, wie es aussah, der Zwiegespaltene war, was eine unglaubliche Wendung in die gesamte Geschichte brachte. Dass dieses geheimnisvolle Wesen auf einmal mitten unter ihnen sein sollte, änderte alles. Gewiss, es gab keinen gesicherten Beweis für diese Annahme, aber es sprach alles dafür. Rowarns Herkunft, sein manchmal gespaltenes Wesen, wenn er in Raserei geriet, und es konnte kein Zufall sein, dass er in diese Geschichte hineingezogen wurde. Dagegen verblasste die Tragödie, dass Femris nunmehr drei der Splitter besaß. Es fehlten immer noch vier.
Am Abend suchte Rowarn Fürst Noïrun auf, der allein draußen saß und Pfeife rauchte.
»Es tut mir leid, dass du das jetzt ... ich meine, die ganze Zeit über habe ich ... geschwiegen ...«, murmelte er.
»Rowarn«, sagte Noïrun geduldig. »Ich bin kein Dummkopf. Wir, damit meine ich Olrig und mich, wussten beinahe von Anfang an, dass Ylwa deine Mutter war.«
»Irgendwie überrascht mich das nicht«, brummelte Rowarn ertappt und beschämt.
»Oh, aber wir wussten nicht alles. Angmors Geständnis, und was damit zusammenhing, hat uns völlig überrumpelt.« Noïrun richtete seinen Blick auf den jungen Mann. »Wie lange weißt du über deine Eltern Bescheid?«
»Von meiner Mutter erfuhr ich am Abend eurer Ankunft in Weideling«, antwortete Rowarn.
»Also etwa so lange wie wir«, lächelte der Fürst. »Es war nicht schwer, die richtigen Schlüsse zu ziehen. Dass du bei den Velerii aufgewachsen bist und der Weiße Falke über euer Tal zog, konnte kein Zufall gewesen sein. Und Olrig ist Ylwa vor etwa achtzig Jahren einmal begegnet. Dein Aussehen erinnerte ihn sofort an sie. Und wenn es überhaupt noch eines letzten Beweises bedurfte, dann war es der, dass du als Einziger den magischen Wall von Ardig Hall sehen konntest. Jeder andere konnte ihn nur spüren.«
»Aber ihr habt beide nie etwas zu mir gesagt!«
»Wir haben gewartet, bis du dich selbst offenbaren wolltest, Rowarn. Das war allein dein Recht und deine Entscheidung. Wir haben dir einige Male den Pfad bereitet, aber du wolltest ihn nicht
Weitere Kostenlose Bücher