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Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)

Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)

Titel: Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uschi Zietsch
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über ein Hindernis stemmten, das ihre Kräfte überstieg.
    »Wundert mich, dass du dabei bist«, presste er zwischen den Zähnen hervor.
    »Ist 'ne gute Übung«, gab sie gut gelaunt zurück. »Außerdem habe ich den seltsamen Ehrgeiz entwickelt, euch alle heil rüberzubringen.«
    »Oder eine Wette abgeschlossen«, mutmaßte Rowarn.
    »Oder eine Wette abgeschlossen«, gestand sie grinsend ein. »Ich will was wiederhaben von dem Sold, den ich wegen dir verloren habe.«
    »Hat tatsächlich einer gewonnen?«, fragte er erstaunt.
    Sie nickte. »Olrig.«
    Rowarn stockte. Dann brach er in schallendes, fast hysterisches Gelächter aus. »Wie könnt ihr so blöd sein, gegen ihn anzutreten?«
    »Aber das war doch schon die zweite Wette«, erwiderte Jelim. »Die erste haben wir alle verloren, und wir mussten in einen Topf einzahlen, der für solche Fälle eingerichtet wurde. Ist inzwischen schon hübsch voll. Bei der zweiten Wette ging es darum, dass der Fürst dich entlässt.«
    »Da wart ihr nahe dran«, murmelte Rowarn unglücklich.
    »Ich weiß.« Jelim hangelte nach einem Vorsprung und hing für einen Moment frei in der Luft, bevor sie sich weiterschwang. Sie beherrschte das Klettern meisterhaft. »Olrig hatte mitbekommen, das Noïrun es tun wollte, und die Wette ausgerufen. Er hat darauf gesetzt, dass der Fürst dir irgendwann später noch mal eine Chance geben wird, und damit war er näher dran als wir anderen.«
    Er hatte es also tatsächlich vorgehabt. Für einen Augenblick war Rowarn nicht wegen der Strapaze nach Weinen zumute. »Fürst Noïrun ... hat mich aber doch gar nicht entlassen«, stieß er hervor.
    »Ja. Erstaunlich. Er hat noch nie so abrupt eine Entscheidung umgestoßen, und nicht mal Olrig weiß, was ihn dazu bewogen hat.« Jelim war inzwischen fast außer Reichweite einer normalen Unterhaltung und kletterte munter weiter.
    Rowarn folgte ihr, und die so lange eingesperrten Tränen rannen ihm jetzt heiß die Wangen hinab. Das machte nichts. Es hatte ohnehin zu regnen angefangen.

    Einige führten Seile mit, und so hatten auch die Schwächeren Aussicht, den Gipfel zu erreichen, wenn sie aus Angst oder Schwäche nicht mehr weiterkonnten. Die Rekruten hatten sich in Gruppen aufgeteilt, wobei die Stärksten vorausgingen, um den Weg zu erproben und dann Anweisungen für die Nachfolgenden zu geben und sie mit Seilen zu sichern. Jelim war gleichzeitig überall und achtete darauf, dass keiner einen Fehler machte. Inzwischen hatte auch der Letzte mitbekommen, dass sie in Wirklichkeit zur Schar gehörte, und in diesem Moment waren alle mehr als dankbar dafür, denn sie verströmte Ruhe und Sicherheit. Sie wusste genau, was zu tun war, und zeigte, dass der Berg kein unüberwindbares Hindernis darstellte.
    Sie brauchten vier Stunden für die erste Wand, doch das war auch der schlimmste Teil gewesen, wie sich herausstellte. Als Nächstes mussten sie über Geröllhalden, und dann an Lawinenhängen entlang, und zuletzt über eine Ziegenstrecke, was bedeutete, sie mussten nach oben von Felsen zu Felsen springen.
    Auch hier gab es nicht die geringste Spur von Leben. Alles war grau und verlassen, nicht einmal Flechten klammerten sich an irgendein Gestein. Die Luft wurde merklich dünner und noch eisiger, und Jelim mahnte, alle zehn Schritte eine Pause einzulegen und ruhig durchzuatmen.
    Doch dann waren sie oben, und plötzlich war die Grenze zwischen Dunkelheit und Licht überschritten. Sie fanden in den Tag zurück, genau in die späte Mittagssonne hinein, die ihre durchfrorenen Körper rasch erwärmte und die Kleidung zum Dampfen brachte, obwohl die Füße in ewigem Schnee und Eis standen.
    Jubelnd standen sie oben, in mehreren Reihen, dicht gedrängt auf dem schmalen Grat, umarmten sich und schlugen sich gegenseitig auf die Schultern.
    »Fennóngar«, sagte Jelim zu Rowarn. Sie war kurzatmig wie alle, aber stolz. »Der König des Fûr Garí, der höchste Gipfel von allen, in Valia weithin sichtbar an klaren Tagen. Hier oben sind wir den Göttern ganz nah.«
    Andächtig und ehrfürchtig sahen sie sich um, nachdem sie sich einigermaßen beruhigt hatten. 
    Jelim hatte recht, einen erhabeneren Anblick hatte Rowarn nie gesehen. Schwarzblau wölbte sich der Himmel über ihnen, die Sonne schien zum Greifen nah. Nicht weit dahinter lag das Träumende Universum, ein Reich der Wunder mit vielen Welten, und fast im Zentrum, ein fernes glitzerndes Band, die Sternensee, das größte aller Reiche, an der Grenze zu Regenbogen und

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