Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)
sich ächzend zurücksinken, genoss den Geruch von Gras und Erde und blickte in den veilchenblauen Himmel. Immerhin gab es gutes Wetter. Obwohl auch Regen vermutlich kaum einen Unterschied gemacht hätte. An dem herrlichen Wetter konnte er sich wenig erfreuen, denn es lud zur Trägheit ein, zu kleinen Schwimmrunden am See und anschließendem Bauchwärmen in der Sonne. Ein kurzer Sprint über eine Wiese, um dann in die raue Kühle des Waldes einzutauchen, oder in den duftenden weißen Blütenwolken eines Apfelbaums zu versinken.
Jetzt die Augen schließen und schlafen, bis zum nächsten Morgen. Eingelullt vom Gesang der Vögel, die ständig zwischen den Wiesen und den Bäumen hin- und herwechselten, mit Nistzeug, Würmern und Käfern beladen. Unermüdlich und geschäftig, und stets ein fröhliches Lied in der Kehle. Tagein, tagaus, ohne Ruhepause.
Rowarn fuhr hoch, als er merkte, dass er tatsächlich beinahe eingeschlafen wäre, und schüttelte den Kopf. Er stand auf, streckte sich und dehnte die steifen Arme und Beine, massierte die schmerzenden Muskeln und trabte los, vor den verblüfften Augen der anderen.
»Wir haben doch schon über die Hälfte des Weges geschafft!«, rief der sommersprossige Junge ihm nach.
»Ich weiß«, gab Rowarn über die Schulter zurück. »Aber ihr habt schon wieder nicht zugehört. Gestern mussten wir die Entfernung schaffen, heute die Zeit! Wir haben nur noch eine Stunde, danach gibt es Strafarbeiten.«
Für einen Moment verharrten alle verdutzt. Dann brach eine gewaltige Hektik aus, und Rowarn hörte eine Menge Flüche, gegenseitige Beschuldigungen und Vorwürfe, und er konnte sich das Schubsen und Drängeln vorstellen, wenn jeder als Erster loswollte und den anderen jeden Vorsprung missgönnte. Das verschaffte ihm Aufschwung, und er kicherte vor sich hin, während er rasch über eine Kuppe lief, eine Abkürzung quer über die Wiese entdeckte und beschleunigte. Er winkte einem Reiherpärchen zu, das am Waldrand entlangstakste und mit dem langen, spitzen Schnabel das Erdreich abstocherte.
Das Lager war bereits in der Nähe des Waldes aufgeschlagen, und die Läufer wurden von Speck, Teigfladen und Dünnbier erwartet.
Rowarn ging zu Olrig, der wie immer vor Noïruns Zelt saß und gemütlich Pfeife rauchte. »Ihr habt das genau geplant, richtig?«, sagte er. »Irgendjemand bringt die ganzen Vorräte zum verabredeten Platz, denn mit so viel Gepäck sind wir gar nicht aufgebrochen.«
»Natürlich«, grinste der Zwerg. »Und glaub mir, Daru lässt sich gut dafür bezahlen. Doch ab jetzt müssen wir alles mitführen. Trotzdem haben wir noch reichlich.« Ernst fügte er hinzu: »Es ist wichtig, dass ihr kräftige Nahrung zu euch nehmt. Wir wollen euch aufbauen, nicht umbringen.« Er musterte Rowarn aus funkelnden blauen Augen. »Du bist ein erstaunlicher junger Mann mit einem bemerkenswert sturen Schädel. Mach weiter so, und der Fürst wird dich bald persönlich an der Waffe ausbilden, was eine große Ehre ist, wie ich hinzufügen möchte.«
»Danke.« Rowarn durchfuhr es heiß vor Freude, denn genau das war sein Wunsch. Auch wenn er Noïruns Knappe war, konnte er nicht erwarten, dass sein Herr sich selbst mit seiner Waffenausbildung befasste.
Während sie im Kreis saßen und eifrig aßen, kam Morwen in die Mitte. »Aufgepasst!«, sagte sie. »Wir haben heute eine kürzere Etappe hinter uns gebracht, da wir am Nachmittag mit der Grundausbildung beginnen. Die ist für euch alle gleich; Ihr lernt die ersten Schritte mit dem Schwert, denn auch wenn ihr künftig Fährtenleser oder Hornbläser seid, müsst ihr in der Lage sein, euch zu verteidigen oder notfalls für die Schlacht aufgestellt zu werden. Zunächst werden wir euch die Schritte zeigen, und wenn ihr euch nicht zu dumm anstellt, können die ersten Übungen Mann gegen Mann beginnen.« Sie deutete auf einen großen Stapel Stöcke. »Das sind eure Übungswerkzeuge.«
»Und wann kriegen wir richtige Waffen?«, rief jemand vorlaut, und Gelächter machte sich breit.
»Sobald ihr wisst, an welcher Stelle man sich schneidet«, antwortete Morwen ungerührt. »Ihr sollt euch nicht gegenseitig umbringen, was bei eurer mangelnden Geschicklichkeit unweigerlich der Fall wäre.«
Sie winkte Rowarn zu sich und warf ihm einen Stock zu. »Auch ein Stock kann in geübten Händen eine gefährliche, tödliche Waffe sein.« Ohne weitere Vorwarnung griff sie Rowarn an, und nach nur zwei Bewegungen lag er am Boden und musste einen Hagel Schläge
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