Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)
Übungsquadrat traten, mit Schwertern statt Holzstöcken, und in lederner Schutzkleidung. Die Ausbilder erwarteten sie schon und stellten sich der Reihe nach vor. Rowarn sollte als Erster eine Übung mit einem grauhaarigen Haudegen durchführen und machte sich bereit, als ein Zwischenruf erklang: »Einen Augenblick.«
Die Zuschauermenge teilte sich, und dann trat zur Verblüffung aller Fürst Noïrun ins Quadrat, völlig ohne Rüstung, ebenfalls mit einem stumpfen Übungsschwert bewaffnet. Der Grauhaarige wich sofort mit einer Verbeugung zurück, und der Fürst stellte sich vor Rowarn.
»Tritt gegen mich an«, forderte er ihn auf.
Rowarn durchfuhr es heiß und kalt, und sein Puls raste. Sein sehnlichster Wunsch ging in Erfüllung: Er würde vom Fürsten persönlich ausgebildet werden! Eine größere Ehre konnte es kaum geben, das wusste er bereits, denn Noïrun galt als einer der besten Schwertkämpfer Valias, und er stand unter allen Befehlshabern der Heerschar von Ardig Hall im höchsten Rang. Nur noch der Heermeister, in dessen Auftrag er aufgebrochen war, um Rekruten zu suchen, stand noch über ihm. Sich mit einem blutigen Anfänger abzugeben, auch wenn es sich um den eigenen Knappen handelte, war keine alltägliche Sache für einen Mann wie ihn.
Die Menge tuschelte und starrte abwechselnd Rowarn und den Fürsten mit großen Augen an. Aber das war dem jungen Nauraka egal, er hatte nur noch Augen für den großen Ritter und konzentrierte sich einzig auf den Kampf.
Die Tage vergingen rasend schnell, angefüllt mit Arbeit und Übungen. Rowarn erhielt die umfassende Ausbildung eines Ritters, im Schwertkampf, dem Lanzenstechen, Speerwerfen und auch Bogenschießen. Er fand kaum ein paar Stunden Schlaf, aber er war glücklich. Sein Körper gewöhnte sich zusehends an die Herausforderungen, und er fühlte sich jeden Tag besser und stärker. Er lernte unglaublich viel von dem Fürsten, der nicht nur ein Meister seiner Kunst war, sondern auch ein sehr geduldiger Lehrherr, der viel Wissen zu geben hatte. Und die Arbeit mit Windstürmer machte ebenfalls Spaß, denn der kleine Falbe entwickelte sich mit ebenso viel Begeisterung und Ehrgeiz zu einem hervorragenden Kriegspferd.
Natürlich war Rowarns Sonderstellung als Knappe vielen ein Dorn im Auge, vor allem Moneg und Gaddo, den beiden großmäuligen Wortführern, die ihnen bei der Ankunft entgegengetreten waren. Die beiden ließen keine Gelegenheit aus, ihn zu schmähen und schlechte Stimmung zu verbreiten. Doch meistens bekam Rowarn das überhaupt nicht mit. Er war mit viel wichtigeren Dingen beschäftigt, und das Geschwätz anderer über ihn interessierte ihn kaum. Schon gar nicht, wenn er des Nachts lustvolle Ablenkung durch Morwens heimliche Besuche fand, die ihn zwar zusätzliche Schlafzeit kosteten, aber sehr viel entspannender und anregender zugleich waren als ein tiefer Schlummer. Sollten die anderen doch neidisch sein, was kümmerte es ihn?
Doch Moneg gab und gab keine Ruhe; die Zeit steigerte seinen Hass eher noch, statt ihn zu schmälern, weil er keinen Angriffspunkt bei Rowarn fand. Eines Nachmittags, als sie in zwei benachbarten Arealen übten, ließ er wiederum eine Reihe spitzer Bemerkungen fallen, doch allmählich hatten es alle um ihn herum satt und forderten ihn auf, es bleiben zu lassen. Was ihn natürlich erst recht aufstachelte. Der Reihe nach beschimpfte er sie alle, sich bei dem nichtsnutzigen Zuckerpüppchen anbiedern zu wollen.
Jeder fragte sich, wie lange Rowarn sich das noch gefallen lassen wollte, aber der zog mit Windstürmer ruhig seine Kreise.
Morwen, die gerade ein paar Übungsstunden gab, war es schließlich, die eingriff. »Moneg, hör endlich auf damit!«, sagte sie streng. »Rowarn ist einer von uns.«
Moneg spuckte aus. »Der ist nicht wie wir!«
Zusehends verlor sie die Geduld. »Das habe ich auch nicht gesagt! Setz dein Ameisengehirn in Gang und höre einmal richtig zu! Und jetzt geh und setze deine Übungen fort.«
Als er aufbegehren wollte, herrschte sie ihn an: »Das ist ein Befehl! Willst du dich gegen eine Gardistin stellen? Willst du das?« Ihre Hand legte sich auf ein langes Messer an ihrem Gürtel. Sie trug nie ein Schwert, aber das brauchte sie auch nicht.
Moneg zögerte, hin- und hergerissen zwischen Wut und Verunsicherung. »Nein«, sagte er schließlich und trollte sich.
»Mach weiter, Rowarn«, forderte Morwen ihn auf. »Und hör auf, ihn dauernd zu provozieren!«
»Ihm genügt mein Anblick«, erwiderte
Weitere Kostenlose Bücher