Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)
unterbrach er und zog sie an sich.
Kurz vor dem Morgengrauen erwachte Rowarn schlagartig. Für einen Moment lag er wie gelähmt in der verblassenden Dunkelheit und wagte nicht zu atmen.
Dann bemerkte er den warmen, weichen Körper, der an ihn geschmiegt war, in seinem Arm ruhte, sich leicht im Ein- und Ausatmen bewegte. Er stieß den angehaltenen Atem aus und lauschte auf seinen rasenden Herzschlag, der noch eine Weile ziellos galoppierte, bevor er endlich langsamer wurde.
Rowarn drehte sich auf die Seite und betrachtete Morwens stilles, entspanntes Gesicht. Das schwache Licht der schläfrigen Sterne genügte seinen nachtsichtigen Augen, um ihre Konturen zu sehen, und die Linie ihres Körpers, der langen Beine unter der Decke zu erraten. Für ihn besaß der matte Schimmer der Haut in der Dunkelheit sogar einen besonderen Reiz, und er bedauerte unwillkürlich die Menschen, die sich durch ihre Nachtblindheit nie auf diese Weise sehen konnten und dadurch sanfte, reine Schönheit verpassten. Zart strich er Morwen mit den Fingerspitzen übers Gesicht und lächelte, als sie übergangslos die Augen aufschlug und ihn durch die Dunkelheit suchte, aber schnell fand. Sie blieb ruhig und entspannt, und dann lächelte sie zurück.
»Du musst gehen«, sagte er leise. »Bald wachen die ersten auf.«
»Erst, wenn du mich noch einmal küsst ...«, wisperte sie.
Er kam der Aufforderung gern nach, legte den Mund auf ihre weichen, nachgiebigen Lippen und zog sie enger in seinen Arm, je intensiver der Kuss wurde. Sie schob ihren Schenkel über seine Hüfte und streichelte seinen Rücken.
Nur mit Mühe konnte er sich von ihr lösen. »Das werde ich jetzt nicht fortsetzen«, murmelte er.
»Bist du sicher?«, gurrte sie. »Ich spüre da aber etwas ganz anderes an mir ...«
»Nein.« Er stemmte sich halb hoch. »Wie geht es jetzt weiter?«
Sie hob die Hand zu seinem Gesicht. »Einfach unglaublich ...«, hauchte sie. »Bleib so, bitte. Von diesem Anblick kann ich nicht genug bekommen ...«
Rowarn ergriff ihre Hand, hielt sie an seine Lippen und küsste die Fingerspitzen. »Ich meine es ernst, Morwen.«
Sie seufzte. »Also gut. Wir machen weiter wie bisher, und wenn mich das Verlangen überwältigt, krieche ich nachts unter deine Decke, und wenn nicht, nicht. Kannst du damit leben?«
Er nickte. »Natürlich, aber ... es darf nicht zu oft geschehen. Du weißt, dass es verboten ist, und nicht ohne Grund.«
»Ich weiß. Aber wir sind nicht die Einzigen; wart ab, wenn wir morgen das Hauptlager erreichen, wo ein paar Tausend junge, kraftstrotzende Männer und Frauen auf einen Haufen gedrängt sind. Jeder weiß, was nachts geschieht, aber offiziell erlaubt darf es natürlich nicht sein, schon gar nicht innerhalb der G… – ach, einfach immer. Aber selbst ein gestrenger Mann wie mein Vater weiß, dass sich so etwas auf Dauer nicht vermeiden lässt, und er kümmert sich nicht darum, solange es heimlich geschieht, die Form gewahrt bleibt und jeder unvermindert korrekt seiner Aufgabe nachkommt.«
»Also etwa so wie sein Verhältnis zu dir.«
Sie lachte leise. »Ja. Er hat es nie offiziell gemacht, obwohl es wahrscheinlich so ziemlich jeder weiß, der sich in seiner Nähe aufhält. Das ist ihm egal, aber er will nicht darüber reden. Das ist so seine Art. Er spricht nie über sich. Ich weiß über ihn nicht mehr als du. Ich glaube, nicht einmal Olrig weiß alles.«
Rowarn zog langsam die Decke nach unten, und die morgendliche Frische ließ Morwens Körper erschauern, die feinen Haare auf ihrer Haut stellten sich auf, und er strich vergnügt darüber. »Dann habe ich wenigstens eine geringe Aussicht, noch ein wenig länger zu leben?« Er neigte den Kopf und küsste ihre Brust, dann ihren Bauch. »Aber nur, wenn du jetzt wirklich gehst ...«
»Nur, wenn du damit aufhörst, du Nimmersatt ...«
Fast war er geneigt, der Unvernunft und seinem wachsenden Verlangen nachzugeben. Doch diesmal war Morwen die Stärkere, vor allem, weil sie fror. Sie schlüpfte hastig in ihre Sachen und war schon unterwegs. Die Stiefel zog sie im Laufen an, und Rowarn musste sich ein Lachen verbeißen bei dem verrenkten Tanz, den sie dabei aufführte. Dann drehte er sich um, wickelte sich fest in die Decke und war kurz darauf wieder eingeschlafen.
»Sieh es dir an«, sagte Olrig am Morgen, als Rowarn völlig verschlafen als einer der Letzten auftauchte; was nicht weiter schlimm war, denn der Fürst und der Kriegskönig krochen auch soeben erst aus dem
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