Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)
seltsamer Glanz lag über allem. Die Luft war mild und erzählte von kommender Blüte. Der vertraute Frieden lag über allem.
Rowarn hörte Schwerterklirren am nördlichen Ende des Hauses und lenkte Windstürmer dorthin. Voller Freude erblickte der König im Viereck den Fürsten, kraftvoll und elegant wie in alten Tagen, während er Laradim und Reeb gerade die wahre Schwertkunst vorführte. Die beiden Ritter keuchten und schwitzten, ihre Bewegungen wirkten erschöpft und fahrig, wohingegen Noïrun, nur mit Hemd, Hose und geschnürten Stiefeln bekleidet, sich leichtfüßig wie ein Tänzer bewegte. Jeder Schlag saß genau, und er zeigte kein Zeichen von Müdigkeit. Unter dem Hemd zeichneten sich seine Muskeln kraftvoll mit jeder Bewegung ab.
Obwohl Lara und Reeb zur Garde gehörten und damit zu den besten Kämpfern Valias, wirkten sie dem Fürsten gegenüber plump und ungelenk. Er hatte gerade die Wahl, sie zu entwaffnen, zu verletzen oder zu töten, und das im Verlauf eines Herzschlags, ohne dass es ihnen vermutlich bewusst war.
Als die beiden Ritter Rowarn bemerkten, traten sie zurück, ließen die Schwerter sinken und verneigten sich. Noïrun drehte sich um, und ein freudiger Ausdruck huschte über sein sonst so strenges Antlitz. Seine grünen Augen funkelten hellwach und lebendig, und nur wenige graue Fäden hatten sich in sein schulterlanges blondes Haar geschlichen. Keine weiteren Spuren seiner schweren Verletzungen waren mehr zu erkennen, als wäre es nie geschehen. Angmors Essenz hatte dem Fürsten sein Leben zurückgegeben. Und vielleicht noch ein bisschen mehr, denn er wirkte jünger, das Gesicht glatter.
»Hallo, Noïrun«, strahlte Rowarn.
»Rowarn!«, rief der Fürst. »Wie schön, dich wohlauf wiederzusehen. Ich war schon drauf und dran, euch zu folgen, aber die Lady lässt mich Tag und Nacht bewachen, und ich konnte niemanden bestechen, mir ein Pferd zu geben.« Er entblößte seine ebenmäßigen Zähne in einem breiten Lächeln.
»Es geht ja auch mal ohne dich«, erklang Olrigs polternde Stimme hinter Rowarn, und der Zwerg stapfte an ihm vorbei auf den Fürsten zu. Die beiden Männer umarmten sich lachend und klopften sich auf die Schultern.
»Was das Pferd betrifft ...«, fing Rowarn an und deutete hinter sich.
Noïruns Augen weiteten sich, als er den jungen Hengst entdeckte. »Ist es möglich ... er sieht beinahe so aus wie ...«
»Ein Geschenk meiner Muhmen an dich. Sie sind der Ansicht, dass der Heermeister sich nicht auf einem zweitklassigen Pferd zeigen darf.«
Der Fürst war für einen Moment sprachlos vor Freude, berührte vorsichtig die samtweichen Nüstern des Hengstes, der ihn neugierig ansah. Langsam sagte er: »Sein Fell hat die Farbe eines Ahornblatts im Herbst, wenn der Regen darauf abperlt, im neu erstrahlenden Sonnenlicht zwischen den abziehenden Wolken.«
Rowarn lächelte. »Genau das ist sein Name: Rundyr, was Ahornglanz bedeutet in der Sprache meiner Muhmen.«
»So werde auch ich ihn rufen.«
Ein Knecht nahm ihnen Windstürmer und den Schimmel ab, und Rowarn konnte gerade noch nach seinen Reisebeutel greifen. So unkonventionell hatte er die Rückkehr eigentlich nicht geplant, eigentlich hatte er ganz offiziell zum Vordereingang reiten wollen, aber das Wiedersehen mit Noïrun hatte ihn von seinem Vorhaben abgelenkt.
Er stutzte, als er plötzlich eine starke Präsenz spürte, und drehte sich um. Angmor stand vor ihm.
»Vater ...«, sagte Rowarn und lächelte den Visionenritter scheu an. Es hatte Momente der Annäherung gegeben, vor allem nach der Heilung Noïruns. Aber darüber war schon einige Zeit vergangen.
»Ich freue mich, dich gesund wiederzusehen«, sagte Angmor mit gewohnt tiefer, ruhiger Stimme. Seine eisglühenden Augen waren völlig klar. »Bist du zufrieden mit dem, was du vorgefunden hast?«
»Ja ... ja, es ist alles in Ordnung. In einem Mondwechsel werden wir ein großes, leistungsstarkes Heer haben, bereit zum Marsch gegen Dubhan.«
»Gut.«
Ohne ein weiteres Wort ging Angmor, und Rowarn sah ihm wieder einmal betroffen nach.
Noïrun steckte das Schwert ein. »Lasst uns ins Haus gehen und auf Rowarns Rückkehr anstoßen! Dann wirst du mir genauestens Bericht erstatten, und wehe, du vergisst etwas!«
»Das werde ich nicht, ich werde sogar sehr ausführlich sein«, erwiderte Rowarn und lachte schon wieder. »Ich habe eine Menge Aufzeichnungen mit, und Briefe von Felhir und Ragon. In den nächsten Tagen musst du mir berichten, was du während unserer
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