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Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)

Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)

Titel: Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uschi Zietsch
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Augen. »Sie starb durch deine Schuld!«
    »Nein«, sagte Rowarn zum dritten Mal und stemmte sich auf ein Knie.
    »Ich kann sie dir wiedergeben«, schwenkte Monuur plötzlich auf Versuchung um. »Lebendig, warm und atmend. Sie kann wieder deine Königin sein, wie du es dir wünschst. Sie wird die Leere in deinem Inneren ausfüllen. Kehr um, und ich gebe sie dir zurück. Noch ist Zeit, noch ist ihr Körper warm, noch hat ihre Seele ihn nicht verlassen. Das ist mein letztes Angebot.«
    »Nein«, erwiderte Rowarn und stand endgültig auf.
    Der Grenzwächter schwankte für einen Moment. Er ließ Arlyns sterbliche Überreste ein weiteres Mal fallen. »Selbst wenn du diesen Kampf gewinnst, ist dein Inneres kalt und tot. Du kannst kein Friedenskönig mehr sein, bist nicht mehr fähig und würdig dazu! Ardig Hall ist für immer gefallen. Es gibt nichts mehr für dich, wenn alles vorüber ist! Also nimm Vernunft an!«
    »Nein«, lehnte Rowarn nochmals ab und ging vorwärts, umklammerte mit der Rechten fest den Ring an seinem linken kleinen Finger.
    »Du gehst in den sicheren Tod, Narr!«, rief Monuur. »Gibt es denn nichts, was dich aufhalten kann?«
    »Nein«, antwortete Rowarn zum sechsten Mal und überschritt die Grenze.

    Er war kalt und tot und leer, als er durch den wallenden Nebel schritt, und er ließ keinen einzigen Gedanken zu. Dieser Lebensabschnitt, kaum begonnen, war beendet. Es gab nur noch die Aufgabe.
    Dennoch wurde er noch einmal aufgerüttelt, als er das Reich betrat. Mitten im Sternenzelt sah Rowarn prächtige Schlösser in allen Farben strahlen, unwirklich wie Nebel auf vereinzelten Schleierinseln dahintreibend. Auf vielen weiteren Inseln gab es verträumte Flussauen und sich auf- und abwiegende zartblaue Grasmeere mit langen Halmen, Gebirge aus klarem Glas oder funkelndem Kristall und tiefe Gruben und Schächte mit eigenartigen Blumen, die wie Augen aussahen. Von einer Felskante strömte ein breiter, mächtiger Wasserfall herab, und Tümmler sprangen aus violetten Fluten über eine Regenbogenbrücke.
    Rowarns Ankunft blieb nicht lange unbemerkt. Er sah winzige schwirrende Wesen auf sich zukommen, auf Abstand gefolgt von größeren, und erkannte, dass es die Kinder der Dämonen waren. Ihre Körperchen waren glatt und rundlich, die Ansätze ihres späteren Aussehens noch kaum zu erkennen. In diesem Alter sahen Jungen und Mädchen völlig gleich aus. Erst später, wenn die Geschlechtsreife einsetzte, verloren die männlichen Kinder die Flügel und wurden zu ihren Vätern geschickt; das wusste Rowarn von Graum.
    Die Schar umkreiste ihn; die Kinder waren sehr neugierig, aber so richtig nah trauten sie sich nicht heran. Mit großen Augen betrachteten sie den Fremdling und trillerten und zwitscherten in unverständlichen Lauten. Entzückende Wesen. Dass aus ihnen eines Tages so schaurige Geschöpfe wie Tracharh werden konnten, war schwer vorstellbar. 
    Ob sein Vater auch einst so gewesen war? Ein absurder Gedanke. Völlig ausgeschlossen. Angmor war sicherlich als Erwachsener auf die Welt gekommen, genauso finster, schrecklich und eiskalt wie er heute war.
    Die Kinder flatterten schnatternd davon, als die Frauen kamen, und Rowarn wurde schlagartig von Furcht ergriffen. Was würde nun geschehen? Blieb ihm wenigstens noch die Zeit, sich zu erklären?
    Doch dann vergaß er seine Angst so schnell, wie sie gekommen war, als ihm einfiel, dass er ja nichts mehr zu verlieren hatte und im Gegenteil sogar Arlyn an den Silbernen Gestaden wiederfände, wenn er jetzt stürbe.
    Aber da war noch der Splitter. Wenn ich sterbe, ist das Land, vielleicht sogar die Welt verloren. Habe ich doch noch etwas zu verlieren? Oder ist es nur die Welt, die mich verliert?
    Rowarn hielt sich aufrecht. Er war versucht, sein Hiersein zu rechtfertigen, doch dann schwieg er besser. Die Haltung der Frauen war nicht aggressiv, und sie trugen auch keine Waffen. Vielleicht wollten sie ihn doch anhören. Die Höflichkeit gebot es, geduldig abzuwarten, bis er zum Reden aufgefordert wurde.
    Tief atmete er ein, als die Ausstrahlung der Frauen wie eine Flutwelle über ihn hinwegspülte und er die vermutlich geheimnisvollsten und abgeschiedensten Wesen Waldsees endlich von Nahem sah.
    Genau wie die Dämonenmänner sah nicht eine Frau aus wie die andere. Manche besaßen Tierbeine, Fell oder Schuppen, vor allem die Schwänze waren oft von ausgefallener Form. Und ... die Flügel. Riesige Hautschwingen, lange Schwungfedern oder auch hauchfeine Gespinste aus

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