Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)
niederzulassen. Delema war es, die mir half, Heriodons Macht über mich endgültig zu brechen, und sie wurde meine Frau. Wir bekamen Duramin und ein paar Jahre später die kleine Anirim. Bald nach der Geburt unserer Tochter starb Delema. Sie war nie sehr kräftig gewesen, und der Schamane ihres Stammes hatte ihr geraten, keine Kinder zu bekommen. Aber Delema ließ sich nichts einreden, sie wollte um jeden Preis Kinder mit mir haben. Wer wäre ich gewesen, meiner Fürstin zu widersprechen.« Er lächelte in zärtlicher Erinnerung. »Niemand hat sich jemals gegen sie durchgesetzt.«
Rowarn hatte noch nie so viel Liebe in der Stimme des Fürsten gehört. Und ohne jegliche Bitterkeit oder Trauer.
Noïrun fuhr fort: »Unser Junge ist jetzt zwanzig Jahre alt ... das heißt, falls er noch lebt.« Er sah Rowarn an. »Duramin ist ein Rithari.«
Rowarn schluckte erschüttert. Er erinnerte sich, wie er einst selbst befürchtet hatte, ein Rithari zu sein, und der Fürst mit seltsamer Bestimmtheit gemeint hatte, das sei nicht der Fall. Nun erklärte sich sein damaliges heftiges Verhalten. Und nun erklärte sich auch, wieso Noïrun vor einigen Mondwechseln in Farnheim genau gewusst hatte, wie er Rowarn ruhigstellen musste, als Heriodons Einfluss den schweren Krampfanfall verursacht hatte.
»Von seinem ersten Atemzug an«, fuhr Noïrun fort, »brauchte unser Sohn besondere Fürsorge.« Er legte kurz die Hand über die Augen. »Du kannst dir nicht vorstellen, wie das ist, hilflos dabeistehen zu müssen, wenn so ein kleines Würmchen um sein Leben kämpft!«, stieß er heiser hervor. »Die Erstickungsanfälle ... die entsetzlichen Wutausbrüche, bis zur Selbstzerstörung ...« Er schüttelte den Kopf und blinzelte in die Sonne. Sein Gesicht glättete sich wieder, und er lächelte in der Erinnerung. »Aber an den Tagen ohne Anfälle war er der reizendste und hübscheste Junge, den du dir vorstellen kannst. Er lachte gern und viel, war zärtlich und voller Lebensfreude. Natürlich blieb er in seiner geistigen Entwicklung zurück, aber was machte das schon, solange er nicht von den Anfällen gequält wurde. Mit sechs Jahren wurde er so stark und gefährlich, dass wir ihn einsperren mussten, denn wir konnten seine Anfälle nie rechtzeitig vorher erkennen. Trotzdem gaben wir ihm all unsere Liebe und waren so viel mit ihm zusammen wie nur möglich. Die Einzige, der er nie etwas antun würde, selbst im schlimmsten Anfall nicht, ist seine Schwester Anirim. Zu ihr hatte er von Anfang an eine ganz besondere Beziehung, aber auch sie zu ihm. Die beiden waren unzertrennlich. Das war für mich ein Trost, nachdem ich meine Frau verloren hatte ...«
Rowarn wünschte sich, er hätte nicht damit angefangen. Zu sagen, es täte ihm leid, kam ihm wie reiner Hohn vor. Niemand konnte das Leid erfassen, das Noïrun durchlebt hatte. Schweigend legte er ihm die Hand auf den Arm.
Noïrun legte seine Hand darüber und drückte sie. »Sprechen wir darüber, wie ich mein Land verlor. Es ist schnell erzählt und kein rühmliches Kapitel in meiner Geschichte. Mein eigener Bruder hat mich vom Thron verjagt«, offenbarte er ohne Umschweife und in sachlichem Tonfall. »Meine zweite Frau machte mit Joren gemeinsame Sache. Deswegen weiß ich nicht, ob Andarias Sohn Varon auch meiner ist. Das heißt, es spricht im Nachhinein betrachtet einiges dagegen, doch damals war ich völlig ahnungslos. Deshalb konnten sie mich im Schlaf überrumpeln und des Nachts im Handstreich das Schloss übernehmen, mithilfe der Soldaten dieses Dummkopfes aus Dalim, dem das Miststück wahrscheinlich auch schöne Augen gemacht hat. Bis zu diesem Moment war ich völlig blind gewesen und muss mich selbst schuldig sprechen, dass ich es dazu kommen ließ. Ich musste noch in derselben Nacht aus Lingvern fliehen, meine Kinder und meine Eltern zurücklassen, denn nur so konnte ich hoffen, dass man sie in Ruhe lassen und ihnen nichts geschehen würde.« Er hob die Schultern. »Seit fast sieben Jahren bin ich ohne Nachricht von ihnen. Ich weiß nicht, ob meine Eltern noch leben, was mit Duramin ist, und Anirim ... sie ist jetzt vierzehn. Möglicherweise haben sie schon einen künftigen Ehemann für sie erwählt, um Macht und Reichtum zu mehren ...«
»Du wirst es erfahren«, sagte Rowarn fest. »Sobald dieser verdammte Krieg vorbei ist, kannst du endlich nach Hause gehen. Ich würde dich auf der Stelle wegschicken, aber ich kann ja nicht auf dich verzichten.«
Noïrun lächelte und drückte seine
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