Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)
schreiben.
Rowarn ließ sich in Kenntnis über die Lage setzen; es hatte sich seit den Nachrichten im Freien Haus nichts geändert. Dubhan war noch von Sherkun gesichert, und Ardig Hall führte kleinere Scharmützel durch und beschränkte sich ansonsten auf die Belagerung.
»Wurde Femris gesichtet?«, fragte der junge König.
»Durchaus«, antwortete Solvan. »In seiner Aurengestalt. Nach wie vor hat er nicht genug Kraft für einen eigenen Körper.«
»Wie werden die Splitter sicher nach Dubhan gelangen?«, wollte Arlyn wissen.
»Mit einer entsprechenden Eskorte«, sagte der Baron. »Ich habe einhundert Berittene und sechshundert Fußsoldaten bereitgestellt. Niemand wird es wagen, euch anzugreifen, denn Sherkun kann keine entsprechende Zahl entbehren.«
»Sie werden versuchen, uns zu trennen«, überlegte Rowarn.
»Oder sie werden überhaupt nichts unternehmen, weil noch andere Kräfte zu uns stoßen«, erwiderte Angmor ruhig. »Noch ist das nicht das ganze Aufgebot.«
»Das hast du schon ein paarmal gesagt – wie wäre es, wenn du dich endlich genauer ausdrücken würdest?«
»Warte den morgigen Tag ab, dann erlebst du es selbst. Unsere Verbündeten wissen Bescheid, sie warten nur auf das Zeichen.«
Rowarn kochte innerlich, er hasste diese Geheimniskrämerei seines Vaters, und diesmal schien der Dämon sich ein besonderes Vergnügen daraus zu machen. Zumindest wirkte er seltsam heiter und schien noch gelassener als sonst. Auffordernd blickte Rowarn zu Arlyn, doch sie hob bedauernd die Schultern. Offensichtlich wusste sie auch nicht mehr als ihr Gemahl und hatte nicht die Absicht, den Visionenritter um Aufklärung zu bitten.
Sie besprachen noch einiges, dann wollte Solvan nichts mehr vom Krieg hören sondern feiern. Er befahl, aufzutischen, Musiker und Akrobaten traten auf, und es wurde viel gegessen, gelacht und getanzt. Genau wie sein Vater hielt Rowarn sich bei Bier, Wein und stärkeren Getränken zurück, beim Essen allerdings nicht.
Der Abend zog sich hin, und Rowarn sehnte sich nach einem Bett und Arlyns weichen Armen. Aber sie schien sich prächtig zu amüsieren, nachdem sie den Baron zuvor so kritisch betrachtet hatte. Längst hatte sie das halbe Bankett für sich eingenommen, Männer wie Frauen gleichermaßen hingen bewundernd an ihren Lippen und sonnten sich in ihrer Schönheit. Sie war die strahlende Königin des Abends. Rowarn saß still neben ihr, hörte ihr zu und betrachtete sie ab und zu sehnsüchtig, wenn er glaubte, dass es nicht auffiel.
Angmor war schließlich der Erste, der ging, aber das wunderte niemanden und schaffte eher Erleichterung.
Die Gesellschaft wurde zusehends ausgelassener, je mehr es auf Mitternacht zuging. Rowarn allerdings wurde immer müder.
Da trat ein Feuerschlucker auf, der begleitet von Musik alle Gäste in seinen Bann schlug. Nur Rowarn nicht. Er wollte die schweren Lider schließen, bloß für ein paar Augenblicke, nahm er sich vor, dann wäre er wieder ganz bei sich.
Doch so viel Zeit bekam er nicht. Der junge Mann wurde schlagartig wieder munter, als Arlyns Hand plötzlich unter dem Tisch verschwand, ohne Vorwarnung in seinem Schoß landete und in unmissverständlicher Weise nach ihm griff. Mit einem Ruck saß Rowarn kerzengerade und riss die Augen auf. Sollte es Arlyns Absicht gewesen sein, ihn zu wecken, so war ihr dies gelungen. Sein Atem beschleunigte sich, als sie ihren Kopf leicht zu ihm neigte, seine Nasenflügel blähten sich auf und sogen gierig ihren Duft ein.
»Wir gehen jetzt«, wisperte sie. »Und ich würde dir raten, wach zu bleiben.«
In seinen Lenden pochte es heiß, und Arlyn sollte inzwischen deutlich fühlen können, dass jegliche Trägheit verschwunden war. »Ich bin wach! Ich bin hellwach!«, beteuerte Rowarn eifrig. Solange hatte er sie entbehrt, in den letzten Tagen ständig ihre Nähe gefühlt, doch in Anwesenheit der anderen nicht einmal einen scheuen, heimlichen Kuss gewagt. Nun hatten sie Ruhe, ein Bett nur für sie beide und waren in Sicherheit ... nein, da würde er gewiss nicht einschlafen, auf gar keinen Fall!
Arlyn zog ihre Hand zurück. Während die Gäste immer noch abgelenkt waren, erhob sie sich, neigte sich anmutig zu Baron Solvan und bat ihn, sie zu entschuldigen.
Er wirkte überrascht und ein wenig enttäuscht, stand aber auf, lächelte freundlich und wünschte ihr mit einem Handkuss und artigen Komplimenten eine gute Nacht. Ebenso erhoben sich alle Gäste in der Nähe und verneigten sich höflich mit einer
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