Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)
und er wurde vom eigenen Schwung zurückgeschleudert. Das Schwert entglitt seinen kraftlosen Fingern, und er stürzte in den Sand. Stöhnend hielt er sich die geprellten Arme.
Fürst Noïrun stand wie aus dem Boden gewachsen zwischen ihm und Rowarn, das Schwert noch in halber Höhe. Er hatte den beidhändig geführten Schlag mit nur einem Arm aufgehalten.
Alle anderen standen wie gelähmt, die Augen voller Entsetzen weit aufgerissen.
»Olrig, bring den Jungen in mein Zelt«, befahl der Fürst mit gewohnt ruhiger Stimme. » Du «, und er richtete das Schwert auf Gaddo, »nimm deinen närrischen Freund und schaff ihn ins Lazarett. Wir sprechen uns später.«
Gaddo beeilte sich, dem Befehl nachzukommen. Er steckte hastig sein Schwert ein und schulterte den bewusstlosen Moneg, an dem er schwer zu schleppen hatte. Schweigend, jedoch mit deutlich angeekelten Gesichtern, machten die Soldaten ihm Platz. Niemand half ihm, als er mehrmals stolperte und strauchelte.
Der Fürst blickte in die Runde. »Und ihr«, fuhr er fort, »macht weiter. Die Vorführung ist beendet.«
Und dann, als sich immer noch niemand rührte, hörte man den zwar stets gebieterischen, aber normalerweise ausgeglichenen Fürsten zum ersten Mal brüllen. »Na los!«, schrie er, bebend vor Zorn. »Scharführer! Lehrmeister! Habt ihr alle eure Pflicht vergessen? Wisst ihr nicht mehr, wie man Befehle gibt? Muss ich euch allen noch einmal beibringen, was Disziplin heißt?«
Erschrocken, bleich, rührten sich die Offiziere endlich, traten in den Kreis und bellten Anweisungen.
Rowarn bekam alles nur wie durch einen Nebel mit. Olrig hatte ihn im Zelt auf einen tiefen Stuhl gedrückt, wo er zitternd saß, unfähig, etwas zu sagen.
Der Fürst kam herein, musterte ihn und sagte: »Olrig, um Himmels willen, gib ihm schnell etwas von deinem Ushkany, sonst bricht er uns zusammen. Er steht kurz vor einem Kollaps.«
»Natürlich, hätte gleich drandenken sollen«, brummte der Zwerg, zog das flache Metallfläschchen aus seinem Wams, öffnete es und hielt es Rowarn an die Lippen. Der erste Schluck rann wieder aus dem Mund, über Rowarns Kinn hinab. »Du musst schlucken, Junge, los, das kannst du schon.« Endlich bewegte sich der Adamsapfel, und Rowarn schluckte gehorsam.
»Herr«, erklang Rayems Stimme vom Zelteingang, und er streckte den rotblonden Schopf herein.
»Keine Störung jetzt!« Der Fürst fuhr zu ihm herum. »Macht denn hier jeder, was er will?«
»N-nein, Herr«, stotterte Rayem eingeschüchtert. »Ich wollte nur sagen ... wegen Rowarn ... Er kann nichts dafür. Wenn es ihn überkommt, ist er nicht mehr bei sich, er hat keine Kontrolle darüber ...«
»Du denkst, das entschuldigt alles?«, schnaubte der Fürst. »Geh zurück zu deinen Übungen!«
»Ja, Herr. Danke, Herr.« Rayems Kopf verschwand auf der Stelle.
Noïrun beugte sich über Rowarn. »Behält er den Ushkany bei sich?«
»Ja«, brummte Olrig. »Will ich auch hoffen, wäre ja ein Jammer um jeden vergeudeten Tropfen.«
Rowarns Augenlider flatterten, verschwommen erkannte er das Gesicht des Fürsten über sich. Abgehackt, immer noch von Krämpfen geschüttelt, stieß er hervor: »Es – es – es – tut mir leid – ich – ich ...«
»Still, still«, sagte Olrig sanft und legte ihm die breite Hand auf die heiße Stirn. Die Berührung tat gut. Rowarn schloss die Augen und wurde ruhiger.
»Kannst du etwas erkennen?«, erkundigte sich Noïrun.
»Es ist dieser Ort«, murmelte Olrig. »Der ist wie Gift für ihn. Meine Blätter wirken nicht mehr. Er muss hier weg, Noïrun.«
»Ich wollte ohnehin morgen aufbrechen.« Noïrun sah auf, als Fabor hereinkam, Monegs Offizier, und runzelte ungehalten die Stirn über die neuerliche Störung.
»Ich komme gerade aus dem Lazarett«, meldete er. »Gebrochener Kiefer, zertrümmerte Nase, ausgerenkte Schulter, eine gebrochene Rippe und ein Bluterguss am Knie. Wird aber wieder.« Er deutete auf Rowarn. »Kann ich den in meine Einheit kriegen?« Er hob die Schultern und grinste, als er Noïruns Gesichtsausdruck sah. »Ich mein ja nur.« Hastig brachte er die Zeltbahnen zwischen sich und den Fürsten.
Noïrun seufzte und rieb sich das bärtige Kinn, während er eine Weile auf und abging. »Das hat uns noch gefehlt, dass sich unsere eigenen Leute gegenseitig an die Kehle gehen.«
»Das ist doch ganz normal bei so einem großen Haufen«, meinte Olrig versöhnlich.
»Aber nicht hinterrücks«, zischte der Fürst. »Der eine ist bestraft genug und
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