Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)
wir immer wieder«, nickte der Zwiegespaltene. »Unser Verhältnis ist nicht ganz einfach, und unsere brüderliche Beziehung keineswegs unbelastet. Tamron will zwar dasselbe erreichen wie ich, aber auf andere Weise. Er glaubt, dass das Tabernakel auch auf friedlichem Wege gewonnen werden kann, aber unser vergeblicher Versuch damals hätte ihn eines Besseren belehren müssen. Tamron ist ein von Gefühlen beherrschter Zauderer, und so wurde es Zeit, dass ich die Sache in die Hand nahm. Natürlich kann und will ich nicht ohne ihn leben, trotz unserer Zwistigkeiten, aber er ist der Schwächere von uns beiden, und deshalb wird alles so geschehen, wie ich es seit langem plane.«
»Nein«, zischte Rowarn. Er richtete die Schwertspitze auf Femris und näherte sich langsam dem Altar. »Das werde ich nicht zulassen.«
»Bemüh dich nicht«, sagte Femris höhnisch. »Das magische Feld kann nur ich aufheben.«
»O nein«, knurrte der junge König. »Ich bin der Nauraka, und ich trage die Lebensessenz der Dämonen in mir. Meine Vorfahren waren die Hüter, und ich bin mit dem Tabernakel verbunden. Ich kann es deutlich spüren. Ich werde dein magisches Feld nicht aufheben, ich werde einfach hindurchgreifen .«
Unerschütterlich ging er weiter auf den Altar zu. »Achte auf meinen Vater«, sagte er zu Arlyn im Vorübergehen.
Femris zog nun ebenfalls das Schwert und stellte sich ihm in den Weg. »Überleg es dir gut, Rowarn«, sagte er warnend. Den jungen Mann schmerzte es, den melodiösen Klang in der Stimme zu hören, die ihm so lange vertraut und nahe gewesen war. »Ich will dich nicht töten, denn ich brauche dich. Aber wenn du nicht nachgibst, werde auch ich es nicht tun.«
»Tu, was du glaubst, tun zu müssen, Zwiegespaltener«, sprach der König von Ardig Hall ruhig. »Genau wie ich. Mag jeder seiner Bestimmung folgen.« Dann hob er das Schwert und griff an.
Das Licht in der Halle flackerte, als die wirbelnden Klingen es aufnahmen und blitzschleudernd zurückwarfen. Die beiden Männer prallten zusammen, ohne dass einer die Deckung des anderen unterlaufen konnte. So gab es immer nur zwei Schläge, dann wichen sie voneinander zurück, umkreisten einander, belauerten sich.
»Vergiss nicht, wer einer deiner Lehrmeister war und an deiner Seite kämpfte«, lächelte Femris überlegen. »Ich kenne jeden Schritt, jeden Trick, jede Schwäche!«
Rowarn aber konnte ihm entgegenhalten: »Und du vergiss nicht, dass ich ein begabter und aufmerksamer Schüler war, und ich kenne deinen Stil ebenso gut wie du! Was du jedoch nicht kennst, ist der Unterricht, den mir Noïrun zuteil werden ließ.«
Und dann griff er erneut an, und er schaffte es, Femris zurückzudrängen. Allerdings konnte er die Deckung wiederum nicht durchbrechen, und so wich er zurück, als Femris anfing, sich auf ihn einzustellen. Rowarn wusste jetzt, dass er den Unsterblichen nicht besiegen konnte; dieser war ihm an Alter und Erfahrung überlegen.
Und das machte Femris ebenfalls deutlich. Er ging einige Schritte auf Distanz und hob die Hand. »Sei vernünftig und hör auf! Ich will dir nichts antun, doch du lässt mir bald keine Wahl mehr. Beende diesen Kampf, bevor es zu spät ist.«
»Du hast gesagt, du hast meine Mutter geliebt«, stieß Rowarn atemlos hervor. »War das auch eine Lüge?«
Der Zwiegespaltene hielt inne. »Nein«, antwortete er. »Ich habe nicht nur einmal um ihre Hand angehalten. Selbst Tamron erkannte eines Tages, dass er nur verliebt in sie war, aber dass ich ... mehr empfand.« Die letzten Worte kamen nur schwer über seine Lippen, und über sein Gesicht huschte ein Ausdruck der Erinnerung und Trauer.
»Und deswegen hast du sie getötet?«, drang Rowarn tiefer in die Wunde.
»Das war nur wegen des Splitters, Junge. Er war nicht anders zu bekommen. Sie ließ mir keine Wahl, und das wusste sie. Sie hätte andersherum dasselbe getan.« Er fixierte Angmor. » Hat es versucht, aber versagt«, zischte er. »Sie trieb Nachtfeuer zum Verrat, behexte ihn mit ihren Kräften, und ich verlor meinen treuen Freund.« Wieder richtete er seine Augen auf Rowarn. »Glaubst du, junger Narr, das hätte ich den beiden jemals verzeihen können? Nachdem er bekehrt war, schickte sie ihn mit einer Maske zu mir zurück, damit er mich umbringt! Du hast nicht das geringste Recht, mir Vorwürfe zu machen! Wenn du mir Schuld gibst, so trägt deine Mutter daran nicht weniger Anteil!«
Rowarns Gefühle drohten, ihn zu überwältigen. »Warum ... hast du dich in
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