Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)
neigte den Kopf. »Die Sonne möge den Pfad des Königs von Ardig Hall beleuchten.«
Ragon nickte ihm nur zu, doch seine Miene war besorgt.
Rowarn winkte ab. Das war jetzt alles unwichtig. Er trieb den Falben an, weiter Richtung Süden.
»Wie weit ist es noch bis Dubhan?«, fragte er seinen Vater unterwegs, als sie auf einem ausgetretenen Pfad entlangritten.
»Wir werden morgen das Ufer des Sees erreichen«, antwortete Angmor. »Mit dem Weg durch das Antasa-Tal haben wir viel Zeit eingespart.«
Rowarn merkte, dass der Visionenritter ein wenig zusammengesunken im Sattel saß und den Helm aufgesetzt hatte. »Du hast nach einer Vision gesucht?«
Angmor nickte. »Doch es ist ... schwierig«, antwortete er. »Verschwommen, schemenhaft. Als ob ein Bann darüber läge. Femris ist ... nicht richtig greifbar. Ich verstehe das nicht. Wir sind ihm schon so nahe, und hier ist der Einfluss Dubhans bereits zu spüren. Ich müsste leichter eine Verbindung aufbauen können.«
»Wir wissen also nicht, ob er von unserem Nahen Kenntnis hat oder nicht.«
»Ich kann es nicht feststellen. Aber ich habe die Splitter gesehen. Sie sind dort, Rowarn. Zumindest sind wir auf dem richtigen Weg.«
Steppenadler und Geier kreisten hoch über ihnen. Im Land rührte sich nichts. Ab und zu entdeckte Rowarn kleine dünne, huschende Felltiere, die in Erdbauten lebten. Lediglich einmal in weiter Ferne zog eine große Herde Pflanzenfresser vorüber, grau und gestreift, mit langen Hälsen, die immer wieder mit der Landschaft verschmolzen.
»Alles bereitet sich auf den Winter vor«, äußerte Arlyn, als sie zu Rowarn aufholte. »Und es kommt mir so vor, als wäre erst vor kurzem etwas hindurchgezogen, das alle Tiere tief verstört hat. Deswegen verstecken sie sich.« Sie deutete auf Angmor, der ein Stück vorausritt. »Er hat es gesehen, aber er will dich nicht beunruhigen.«
»Er wird es nie lernen«, seufzte Rowarn. »Wie fühlst du dich eigentlich? Vermisst du Farnheim sehr? Ist die Welt so, wie du sie dir vorgestellt hast?«
»Offen gestanden, ich mache mir keine besonderen Gedanken«, gestand sie. »Einerseits ist alles fremd, andererseits vertraut. Wie ist das für dich?«
»Ich kenne das Land hier nicht, und jede Reise ist für mich ein neues, aufregendes Abenteuer. Ich habe wie du bisher kaum etwas von der Welt gesehen, weil ich abgeschieden in Inniu aufgewachsen bin.«
Gegen Mittag erreichten sie eine Kante und erkannten, dass sie den richtigen Talgrund noch gar nicht erreicht hatten. Nun ging es in eine Schlucht hinunter, die dicht bewachsen war und aus der viele verschiedene Tierstimmen heraufschallten. Der Weg abwärts war für die Pferde gut zu begehen, und Rowarn tauchte in eine alte Welt ein, die feucht war und warm, der Boden sumpfig. Riesige Schachtelhalme, so groß wie Bäume, erhoben sich zwischen Felsklüften. Mannsgroße Pilze von verschiedener Form und Farbe bildeten hier bunte Wälder. Uralte Farne und schwammig wirkende Polypenbäume tasteten mit sich ausrollenden und beweglichen Astwedeln und fingerartigen Auswüchsen nach der Sonne. Dazu kamen ausgedehnte Flächen, die mit gelben und hellgrünen Stämmen bewachsen waren, die völlig glatt und sehr hart waren. In bestimmten Abständen wiesen sie ringförmige Ausbuchtungen auf, besetzt mit kleinen rosa Blüten, aus denen wiederum lange klebrige, dünne Stängel kamen, die nach vorbeifliegenden Insekten schnappten. Erst ganz oben bildeten sich lange Zweige, ausgestreckt wie ein Dach, mit großen rotbraunen Blättern und eiförmigen, dunkelroten Fruchtständen.
Rowarn fiel jetzt erst der Geruch auf, der schon draußen in der Steppe begonnen hatte, aber hier sehr viel auffälliger und intensiver war. Er konnte nicht sagen, ob der Geruch angenehm war oder nicht, er war süßlich, aber auch irgendwie faulend, und noch einiges dazwischen. »Das ist Lakat-Land?«
Angmor nickte. »Was du hier riechst, ist die Ausdünstung der Lakat-Schösslinge, bevor sie erstarren.« Er deutete auf die Rohrstämme. »Du wirst es gleich sehen.«
Und tatsächlich, gleich darauf schoss zwischen den glatten Stämmen etwas empor, das nach einer mehrfingrigen Schlingpflanze aussah, und schlug peitschend um sich. An den Fingerenden bildeten sich Knospen, dann Blüten und Blätter, und der Geruch wurde zum Gestank. Rowarn und die anderen mussten niesen, und sie banden sich Tücher vor Mund und Nase, weil sie es nicht aushalten konnten. Kein Wunder, dass die Antasi sich von hier fernhielten. Immer
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