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Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)

Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)

Titel: Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uschi Zietsch
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Geste des Bedauerns.
    Rowarn konnte nun getrost aufstehen, ohne sich auf derbe Scherze und Zoten gefasst machen zu müssen, denn der Anstand gebot es, dass er seine Frau zum Gemach begleitete.
    »Aber du kommst doch wieder?«, bat Solvan. »Die Nacht ist jung, und es gibt noch viel Spaß!«
    »Gewiss kehre ich umgehend zurück«, log Rowarn, ohne eine Miene zu verziehen, und grüßte in die Runde. Er legte Arlyns Hand auf die seine und führte sie aus der Halle, angeführt von einem Diener, der ihnen den Weg zum Gastzimmer zeigte.
    Rowarn schickte den Diener fort, verriegelte die Tür und zog Arlyn in seine Arme. Für einen langen Augenblick stand er nur da und hielt sie fest, so glücklich, dass er nicht einmal Worte fand.
    Arlyn hingegen schon. »Küss mich, Dämon«, flüsterte sie nah an seinen Lippen.

    Rowarn erwachte frühzeitig und war gerade beim Ankleiden, als Arlyn die Augen aufschlug. »Willst du mich wieder heimlich verlassen?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nie wieder.« In stiller Freude strahlte er sie an.
    »Worauf wartest du?«, fragte sie verwundert, weil er sich überhaupt nicht rührte.
    »Dass du aufstehst«, grinste er.
    »Oh. Schlimmer Mann.« Doch sie tat ihm den Gefallen und verließ das Bett, trat auf ihn zu und legte die Arme um seinen Nacken. Ihre Haut fühlte sich warm und seidig in seinen Händen an, als er über ihren straffen Rücken strich. »Ich bin gleich fertig.« Ihre Lippen berührten kurz seinen Mund.
    »Keine Eile«, murmelte er und entschied, dass er sich zu früh angezogen hatte.
    Als das junge Paar kurz nach Anbruch der Ersten Stunde nach unten in die Halle kam, war Angmor bereits dort, und zu dieser frühen Zeit allein. Er stand vor dem großen seidenen Wandteppich neben dem Kamin, dem Rowarn bisher nie so recht Beachtung geschenkt hatte, weil er im Halbschatten lag. Nun erst fiel ihm überrascht auf, dass seine Muhmen im Zentrum des Bildes waren! Die beiden Velerii standen an einem Bachlauf, mitten in einer lieblichen Aue, umgeben von Angehörigen der Alten – bocksfüßige Runi, ätherische Blumenvisu, die falkenköpfigen Pheren, die geflügelten Daranil und andere. Einige von ihnen waren auch draußen als Statuen verewigt, dazu kamen die Fuchsgeister, verschiedene Baumhüter und Sentrii.
    »Baron Solvans Vorfahren müssen eine besondere Vorliebe für die Alten Völker gehabt haben. Vor allem aber erstaunt mich, dass meine Muhmen sich selbst verewigt haben«, bemerkte Rowarn. Andächtig berührte er den Teppich. »Was für eine wundervolle Arbeit. Als ob sie lebendig wären.«
    »Das sind sie, Junge, genau das ist es ja«, erwiderte sein Vater rätselhaft. »Tretet ein wenig zurück, ihr beiden.«
    Arlyn und Rowarn gehorchten mit neugierigen Gesichtern. Der Visionenritter trat vor das große Gemälde und hob die Hände.
    »Vor zweitausend Jahren wurde ein Bündnis geschlossen«, sprach er mit getragener Stimme. »Zum Endkampf wollen wir alle füreinander einstehen und uns rüsten, um Seite an Seite gegen die Finsternis zu kämpfen. Die Zeit ist gekommen, und ich rufe euch zusammen, als der Letzte des Ordens der Visionenritter, im Namen des Tabernakels, an das ich gebunden bin, und im Namen des Schlosses von Ardig Hall, dem meine Pflicht und Treue gilt.« Dann rief er noch einige Worte, die Rowarn nicht verstand, aber als tain erkannte; es musste eine magische Formel sein.
    Ein leichtes Beben folgte daraufhin, der Boden erzitterte, und das von draußen hereinfallende Sonnenlicht verdunkelte sich plötzlich, als habe sich eine Wolke davorgeschoben.
    Der Teppich hingegen erglühte und strahlte auf, als würde er in Flammen aufgehen. Rowarn kniff blinzelnd die Augen zusammen, so grell leuchtete das Bild. In dem Licht sah er Konturen und Schemen, die sich bewegten – und dann traten seine Muhmen aus dem Stoffbild heraus!

    Und nicht nur die Velerii verließen den Teppich, auch alle anderen abgebildeten Gestalten, und von draußen rannte plötzlich ein Knecht panisch in die Halle und schrie: »Herr Baron! Herr Baron! Die Statuen! Sie ... sie laufen weg!« Er wollte sich gar nicht beruhigen.
    Solvan erschien im Morgenmantel und mit Nachtmütze auf der Galerie und rief: »Was faselst du da wirres Zeug, Mann?«
    »Aber sie bewegen sich, Herr, kommt doch und überzeugt Euch selbst ...«
    Da, endlich, bemerkte der Knecht das Aufgebot an Alten Wesen in der Halle, die sich verdutzt und ein wenig schläfrig umsahen, verstummte und fiel in Ohnmacht.
    Auch Solvan rieb sich die Augen.

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