Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)
einmal meine visionäre Sicht einsetzen. Blind kämpfe ich, denn gegen dich brauche ich mein Augenlicht nicht.« Dann ging er in Position. »Nur du und ich, Götterliebchen. Und jetzt komm, ich habe nicht den ganzen Tag Zeit.«
Das Land erbebte, als die beiden Dämonen aufeinandertrafen. Obwohl Nachtfeuer erheblich kleiner war als Sherkun, hatte er keinerlei Mühe, sich der Urgewalt des Riesen entgegenzustemmen.
Sherkun kam rasend schnell in weiten Sätzen auf Nachtfeuer zu, seine Hufe dröhnten über den Boden und schlugen tiefe Furchen hinein. Es donnerte wie bei einem schweren Gewitter, als Sherkun auf Nachtfeuer prallte und ihn nicht um eine Handbreit verschieben konnte. Als wäre er gegen einen Berg gerannt. Die Druckwelle des Zusammenstoßes durchschlug den magischen Schild und raste durch die Heere, brachte selbst die stämmigen Warinen ins Schwanken. Die leichter gebauten Menschen verloren den Halt und stürzten.
Falls der Gorgonier geglaubt hatte, aufgrund seiner Größe leichtes Spiel zu haben, so sah er sich nun getäuscht. Es war keine grenzenlose Selbstüberschätzung gewesen, die Nachtfeuer veranlasst hatte, auf Magie, Waffen und sein visionäres Augenlicht zu verzichten. Und es war mehr als deutlich, dass der Sohn der Großen Mutter trotz seines Alters im Vollbesitz seiner Kräfte war. Und falls er doch heute schwächer sein sollte als in der Blüte seiner Jahre, so nahm es kein Wunder, dass diejenigen, die sich noch an diese lange vergangene Zeit erinnern konnten, in Angst und Schrecken verfielen, sobald Nachtfeuers Name fiel.
Sherkun wurde durch den Aufprall zurückgeschleudert und landete in einer Staubexplosion auf dem Rücken, wobei eine tiefe Grube entstand. Bevor er sich aufrappeln konnte, hatte Nachtfeuer sein linkes Bein gepackt und hielt es mit beiden Händen fest umklammert. Seine Krallen bohrten sich durch die Beinschienen, und dann riss er Sherkun mit einem einzigen Ruck vom Boden hoch, wirbelte ihn herum und schmetterte ihn mit Wucht ein Stück abseits zu Boden.
Der Gorgonier versank fast zur Hälfte in dem Loch, das sein schwerer Körper diesmal schlug. Er stieß ein wütendes Gebrüll aus, aber man merkte ihm an, dass er überrascht und verunsichert zugleich war. Anscheinend hatte er bisher nicht viel mit dem Herrscher des Dämonenlands zu tun gehabt, sonst hätte er sich die Herausforderung vielleicht noch einmal überlegt. Der Kampf, der dazu dienen sollte, die Truppen von Ardig Hall einzuschüchtern oder gar vollständig zu demoralisieren, nahm von Anbeginn eine fatale Wendung.
Allerdings war auch Sherkun nicht ganz wehrlos. Und er reagierte schnell. Bevor Nachtfeuer ihn ein zweites Mal packen konnte, sprang er aus dem Erdloch. Dann umkreiste er den Widdergehörnten mit weiten Sprüngen und brüllte unentwegt. Das zeigte bald Wirkung. Der Schall traf Nachtfeuer nun von allen Seiten und irritierte ihn. Der Gorgonier war so schnell, dass Nachtfeuer ihm mit dem Gehör nicht mehr folgen konnte. Anfangs drehte er sich noch exakt mit im Kreis, doch dann geriet seine Wahrnehmung durcheinander, und seine blinden Augen, die zuvor auf Sherkun gerichtet schienen, glitten ins Leere.
Schließlich blieb er stehen und versuchte, sich zu orientieren. Seine normalerweise eng an den Hörnern anliegenden Ohren stellten sich leicht ab und bewegten sich unabhängig voneinander nach vorn und hinten.
Darauf hatte Sherkun wohl nur gewartet. Er verstummte und blieb stehen, während die Staubwolke langsam herabsank und der letzte Klang seiner Stimme verhallte.
Einen Augenblick standen die Dämonen völlig still. Nachtfeuer hob leicht den Kopf, seine Nasenflügel blähten sich, während sich die Ohren immer noch bewegten. Da sprang Sherkun, stieß sich aus dem Stand ab, flog durch die Luft und erreichte Nachtfeuer, noch bevor dieser sich zu ihm drehen konnte. Sein linker Arm traf den Widdergehörnten mit voller Kraft in die Seite, und der blauhäutige Körper wurde durch die Luft geschleudert und prallte an den magischen Wall. Es gab einen lauten Knall, Funken stoben in alle Richtungen davon, und Nachtfeuers Körper wurde von zuckenden Blitzen eingehüllt. Rauch stieg auf, als er zu Boden sackte, und seine Aura flackerte.
Sherkun verlor keine Zeit und setzte ihm nach, um ihm einen zweiten Schlag zu versetzen. Doch Nachtfeuer war keineswegs außer Gefecht gesetzt, er rollte sich blitzschnell herum, sprang auf und hebelte Sherkuns Bein aus. Der Gorgonier verlor das Gleichgewicht und ging in die
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