Die Clans des Alpha-Mondes: Roman
es hat etwas mit deiner Frau zu tun.«
Chuck sagte nichts. Er fuhr damit fort, in der Akte herumzublättern, die man ihm gegeben hatte.
»Die Alphaner«, sagte Elwood, »möchten nämlich gern Alpha III M2 zurückhaben. Und der einzige Weg, den Mond auf legale Weise zurückzukriegen, besteht darin, die dort lebenden Terraner dazu zu bringen, ihn zu verlassen. Sonst tritt nämlich das Interplan-Gesetz von 2040 in Kraft. Es macht den Mond zum Eigentum seiner Bewohner. Doch da die Bewohner Terraner sind, gehört er indirekt zum Besitz der Erde. Die Alphaner können die Bewohner zwar nicht dazu bewegen, den Mond zu verlassen, aber sie behalten sie im Auge. Sie wissen ganz genau, daß sie eine Gruppe ehemaliger Insassen des Harry Stack Sullivan-Hospitals für Neuropsychiatrie sind, das wir vor dem Krieg dort eingerichtet haben. Die einzige Behörde, der es gelingen könnte, die Siedler von Alpha III M2 fortzubringen, wäre eine terranische – entweder die TERPLAN oder das Gesundheits- und Wohlfahrtsamt. Wir könnten den Mond zwar evakuieren, doch dann wäre er den Raffkes überlassen.«
»Aber niemand«, sagte Chuck, »würde die Evakuierung der Siedler empfehlen.« Das stand für ihn völlig außer Frage. Es gab nur zwei Alternativen: Entweder würde Terra die Siedler einfach sich selbst überlassen – oder man würde ein neues Hospital bauen und die Siedler nötigen, sich dort einzurichten.
»Du hast vielleicht recht«, sagte Elwood. »Aber wissen es die Alphaner?«
»Und vergessen Sie nicht«, sagte London mit seiner leisen, heiseren Stimme, »daß die Alphaner großartige Spielernaturen sind. Der ganze Krieg war für sie ein einziges großes Setzen auf einen Außenseiter – und sie haben verloren. Sie kennen keine anderen Methoden.«
Das war richtig. Chuck nickte. Aber trotzdem – es ergab noch immer keinen Sinn. Welchen Einfluß hatten die Alphaner auf Marys Entscheidungen? Hentman wußte, daß Mary und er gesetzlich getrennt waren. Mary hielt sich auf Alpha III M2 auf, doch er befand sich hier auf Terra. Selbst wenn sie beide auf dem Alphamond gewesen wären, hätte Mary nie auf ihn gehört. Sie würde ihre Entscheidungen ganz allein treffen.
Es sei denn, die Alphaner wußten, daß er die Kontrolle über das Daniel Mageboom-Simulacrum hatte…
Er konnte einfach nicht glauben, daß sie davon wußten; es war unmöglich.
»Wir haben eine Theorie«, sagte Elwood, nahm das Dossier wieder an sich und verstaute es in seinem Aktenkoffer. »Wir glauben, daß die Alphaner wissen…«
»Erzähl mir bloß nicht«, sagte Chuck, »daß sie etwas von Daniel Mageboom wissen. Dann hätten sie den CIA unterwandert.«
»Das… ähm… wollte ich eigentlich nicht sagen«, sagte Elwood unbehaglich. »Ich wollte sagen, daß sie ebenso wie wir wissen, daß deine Trennung von Mary zwar gelaufen ist, daß du aber gefühlsmäßig immer noch so mit ihr verbunden bist wie eh und je. Wir haben rekonstruiert, wie sie die Sache in etwa sehen könnten: Sie gehen vielleicht davon aus, daß du in Kürze wieder Kontakt mit Mary aufnimmst. Ob nun einer von euch damit rechnet oder nicht.«
»Und was hätten sie davon?« fragte Chuck.
»An dieser Stelle wird ihre Lagebetrachtung eindeutig undurchschaubar«, sagte Elwood. »Na ja, wir haben uns das alles genaugenommen aus peripheren Hinweisen zusammengebastelt, aus Fetzchen von hier und da. Wir können uns irren, aber es scheint so, als unternähmen die Alphaner den Versuch, dich dazu zu verleiten, deine Frau umzubringen.«
Chuck sagte nichts. Er verzog keine Miene. Die Zeit verging. Niemand sagte etwas. Elwood und Roger London sahen ihn neugierig an; sie fragten sich ganz klar, warum er nicht antwortete.
»Um ganz offen zu sein«, brummte London schließlich, »wir haben einen Informanten in Hentmans engster Umgebung. Wer es ist, spielt keine Rolle. Doch unser Informant sagt, daß die Drehbuch-Idee, die Hentman und seine Autoren Ihnen vorge legt haben, mit einem CIA-Simulacrum zu tun hat, das eine Frau umbringt. Ist das korrekt?«
Chuck nickte langsam. Sein Blick war starr auf einen Fleck rechts von Elwood und London gerichtet.
»Diese Handlungssituation«, fuhr London fort, »soll Sie mit dem Gedanken vertraut machen, Mrs. Rittersdorf mit einem CIA-Simulacrum umzubringen. Aber Hentman und seine alphanischen Komplizen wissen natürlich nicht, daß sich schon ein CIA-Simulacrum, das Sie steuern, auf Alpha III M2 befindet. Wüßten Sie es, würden sie…« Er brach ab, dann sagte er
Weitere Kostenlose Bücher