Die Clans des Alpha-Mondes: Roman
›Schrottplatz‹«, fügte sie freimütig hinzu. »Es hat eine Menge Ärger hier gegeben. Kleine Diebstähle und Raufereien; sogar einen Totschlag. Es ist nicht sehr sauber hier… das sehen Sie ja.«
»Und doch…«
»Und doch glaube ich, daß Sie bleiben sollten. Sie werden hier Gesellschaft haben. Die Nicht-T-Lebensformen, die hier wohnen, sind besonders nachts auf Achse, das werden Sie noch erleben. Und Lord Flieh-den-Geiz ist jemand, den man gern zum Freund hat. Er hat schon vielen Leuten geholfen. Ganymeder haben das, was der heilige Paulus Caritas nannte… Und vergessen Sie nicht, Paulus hat auch gesagt, daß Caritas die größte aller Tugenden ist.« Sie fügte hinzu: »Das moderne Wort dafür heißt wohl Verständnis.«
Die Tür ging auf. Chuck drehte sich sofort herum und sah zwei Männer, die er ziemlich gut kannte. Es waren Jack Elwood, sein Chef, und Pete Petri, sein Mitarbeiter in der Manuskriptabteilung. Als die beiden ihn sahen, wirkten sie erleichtert.
»Verdammich«, sagte Elwood, »wir dachten schon, wir kämen zu spät. Wir waren bei dir zu Hause, weil wir dachten, du wärst vielleicht dort.«
Joan Trieste sagte zu Elwood: »Ich bin von der Ross-Polizei. Darf ich bitte Ihren Ausweis sehen?« Ihre Stimme war kühl.
Elwood und Petri zeigten ihr kurz ihre CIA-Ausweise, dann schlenderten sie zu Chuck hinüber. »Was hat die Stadtpolizei hier zu suchen?« fragte Elwood.
»Sie ist ‘ne Freundin«, sagte Chuck.
Elwood zuckte die Achseln; er war offenbar nicht darauf aus, Einzelheiten aus ihm herauszuquetschen. »Hättest du nicht etwas Besseres zum Wohnen finden können?« Er musterte den Raum. »Hier riecht’s.«
»Es ist nur für den Übergang«, sagte Chuck, der sich nicht besonders wohl fühlte.
»Du solltest dich nicht verschlechtern«, sagte Pete Petri. »Dein Urlaub ist abgeblasen worden. Man ist der Meinung, du solltest zur Arbeit kommen. Zu deinem eigenen Besten. Du solltest nicht allein sein und vor dich hinbrüten.« Er beäugte Joan Trieste und fragte ich offenbar, ob sie einen Selbstmordversuch verhütet hatte, doch in dieser Hinsicht klärte ihn niemand auf. »Kommst du also mit zum Büro zurück? Eine Menge Arbeit wartet auf dich; es sieht so aus, als würdest du die ganze Nacht durchmachen müssen.«
»Danke«, sagte Chuck, »aber ich muß noch meine ganzen Sachen holen. Ich muß diese Bude auf Vordermann bringen, jedenfalls in einem gewissen Rahmen.« Er wollte immer noch allein sein, auch wenn er ihre Absichten zu schätzen wußte. Es war ein Instinkt. Er wollte sich verkriechen und verstecken; es lag ihm im Blut.
Joan Trieste sagte zu den beiden CIA-Männern: »Ich kann bei ihm bleiben, zumindest für eine Weile. Solange ich keinen Notruf kriege. Meist kommt einer gegen fünf – wenn der Berufsverkehr richtig losgeht. Aber bis dahin…«
»Moment mal«, sagte Chuck schroff.
Die drei sahen ihn fragend an.
»Wenn sich jemand umbringen möchte«, sagte Chuck, »kann man ihn nicht davon abhalten. Vielleicht kann man es verzögern. Vielleicht kann ein Psi wie Joan ihn zurückholen. Aber selbst wenn die Sache sich verzögert, wird er es tun. Und auch wenn man ihn wieder zurückholt, wird er die Möglichkeit finden, es erneut zu tun. Also laßt mich in Ruhe.« Er fühlte sich erschöpft. »Ich habe um 16.00 Uhr einen Termin bei meinem Anwalt. Ich habe noch viele Dinge zu erledigen. Ich kann es mir nicht leisten, hier herumzustehen und zu reden.«
Elwood warf einen Blick auf seine Uhr und sagte: »Ich fahre dich zu deinem Anwalt. Das können wir ohne weiteres machen.« Er gab Petri einen knappen Wink.
Chuck sagte zu Joan: »Vielleicht sehen wir uns wieder. Irgendwann.« Er fühlte sich zu müde, um sich jetzt schon Gedanken darüber zu machen. »Danke«, sagte er schwach; er wußte nicht mal genau, wofür er ihr dankte.
Mit sorgfältig abgemessenem Nachdruck sagte Joan: »Lord Flieh-den-Geiz ist in seinem Zimmer und kann Ihre Gedanken empfangen. Wenn Sie noch mal einen Versuch unternehmen, sich umzubringen, wird er es hören und sich einmischen. Wenn Sie also die Absicht haben, es zu tun…«
»Okay«, sagte Chuck. »Ich werde es nicht hier versuchen.« Er ging mit Elwood und Petri zur Tür. Die beiden nahmen ihn zwischen sich. Joan folgte ihnen.
Als sie in den Korridor hinauskamen, sah Chuck, daß die Tür des Schimmelschleims offenstand; der große gelbe Knubbel grüßte ihn, indem er sanft wogte.
»Ich danke auch Ihnen«, sagte Chuck halb ironisch, dann ging er
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