Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)
ruhig. »Aber lasst mich sagen, ich erinnere mich gern an die Lieder Eures Vaters. Und es ist mir eine Ehre, Euch zu begegnen, Schneemond, Lichtsängers edle Tochter. Königin Ylwa hat oft von Euch gesprochen – auch von Euch, geehrter Schattenläufer, als ihren besten Freunden. Sie hat Euch geliebt.«
Schneemond rang nach Luft. »Aber wie ... konnte sie ... Euch lieben?«, stieß sie mühsam hervor.
»Weil andere Zeiten kommen«, antwortete Angmor. »Und weil darum manches verblasst und in Vergessenheit geraten muss.«
Die Velerii ballte die Faust. »Ich nicht«, sagte sie leise. »Ich werde niemals vergessen. Ich habe es versucht, aber ich kann es nicht.«
»Gewiss«, sagte Angmor. »Ich stehe Euch zur Verfügung, wenn der Krieg um das Tabernakel beendet ist. Aber bis dahin lasst uns auf derselben Seite kämpfen.« Er verneigte sich leicht, drehte sich um und ging.
Rowarn lief Schneemond nach, als sie aufgebracht die andere Richtung einschlug. »Er ist mein Vater«, stieß er atemlos hervor.
»Du weißt nicht, wer er ist«, erwiderte Schneemond.
»Doch, das tue ich. Zumindest zum Teil, und den Rest ahne ich.« Rowarn ergriff sie am Handgelenk und hielt sie fest. »Ehrwürdige Mutter, bitte, ich will nicht zwischen euch stehen, und ich will nicht wählen müssen. Ihr seid alle in meinem Herzen. Ich bin auf der Welt, weil meine Mutter ihn liebte. Sie würde sich deswegen nicht vor euch rechtfertigen. Niemand braucht sich seiner Liebe wegen zu schämen oder zu verteidigen. Und Angmor ...« Rowarn fuhr sich durch die Haare und sah kurz seinem Vater nach, der auf den Baron zusteuerte. »Er bezahlt bereits einen hohen Preis.«
»Wird das genügen?«, fragte Schneemond dumpf.
»Du hast nicht das Recht, den Preis festzusetzen!«, sagte Rowarn heftig. »Oder Angmor zu verurteilen. Er ist nicht mehr der, der er einst war. Er war es schon nicht mehr, als er Ylwa begegnete. Seit er ein Visionenritter ist, hat er so viel Gutes getan. Zuletzt hat er Noïrun das Leben zurückgeschenkt! Und die ganze Zeit über, seit unserer ersten Begegnung, war er für mich da und beschützte mich. Er ist jetzt auf unserer Seite, und das ist das Einzige, was zählt.«
Schattenläufer legte eine Hand auf Schneemonds Schulter. »Lass es gut sein, Liebste«, bat er. »Um Rowarns willen.«
Schneemond ließ den Kopf sinken und atmete tief durch. »Ich werde Frieden halten«, sagte sie schließlich. »Über das andere lasst mich erst nachdenken.«
»So wie ich es werde«, versetzte Rowarn. »Darüber, dass ihr mich belogen habt, als ihr damals vorgabt, Nachtfeuer nicht zu kennen.«
»Jeder aus der alten Zeit kennt ihn, Rowarn! Du ahnst nicht, was er getan hat. Was mein Vater durch ihn erleiden musste! Darum haben wir den Namen und den Dämon aus unserem Gedächtnis verbannt, um niemals mehr daran erinnert zu werden.« Schneemond fiel es schwer, dies einzugestehen.
Schattenläufer fügte hinzu: »Törichterweise versuchten wir zu leugnen, dass es ihn gibt, dass wir jemals mit ihm in Berührung gekommen sind. Als ob das alles austilgen würde ...«
»Deshalb also hast du nicht eindringlicher versucht, mir meine Rache auszureden, Ehrwürdige Mutter«, stellte Rowarn leise fest.
Schneemond wandte das Gesicht zum Himmel. Ihre Augen glänzten feucht. »Es war falsch«, flüsterte sie. »Ich habe mir schon lange deswegen Vorwürfe gemacht. Erst recht, nachdem du uns geschrieben hast, dass er dein Vater ist. Aber ich kann ... ich kann ihm nicht vergeben.«
Rowarn nickte. »Das verstehe ich und würde es auch nie von dir verlangen. Ich bitte dich nur, nicht Gleiches mit Gleichem vergelten zu wollen. Nicht jetzt, da so viel Zeit vergangen ist und sich alles verändert hat.«
Schattenläufer strich über die weiße Rückenmähne seiner Gemahlin. »Unser Kind soll in eine Zeit des Friedens geboren werden, in der Hass nur eine ferne Erinnerung ist«, sagte er sanft zu ihr. »So lange schon quälst du dich damit. Befreie dich davon und richte den Blick nach vorn.«
»Ich werde ihn beobachten«, rang Schneemond sich zu einer Entscheidung durch. »Und ich werde versuchen, gerecht zu sein.«
Rowarn war erleichtert. »Danke. Jetzt sollten wir uns der Aufgabe zuwenden, die noch vor uns liegt.«
»Richtig«, stimmte Schattenläufer ernst zu. »Komm mit, Ziehsohn. Berichte uns von deiner Fahrt.«
Sie gingen um die Burg herum, in den Garten, wo sie einigermaßen für sich waren. Rowarn berichtete in verkürzter Form, was ihm widerfahren war, und von
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