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Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)

Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)

Titel: Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uschi Zietsch
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einem Schritt erschaffen, als er in der Frühzeit der Welt meditierend dahinwandelte, und sein Licht wurde in diesem zauberischen Moment gebannt. Jeder, der seither zu jenem Zeitpunkt den Pass durchschreitet, sei auf dem Weg zur Erleuchtung, sagt man.«
    Noïrun drehte sich im Sattel um. »Wie auch immer, wir haben weder Sonnenwende noch die richtige Zeit. Ihr werdet also keine Erleuchtung erfahren, wenn ihr weiter Richtung Osten geht, sondern eine neue Welt betreten, die euch beeindrucken mag. Und gewiss werdet ihr auch nicht würdevoll dahinschreiten, sondern Blasen an Händen und Füßen haben. Ihr werdet durchfroren und mit viel Glück noch in einem Stück sein, wenn ihr erst oben angekommen seid. Aber die Strapazen werden sich lohnen, ihr werdet es erleben und in diesem Moment alles vergessen, was ihr auf euch genommen habt.«
    Verunsichert, fast besorgt blickten die Rekruten auf ihren Herrn. Was mochte er sich nun wieder ausgedacht haben?
    Noïrun wies auf den Weg, der eine Weile schnurgerade bergauf führte, und sich dann in Serpentinen zum Pass hinaufwand, in nebliger und frostiger Höhe. »Dies ist der Weg der Pferde, für mich und Olrig, und die Schar. Ihr aber ...« – und jetzt schwenkte sein Arm auf eine kahle, steile Wand links neben dem Weg, Ausläufer eines Berges, der weit über den Pass hinausragte – »... werdet über diese Wand hinaufsteigen, den Gipfel passieren und auf der anderen Seite zum Pass hinuntergehen, und schließlich ins Tal. Dort findet ihr dann ganz leicht zum Lager, es ist nicht zu verfehlen.«
    Viele waren blass geworden und betrachteten voller Schrecken den steilen Hang. »Klettern?«, flüsterte der eine oder andere.
    »Eine gute Übung für die Fingermuskulatur«, erklang Olrigs grollende Stimme. »Und für Trittsicherheit, Standfestigkeit und gutes Gleichgewicht. Danach werdet ihr wissen, wozu jeder einzelne Muskel eures Körpers nutze ist, eure Sehnen und Bänder, und ihr werdet nicht mehr ziellos herumhampeln, sondern eure Gliedmaßen in Zukunft mit Bedacht einsetzen.«
    »Und kommt nicht auf die Idee, eine Abkürzung über den Weg zu nehmen«, fügte der Fürst hinzu. »Die Wand ist eure Aufgabe, den Berg müsst ihr bezwingen, um auf die andere Seite zu gelangen. Unser Pfad ist für euch verschlossen, und wer sich darauf wagen sollte, wird es bitter bereuen. Bis zum Einbruch der Dunkelheit erwarten wir euch unten im Lager. Mit Feuer, frischem Wildbret, und heißem Honigbier.« Er trieb seinen Hengst an, und Olrig folgte ihm mit der Schar und den Packpferden.
    Einhundertfünfzig Rekruten blieben frierend und voller Angst zurück.

    Das Felsgestein war schroff und voller Kanten und Vorsprünge, aber es bot trotzdem kaum Möglichkeit, sich festzukrallen und Halt für die Füße zu finden. Zudem war es nass und eiskalt, teilweise froren die Fingerkuppen fest.
    Rowarn hatte längst jedes Gefühl in Fingern und Zehen verloren. Auf Bäume klettern, das konnte er, aber mit Steilwänden hatte er nicht die geringste Erfahrung, so wenig wie irgendein anderer der Rekruten. Niemand, der in Inniu lebte, ging jemals freiwillig ins Gebirge, und das war auch kein Wunder. Rowarns Kleidung war durchweicht, er war nass bis auf die Haut und fror bis in die Knochen. Er konnte gar nicht hinsehen, wie andere barfüßig in der Wand hingen, schon halb blaugefroren. 
    Weit hinter ihnen, in der Richtung, aus der sie gekommen waren, herrschte fröhliches, helles Frühlingswetter. Doch Fûr Garí war von jedem Licht dieser Welt verlassen, und der Lichte Gott Lúvenor schien seinen Schatten hier zurückgelassen zu haben, als er den Fuß darübersetzte. Kein Wunder, dass dieses Gebirge Kalter Fels hieß! Hier hielt es nicht einmal mehr das genügsamste Getier aus, die einzige Gesellschaft waren die Krähen, die sie spottend umkreisten. Anscheinend warteten sie darauf, dass einer abstürzte, um die leckersten Happen von ihm zu ergattern, wie beispielsweise die Augen und die Zunge.
    Langsam, Handbreit um Handbreit, schob Rowarn sich nach oben. Doch je weiter er kam, desto schroffer und abweisender wurde der Berg, dessen lichtgekrönter Gipfel hoch über ihm aufragte.
    »Nie wieder Sonne«, murmelte jemand unter ihm. »Für immer und ewig in tropfender Fäulnis, Schwamm und Flechte, und die Bäume voll Schimmel.«
    Jelim kam in Rowarns Nähe. Er sah sich um, ob jemand zuhörte, aber sie waren alle viel zu sehr mit sich beschäftigt. Von unten mussten sie wie eine Horde Käfer aussehen, die sich unbeholfen

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